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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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sollte, so wird sie diese Tatsache erkennen und bewerten — wie immer dieser Prozess heute enden mag!
    Das Licht draußen wurde rasch schwächer. In Gedanken versunken lehnte Nicole an der Wand in ihrer Zelle. Sie überlegte, ob dies nun wohl die letzte Nacht ihres Lebens sein sollte, und sie fröstelte unwillkürlich. Seit der Urteilsverkündung hatte sie sich Abend für Abend auf ihre Pritsche gelegt — im Bewusstsein, dass sie am nächsten Tag vielleicht sterben musste.
    Kaum war es dunkel, kam der Garcia-Biot mit ihrem Abendessen. Während der letzten paar Tage war ihr Essen sehr viel besser geworden. Während sie den gebratenen Fisch in den Mund schob, dachte Nicole über diese fünf Jahre nach, die vergangen waren, seit sie und ihre Familie dem ersten Erkundungstrupp von der Pinta begegnet waren. Was ist damals schiefgegangen ?, fragte sie sich. Was war unser fundamentaler Fehler?
    Sie hörte Richards Stimme im Kopf. Er — in seinem Zynismus und seinem profunden Misstrauen gegenüber dem, wozu Menschen fähig sind — hatte bereits nach einem Jahr behauptet, dass dieses »neue Eden« für die Menschen einfach zu gut sei. »Wir werden es wahrscheinlich genauso kaputtmachen, wie wir die Erde kaputtgekriegt haben«, hatte Richard gesagt. »Unsre genetische Erblast — du weißt schon, diese ganze Besitzgier und Habgier, die Aggressivität und unser räuberisches Kriechtierverhalten — ist einfach zu gewichtig, als dass sie durch Erziehung und Höherbildung überwunden werden könnte. Schau dir doch nur mal Michael O'Tooles Idole an: Jesus, den Sohn der Maria, und diesen jungen Italiener ... den >heiligen< Michael von Siena ... Beide wurden umgebracht, weil sie den Menschen zu sagen wagten, sie sollten sich bemühen, ein bisschen mehr zu werden als clevere Schimpansen.«
    Aber hier, dachte Nicole, hier in New Eden gab es doch so viele Chancen für eine bessere Welt. Für die Grundbedürfnisse war gesorgt. Uns umgaben unbestreitbare Beweise für die Existenz einer uns an Intelligenz turmhoch überlegenen andren Wesenheit im Universum. Das hätte eigentlich eine Menschenwelt hervorbringen müssen, in der .. .
    Sie aß die letzten Bissen Fisch, dann zog sie den Miniatur-Schokopudding näher. Sie lächelte. Wie hatte Richard Schokolade immer so gern gehabt! Er fehlt mir unendlich, dachte sie. Besonders die Gespräche mit ihm fehlen mir, seine kluge Einsicht. Schritte, die auf ihre Zelle zukamen, schreckten sie aus ihren Gedanken. Ein heftiges Angstschaudern durchfuhr sie. Ihre Besucher waren zwei junge Männer, jeder mit einer Laterne versehen. Sie trugen die Uniform von Nakamuras polizeilicher Spezial-Staffel.
    Die Männer kamen sehr geschäftsmäßig in die Zelle. Sie stellten sich nicht vor. Der ältere Mann, etwa Mitte dreißig, zog ein Papier hervor und begann zu lesen: »Nicole des Jardins Wakefield, du bist des Verbrechens des Hochverrats für schuldig befunden und verurteilt worden. Die Vollstreckung des Urteils findet morgen früh um 08.00 Uhr statt. Das Frühstück wird um 06.30 Uhr, zehn Minuten nach Tagesanbruch, serviert. Wir werden dich um 07.30 Uhr holen kommen und in den Exekutionsraum bringen. Dort wirst du auf den elektrischen Stuhl geschnallt, um ...äh ... 07.58 Uhr; der Strom wird genau zwei Minuten später — um 08.00 Uhr — eingeschaltet ...
    Hast du irgendwelche Fragen?«
    Nicoles Herz raste so schnell, dass sie kaum Luft bekam. Sie zwang sich zur Ruhe. »Hast du irgendwelche Fragen?«, wiederholte der Mann.
    »Wie ist dein Name, junger Mann?«, fragte Nicole mit schwankender Stimme.
    »Franz«, sagte der Mann nach kurzem verblüfften Zögern. »Franz und wie noch?«, fragte Nicole.
    »Franz Bauer«, antwortete er.
    »Nun, Franz Bauer ...« — Nicole zwang sich zu einem Lächeln —, »kannst du mir bitte sagen, wie lange es dauert, bis ich tot bin? Natürlich genau vom Moment des Einschaltens der Elektrizität an?«
    »Ich ... das weiß ich eigentlich nicht genau«, erwiderte der Mann ein wenig außer Fassung. »Du verlierst fast sofort das Bewusstsein — innerhalb weniger Sekunden. Aber ich weiß nicht, wie lang...«
    »Danke«, sagte Nicole. Ihr wurde schwindlig. »Könntet ihr jetzt bitte gehen? Ich möchte allein sein.« Die Männer schoben die Zellentür auf. »Ach, eines noch«, fügte Nicole hinzu. »Könntet ihr mir eine Lampe dalassen? Und vielleicht einen Stift und Papier oder sogar ein elektronisches Notizbuch?«
    Franz Bauer schüttelte den Kopf. »Bedaure«, sagte er. »Es

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