Die Nadel.
stehen, als wisse sie nicht, wie begehrenswert sie mit ihren erhobenen Armen und den nach hinten gereckten Schultern in ihrem nassen Badeanzug aussah. Die Insel war ein kleines Fleckchen Erde mit Büschen und Bäumen in der Mitte des Sees – knapp dreihundert Meter entfernt.
Sie ließ die Hände sinken, rief »Los!« und begann schnell zu kraulen.
David mit seinen langen Armen und Beinen gewann natürlich. Lucy geriet in Schwierigkeiten, als sie noch fast fünfzig Meter von der Insel entfernt war. Sie versuchte es mit Brustschwimmen, doch selbst dafür war sie zu erschöpft, so daß sie sich auf den Rücken legen und treiben lassen mußte. David, der schon am Ufer saß und wie ein Walroß prustete, glitt wieder ins Wasser und schwamm ihr entgegen. Er hielt sie von hinten mit dem korrekten Rettungsschwimmergriff unter den Armen fest und zog sie langsam zur Insel. Seine Hände lagen genau unter ihren Brüsten.
»Das macht Spaß«, sagte er, und sie kicherte trotz ihrer Atemlosigkeit.
Kurz darauf meinte er: »Vielleicht sollte ich’s dir doch sagen.«
»Was?« keuchte sie.
»Der See ist nur vier Fuß tief.«
»Du Schuft!« Sie wand sich prustend und lachend aus seinen Armen heraus und fand Boden unter den Füßen.
David nahm ihre Hand und führte sie aus dem Wasser heraus, zwischen den Bäumen hindurch. Er zeigte auf ein altes Ruderboot, das kieloben dalag und vor sich hin faulte. »Als Junge bin ich damit immer hierher gerudert. Ich hatte eine von Papas Pfeifen, eine Schachtel Streichhölzer und ein bißchen Tabak in einem gerollten Stück Papier bei mir. Hier hab’ ich dann immer geraucht.«
Sie waren auf einer völlig von Büschen umsäumten Lichtung. Der grasbedeckte Untergrund war sauber und federte unter ihren Schritten. Lucy ließ sich zu Boden fallen.
»Wir schwimmen langsam zurück«, sagte David.
»Reden wir doch nicht jetzt schon davon«, erwiderte sie.
Er setzte sich neben sie und küßte sie, dann drückte er sie sanft nach unten, bis sie auf dem Rücken lag. Während er ihre Hüfte streichelte und ihren Hals küßte, hörte sie auf zu frösteln.Als er die Hand vorsichtig und schüchtern auf den Hügel zwischen ihren Beinen legte, wölbte sie den Körper nach oben, damit er fester zudrückte. Sie zog sein Gesicht an sich und küßte ihn feucht und leidenschaftlich. Seine Hände glitten zu den Trägern ihres Badeanzugs, und er schob sie über ihre Schultern nach unten. Sie sagte: »Nein.«
Er vergrub das Gesicht zwischen ihren Brüsten. »Lucy, bitte.«
»Nein.«
Er sah sie an. »Es könnte meine letzte Chance sein.«
Sie rollte sich auf die Seite und stand auf. Dann – wegen des Krieges, wegen des bittenden Ausdrucks auf seinem geröteten jungen Gesicht und wegen des beharrlichen Glühens in ihrem Innern – zog sie ihren Badeanzug auf einen Schlag aus und nahm die Badekappe ab, so daß sich ihr dunkelrotes Haar über ihre Schultern ergoß. Sie kniete sich vor ihn hin, nahm sein Gesicht in die Hände und führte seine Lippen an ihre Brust.
Sie verlor ihre Jungfräulichkeit schmerzlos, mit Begeisterung und nur ein wenig zu schnell.
Ihr Schuldbewußtsein würzte die Erinnerung und machte sie noch angenehmer. Es mochte eine geschickt eingefädelte Verführung gewesen sein, aber sie war ein bereitwilliges, um nicht zu sagen begieriges Opfer gewesen, besonders am Ende.
Lucy zog ihre Reisesachen an. Sie hatte ihn an jenem Nachmittag auf der Insel zweimal schockiert: Zuerst, als sie wollte, daß er ihre Brust küßte, und dann, als sie ihm mit den Händen geholfen hatte, in sie einzudringen. Anscheinend geschah so etwas nicht in den Büchern, die er las. Wie die meisten ihrer Freundinnen hatte Lucy D. H. Lawrence gelesen, um etwas über Sex zu erfahren. Sie vertraute seiner Choreographie, mißtraute aber der Begleitmusik. Das, was seine Romanfiguren miteinander anstellten, klang angenehm, aber so toll nun auch wieder nicht. Sie erwartete keine Trompetenstöße, Blitzgewitter und das Schlagen von Zimbeln bei ihrem sexuellen Erwachen.
David war noch ein wenig unwissender als sie. Aber er war rücksichtsvoll
und fand Vergnügen an ihrem Vergnügen. Sie war sicher, daß das am wichtigsten war.
Seit dem ersten Mal hatten sie es nur einmal wieder getan. Genau eine Woche vor der
Hochzeit hatten sie wieder miteinander geschlafen. Es hatte ihren ersten Streit
ausgelöst.
Diesmal war es im Hause ihrer Eltern – morgens, als alle weg waren. Er
kam im Morgenmantel in ihr Zimmer und
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