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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unbekannten Mistkerle in Uniform anzugreifen, aber eine ganze andere, Steine nach dem guten alten Fred Colon oder Keule oder Billy Wiggel zu werfen, die man von Kindesbeinen an kannte und mit denen man im Rinnstein Schlag Meine Tote Ratte Kaputt gespielt hatte.
    Rasen legte die Pinzette beiseite und rieb sich den Nasenrücken. »Das war’s«, sagte er müde. »Ein paar Nähte, und er ist soweit in Ordnung.«
    »Es gibt noch einige andere, die du dir ansehen solltest«, sagte Mumm.
    »Warum überrascht mich das nicht?«, erwiderte der Doktor.
    »Einer hat viele Löcher in den Füßen, ein anderer ist durchs Dach des Aborts gefallen und hat sich das Bein verrenkt, und noch einer ist tot.«
    »Ich schätze, dem Toten kann ich kaum helfen«, sagte Rasen. »Woher weißt du, dass er tot ist? Ja, und mir ist klar, dass ich diese Frage vermutlich bedauern werde.«
    »Er brach sich das Genick, als er vom Dach fiel, und er fiel vom Dach, weil sich ihm ein stählerner Armbrustbolzen in den Kopf gebohrt hat.«
    »Ah. Klingt ganz danach, dass er tot ist, wenn du meine medizinische Meinung hören willst. Hast du ihn umgebracht?«
    »Nein!«
    »Nun, du bist ein viel beschäftigter Mann, Oberfeldwebel. Du kannst nicht überall sein.« Der Doktor lächelte, als er sah, wie Mumm rot anlief, und ging dann zu der Leiche.
    »Ja, ich würde sagen, dieser Herr ist ganz eindeutig verstorben«, brummte er. »Und?«
    »Ich möchte, dass du es aufschreibst. Auf ein Stück Papier. Mit offiziell klingenden Worten wie ›Quetschung‹ und ›Hautabschürfung‹. Ich möchte, dass du es aufschreibst und auch notierst, wann du ihn tot vorgefunden hast. Und anschließend sieh dir bitte die beiden anderen an, und nachdem du sie behandelt hast, danke, möchte ich, dass du ein anderes Stück Papier unterschreibst, auf dem geschrieben steht, dass du den Männern in meinem Auftrag geholfen hast. Jeweils in doppelter Ausführung, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Na schön. Darf ich fragen, warum?«
    »Niemand soll mir die Schuld geben.«
    »Warum sollte jemand dir die Schuld geben? Du hast doch gesagt, dass er vom Dach gefallen ist!«
    »Dies sind misstrauische Zeiten, Doktor. Ah, da ist Fred. Hast du was auftreiben können?«
    Korporal Colon trug eine Kiste und stellte sie mit einem leisen Ächzen auf den Tisch.
    »Die alte Frau Richter mag es nicht, wenn man mitten in der Nacht an ihre Tür klopft«, verkündete er. »Ich musste ihr einen Dollar geben!«
    Mumm wagte es nicht, Rasen anzusehen. »Tatsächlich?«, erwiderte er so unschuldig wie möglich. »Und du hast das Ingwerbier?«
    »Sechs Halbe vom Besten«, sagte Colon. »Auf die Flaschen gibt es übrigens drei Cent Pfand. Und, äh…« Er scharrte unsicher mit den Füßen. »Ich, äh, habe gehört, dass man das Wachhaus bei den Tollen Schwestern in Brand gesetzt hat, Oberfeldwebel. Beim Schlummerhügel sieht’s ebenfalls ziemlich übel aus. Und, äh… beim Wachhaus in der Kröselstraße sind alle Fenster zerbrochen, und drüben beim Geringsten Tor verließen einige Wächter das Wachhaus, um junge Leute daran zu hindern, mit Steinen zu werfen, und einer von ihnen zog sein Schwert, Oberfeldwebel…«
    »Und dann?«
    »Er wird wahrscheinlich überleben, Oberfeldwebel.«
    Doktor Rasen sah sich im Hauptbüro um, in dem noch immer Leute miteinander sprachen. Schnauzi ging mit einem Tablett herum und bot Kakao an. Draußen leisteten einige Wächter dem Rest der Menge an einem wärmenden Feuer Gesellschaft.
    »Ich muss sagen, ich bin beeindruckt«, meinte er. »Offenbar ist dies das einzige Wachhaus, das in dieser Nacht nicht belagert wird. Ich möchte nicht wissen, wie du das fertig gebracht hast.«
    »Glück war dabei im Spiel«, erwiderte Mumm. »Und ich habe drei Männer in den Zellen, die sich nicht ausweisen können, und einen anonymen Möchtegern-Mörder, der ermordet wurde.«
    »Ein ziemliches Problem«, sagte Rasen. »Ich bin nur mit so einfachen Mysterien konfrontiert wie mit der Frage, was ein bestimmter Hautausschlag bedeutet.«
    »Ich bin entschlossen,
mein
Problem so bald wie möglich zu lösen«, sagte Mumm.
     
    Der Assassine kletterte lautlos von Dach zu Dach, bis er ein ganzes Stück von der Aufregung beim Wachhaus entfernt war.
    Seine Bewegungen konnten durchaus katzenhaft genannt werden. Allerdings markierte er seinen Weg nicht mit Urin.
    Schließlich erreichte er eins der vielen Verstecke der oberen Welt. Mehrere Dickichte aus Schornsteinen schufen hier einen kleinen, geschützten

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