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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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folgte Stille.
    Nach einer Weile räusperte sich Feldwebel Colon, ein Hinweis darauf, dass ein gewisser Moment vorüber war. Muskeln entspannten sich.
    »Wir sollten einmal mit einer Hippe hierher kommen und alles in Ordnung bringen«, sagte Colon.
    »Das sagst du immer, Feldwebel, jedes Jahr«, erwiderte Nobby, als sie fortgingen. »Aber wir tun’s nie.«
    »Wenn ich einen Dollar für jede Beerdigung eines Polizisten bekommen würde, bei der ich dabei gewesen bin, dann hätte ich… neunzehn Dollar und fünfzig Cent«, sagte Colon.
    »Fünfzig Cent?«, wiederholte Nobby.
    »Nun, Korporal Hildebiddel ist rechtzeitig aufgewacht und hat an den Sargdeckel geklopft«, erklärte Colon. »Das war vor deiner Zeit. Alle sprachen von einer erstaunlichen Genesung.«
    »Herr Feldwebel?«
    Die drei Männer drehten sich um. Mit einer Art Hochgeschwindigkeitsschleichen näherte sich ihnen der dürre, in Schwarz gekleidete Erste Eheliche, Totengräber des Friedhofs.
    Colon seufzte. »Ja, Erster?«, fragte er.
    »Guten Morgen, o ihr…«, begann der Totengräber, aber Feldwebel Colon winkte mit dem Zeigefinger.
    »Hör auf damit«, sagte er. »Du bist doch schon einmal gewarnt worden. Lass den Kram mit dem ›komischen Totengräber‹. Er ist nämlich gar nicht komisch, und schon gar nicht clever. Sag einfach, was du zu sagen hast. Ohne irgendwelche dummen Dinge.«
    Erster wirkte niedergeschlagen. »Nun, ihr Herren…«
    »Wir kennen uns seit Jahren, Erster«, sagte Colon müde. »Versuch’s einfach.«
    »Der Dekan möchte die Gräber ausheben, Fred«, sagte Erster in schmollendem Tonfall. »Mehr als dreißig Jahre sind vergangen. Wird längst Zeit für die Gruft.«
    »Nein«, sagte Fred Colon.
    »Aber ich habe dort unten ein hübsches Regal für sie, Fred«, bat Erster. »Ganz vorne. Wir brauchen den
Platz,
Fred! Hier gibt’s nur noch Stehplätze, das ist die Wahrheit! Selbst die Würmer müssen im Gänsemarsch hinein! Ganz vorne, Fred, wo ich mit ihnen reden kann, wenn ich Tee trinke. Wie wär’s damit?«
    Die Wächter und Schnapper wechselten einen Blick. Die meisten Bewohner der Stadt hatten einmal die Gruft des Ersten Ehelichen besucht, wenn auch nur als Mutprobe. Für viele von ihnen war es ein Schock zu erfahren, dass eine feierliche Bestattung nicht für die Ewigkeit war, sondern nur für ein paar Jahre, damit »meine kleinen kriechenden Helfer«, wie es Erster ausdrückte, ihre Arbeit erledigen konnten. Anschließend wurden die Gruft und ein Eintrag in einem der großen Bücher zur letzten Ruhestätte.
    Erster lebte dort unten, als Einziger, wie er betonte. Und er mochte die Gesellschaft.
    Erster war auf gewissenhafte Art sonderbar.
    »Es ist nicht deine Idee?«, fragte Fred Colon.
    Erster blickte auf seine Füße. »Der neue Dekan ist ein wenig, äh, neu«, sagte er. »Du weißt schon… eifrig. Sorgt für Veränderungen.«
    »Hast du ihm erklärt, warum die Gräber nicht angerührt werden dürfen?«, fragte Nobby.
    »Er meinte, das sei alles längst Geschichte«, entgegnete Erster. »Seiner Ansicht nach sollten wir die Vergangenheit hinter uns lassen.«
    »Hast du ihm gesagt, dass er sich an Lord Vetinari wenden soll?«, fragte Nobby.
    »Ja, und er meinte, Seine Exzellenz sei bestimmt ein fortschrittlich eingestellter Mann, der sich nicht an Relikten der Vergangenheit festklammert«, erwiderte Erster.
    »Scheint
tatsächlich
neu zu sein«, kommentierte Schnapper.
    »Ja«, brummte Nobby »Klingt ganz nach jemandem, der nicht sehr alt wird. Schon gut, Erster. Du kannst sagen, dass du uns gefragt hast.«
    Der Totengräber wirkte erleichtert. »Danke, Nobby. Und ich möchte noch sagen: Wenn eure Stunde schlägt, Leute, bekommt ihr ein Regal mit guter Aussicht. Ich habe eure Namen in meinem Buch notiert, für die, die nach mir kommen.«
    »Nun, das ist, äh, sehr nett von dir, Erster«, sagte Colon und fragte sich, ob es das wirklich war. Aus Platzmangel wurden die Knochen in der Gruft nach Größe gelagert, nicht nach ihren Eigentümern. Es gab Zimmer mit Rippen und ganze Alleen aus Oberschenkelknochen. Und die Regale beim Eingang waren voller Totenschädel, denn eine Gruft ohne Totenschädel verdiente es nicht, Gruft genannt zu werden. Wenn einige der Religionen Recht hatten und eines Tages tatsächlich eine körperliche Wiederauferstehung anstand, dann drohte ein ziemliches Durcheinander, überlegte Colon.
    »Ich habe genau die richtige Stelle für…«, begann Erster und unterbrach sich. Verärgert streckte er den Arm

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