Die nächste Begegnung
hat Spaß dran, unsere Interaktionen zu beaufsichtigen und zu katalogisieren, die wir mit den Ramanern haben — oder wer immer die Computer bedient, die wir über die Tastatur in unserem Zimmer aktivieren. Wir haben in dem dunklen Tunnelgang direkt hinter dem schwarzen Bildschirm bisher noch nie irgendwen oder irgendwas gesehen. Also wissen wir nicht mit Gewissheit, ob es dort hinten wirklich Lebewesen gibt, die auf unsere Bitten/Bestellungen reagieren und ihre Produktionsstätten anweisen, die verschiedensten Dinge für uns zu fertigen, aber wir finden es praktisch und angemessen, von unseren Gastgebern und Wohltätern als den >Ramanern< zu sprechen.
Das Kommunikationsverfahren zwischen >ihnen< und uns ist zugleich kompliziert und direkt. Kompliziert insofern, als wir Bilddarstellungen auf dem schwarzen Schirm benutzen, um mit ihnen zu >reden<, und präzise quantitative mathematische, physikalische und chemische Formeln. Und direkt ist die Kommunikation, weil unsere Text-Inputs über die Tastatur tatsächlich in verblüffend einfacher Syntax abgefasst sind. Der häufigst benutzte Satz ist >Wir möchten< oder >Wir wollen< (natürlich haben wir keine Ahnung, was das exakte translatorische Äquivalent unserer Bitte ist, wie könnten wir auch, und nehmen einfach nur an, dass wir höflich sind — es könnte durchaus sein, dass die von uns aktivierten Anweisungen als grobschlächtige, unfeine Befehle >drüben< erscheinen, die immer gleich beginnen: »Gib uns ...«). Dann schicken wir eine Detailbeschreibung dessen nach, das wir gern >geliefert< haben möchten.
Im chemischen Bereich ist es am schwierigsten. P ri mitive alltägliche Dinge wie Seife, Papier oder Glas sind chemisch von höchst komplexer Beschaffenheit, und es ist oft extrem schwer, die Zahl und Art der chemischen Komponenten exakt zu spezifizieren. Wie Richard bei seiner Arbeit an Tastatur und Schwarzschirm anfangs feststellte, mussten wir zusätzlich auch noch Produktionsverfahren umrisshaft entwerfen, darunter beispielsweise der Temperaturbereich, in dem sie ablaufen mussten, oder wir riskieren, dass die uns gelieferten Produkte keinerlei Ähnlichkeit mit dem Gewünschten aufweisen. Der Bestellvorgang führt zu zahllosen empirischen Versuchen und Fehlschlägen. Anfangs war die Interaktion sehr wenig effizient und ziemlich frustrierend. Wir wünschten alle drei, dass wir im Chemieunterricht im College besser aufgepasst hätten. Aber unsre Unfähigkeit, uns auf diese Weise mit den ganz alltäglichen Annehmlichkeiten zu versorgen, führte dann wesentlich zu unsrer Großen Exkursion (wie Richard sie zu nennen beliebt), die wir vor vier Monaten durchführten.
Zu dem Zeitpunkt lag die Raumtemperatur über dem Boden in New York wie im restlichen Rama bereits fünf Grad unter dem Gefrierpunkt, und Richard hatte die Bestätigung errechnet, dass das Zylindrische Meer wieder von massivem Eis bedeckt sei. Ich machte mir immer größere Sorgen, weil wir auf die Geburt des Kindes nicht angemessen vorbereitet waren. Es dauerte alles viel zu lang, bis wir irgendetwas schafften. Zum Beispiel hatte es sich als ein monatelanges Unternehmen herausgestellt, eine funktionstüchtige Toilette zu >bestellen< und sie dann zu installieren, und das Ergebnis war dann schließlich auch nur recht kläglich in seiner Funktion. Fast die ganze Zeit war es unser Hauptproblem, dass wir unseren Gastgebern fortgesetzt mangelhafte Wunschspezifikationen lieferten. Manchmal allerdings kamen die Schwierigkeiten von den Ramanern. Sie informierten uns mehrmals über unsere Interlingua von mathematischen und chemischen Symbolen, dass es ihnen nicht möglich sei, innerhalb der gewünschten Zeitspanne einen von uns erbetenen speziellen Gegenstand herzustellen.
Jedenfalls verkündete Richard eines Morgens, er beabsichtige, unsere sichere Höhle zu verlassen, und wolle versuchen, sich zu dem immer noch angedockten Militärschiff unserer Newton-Expedition durchzuschlagen. Als Zweck gab er an, dass er die Hauptkomponenten der wissenschaftlichen Datenspeicherung aus den Schiffscomputern herausholen wollte (was uns unendlich dabei helfen konnte, unsere Wünsche den Ramanern gegenüber zu formulieren); aber er gestand auch ein, dass er vor Gier nach etwas > Anständigem zu essen< fast außer sich war. Es war uns gelungen, dank der chemischen Nahrungspräparate, die uns die Ramaner gaben, am Leben und sogar gesund zu bleiben. Allerdings schmeckte das Zeug entweder nach gar nichts oder abscheulich.
Ich
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