Die Nadel.
schlüpfte zu ihr ins Bett. Fast hätte sie an
Lawrence’ Trompetenstöße und Zimbeln geglaubt. David stand sofort danach wieder
auf.
»Geh nicht«, sagte sie.
»Und wenn jemand kommt?«
»Das nehme
ich auf meine Kappe. Komm wieder ins Bett.« Sie fühlte sich wohlig, schläfrig und
zufrieden, und sie wollte ihn neben sich haben.
Er zog seinen Morgenmantel an. »Es
macht mich nervös.«
»Vor fünf Minuten warst du nicht nervös.« Sie streckte die
Hand nach ihm aus. »Leg dich zu mir. Ich möchte deinen Körper kennenlernen.«
»Mein Gott, du bist schamlos.«
Sie blickte ihn an, um zu sehen, ob er
scherzte. Als sie merkte, daß er es ernst gemeint hatte, wurde sie wütend. »Was, zum
Teufel, soll das bedeuten?«
»Du benimmst dich nicht . . . wie es sich
gehört!«
»Was für ein Blödsinn – «
»Du benimmst dich wie eine –
eine Nutte.«
Nackt und wütend sprang sie aus dem Bett. Ihre schönen Brüste
wogten vor Zorn. »Was verstehst du denn schon von Nutten?«
»Nichts!«
»Und was verstehst du von Frauen?«
»Ich weiß, wie sich eine Jungfrau benehmen
soll!«
»Ich bin . . . ich war . . . bevor du . . . « Sie setzte sich auf die
Bettkante und brach in Tränen aus.
Das war natürlich das Ende des Streits. David
legte die Armeum sie und sagte: »Es tut mir leid, ehrlich,
wirklich. Für mich bist du auch die erste. Ich weiß nicht, was ich erwarten soll, und ich
bin verwirrt . . . Schließlich wird einem darüber nie etwas gesagt, oder?«
Sie
schniefte und schüttelte zustimmend den Kopf. Was ihn wirklich nervös machte, war
bestimmt die Gewißheit, daß er in acht Tagen mit einem zerbrechlichen Flugzeug starten
und über den Wolken um sein Leben kämpfen mußte. Sie verzieh ihm also, er trocknete ihre
Tränen, und sie legten sich wieder ins Bett. Danach war er sehr lieb zu ihr . . .
Lucy war jetzt fast fertig. Sie musterte sich in einem bis zum Boden reichenden
Spiegel. Ihr Kostüm wirkte mit seinen geraden Schultern und Epauletten leicht
militärisch, doch die Bluse darunter war zum Ausgleich sehr weiblich. Ihr Haar war unter
einem eleganten, flachen runden Hut in Ringellöckchen gelegt. In diesem Jahr wäre es
nicht richtig gewesen, todschick angezogen daherzukommen. Aber sie hatte den Eindruck, daß
es ihr gelungen war, flott, aber praktisch und doch zugleich attraktiv auszusehen, wie es
jetzt immer mehr Mode wurde.
David wartete schon im Flur auf sie. Er küßte sie und
sagte: »Sie sehen wunderbar aus, Mrs. Rose.«
Sie wurden zurück zur
Hochzeitsgesellschaft gefahren, damit sie sich von allen verabschieden konnten, bevor sie
abreisten, um die Nacht in London, im Claridge’s , zu verbringen. Danach würde
David weiter nach Biggin Hill fahren und Lucy nach Hause zurückkehren. Sie würde bei
ihren Eltern wohnen. Wenn David Urlaub hatte, konnten sie ein Landhaus benutzen.
Eine halbe Stunde lang wurden nochmals Hände geschüttelt und Küsse ausgetauscht, dann
gingen sie hinaus zum Auto. Ein paar von Davids Cousins hatten sich sein MG-Kabrio
vorgenommen. Konservendosen und ein alter Stiefel waren mit Bindfäden an den Stoßstangen
befestigt, die Trittbretter waren voller Konfetti, und »jung verheiratet« war mit
hellrotem Lippenstift überall auf den Lack gekritzelt.
Sie fuhren lächelnd und
winkend ab, während die Gäste fastdie ganze Straße hinter ihnen
füllten. Eine Meile weiter hielten sie an und säuberten das Auto.
Es dämmerte
bereits, als sie wieder losfuhren. Davids Scheinwerfer waren verdunkelt, aber er fuhr
trotzdem ungemein schnell. Lucy fühlte sich sehr glücklich.
David sagte: »Im
Handschuhfach ist eine Flasche Schampus.«
Lucy öffnete das Fach. Der Champagner
und zwei Gläser waren sorgfältig in Seidenpapier eingewickelt. Er war noch recht
kalt. Der Korken löste sich mit einem lauten Knall und schoß hinaus in die Nacht. David
zündete sich eine Zigarette an, während Lucy den Sekt einschenkte.
»Wir kommen zu
spät zum Abendessen«, sagte er.
»Na und?« Sie reichte ihm ein Glas. Sie war im
Grunde zu erschöpft und müde, um zu trinken. Das Auto schien schrecklich schnell zu
fahren. Sie überließ David fast den ganzen Champagner. Er begann den St. Louis Blues zu pfeifen.
Es war ein eigenartiges Erlebnis, bei Verdunklung durch England zu
fahren. Man vermißte plötzlich Lichter, die man vor dem Krieg gar nicht wahrgenommen
hatte: Lichter auf Veranden von
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