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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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zähneknirschend.
    Während des Essens lief unsere Unterhaltung ähnlich schleppend weiter. Paul und die Hartmanns versuchten in einem fort, sich zu übertrumpfen. Kein Wunder, dass wir kurze Zeit später auf das nächste Unglück zusteuerten.
    «Wo haben Sie und Ihre Frau siccch eigentliccch kennengelernt, Dr. Rosenstrauccch?», wollte Professor Schümli wissen und sah dabei Paul neugierig an.
    Ich hielt die Luft an. Nicht nur weil ich sonst über Schümlis kreative Namensgebung hätte lachen müssen. (Konnte oder wollte er sich Pauls Nachnamen nicht merken?) Vor allem aber wollte ich jetzt nicht verpassen, was Paul darauf als Antwort parat hatte:
    Bei einer Expedition ins All?
Auf der Rainbow Warrior?
Als aktive Wahlhelfer im Obama-Wahlkampf?
    «Wir 

äh 

», stotterte er, was ich voller Genugtuung zur Kenntnis nahm. «Also 

auf einem Schiff.»
    Es war, wie ich befürchtet hatte: Punkt 2!
    «Also, genau genommen auf dem Segelboot eines Bekannten, der 

äh 

seinen Geburtstag auf hoher See begehen wollte. Wissen Sie», er legte seine Hand auf meine, «Nella liebt segeln.»
    Auch das noch. Wie kam er nur auf so etwas? Ich meine, wenn ich schon nicht gern fliege, sollte er sich mit anderen wackeligen Hobbys lieber zurückhalten.
    «Ach, wirklich?», rief Dr. Hartmann entzückt. «Dann ist es ja beinahe schade, dass wir hier nicht gemeinsam unsere Stelle antreten werden, Dr. Rosen. Sonst hätten wir mal zu viert den Lac Léman unsicher machen können. Hahaha!»
    Das fehlte mir noch, dachte ich. Eher würde ich mit dem Altenkreis ein Rockkonzert besuchen, als mich freiwillig auf ein Boot zu begeben.
    «Ach, ist Ihr Mann etwa auch so eine Sportskanone wie meiner, Frau Rosen?» Es war die Mutter Teresa der Runde, die wieder das Wort an mich richtete. Nur dass sie mich dabei nicht ansah, sondern sich in Pauls Nutella-Augen vertiefte.
    Das wollte ich mir nicht länger ansehen. Die Stunde meiner Rache war gekommen. «Ganz genau», flötete ich und strahlte in die Runde, als hätte Paul bereits sechsmal olympisches Gold geholt, «mein Mann liebt Sport. Alles, was mit Schlägern zu tun hat 

»
    … ist ihm ein Gräuel,
hätte ich sagen sollen. Doch stattdessen sagte ich: «

ist sein Steckenpferd» und konnte aus den Augenwinkeln die Mordlust in Pauls Augen erkennen.
    Aber immerhin sah er zur Abwechslung jetzt mal mich an.

    «Das trifft siccch ja gut», freute sich Professor Schümli und erhob begeistert sein Glas, um Paul zuzuprosten. «Wenn uns am Ende der drei Tage noccch etwas Zeit bleibt, können wir ja noccch eine Partie Golf spielen.»
    Tja, bis hierhin lief also alles noch einigermaßen. Nach dem Dessert, das ohne nennenswerte Zwischenfälle verlief, schlug Professor Schümli allerdings vor, auf einen Absacker in der Hotelbar einzukehren. Und nun weiß ich auch, warum man so etwas Absacker nennt!
    5  Uhr  39 . So weit meine Erinnerung.
    5  Uhr  40 . Ein Glück, dass Paul schnarcht! So kann ich mir sicher sein, dass er noch am Leben ist. Allerdings ergibt sich daraus eine entscheidende Frage: Wenn Paul und Leo am Leben sind, wem habe ich dann wohl den Cocktailspieß in die Brust gerammt?
    5  Uhr  43 . Hoffentlich der Hartmann, auch wenn es mir um das schöne Kleid leid täte. Kann nicht glauben, dass Paul ihr dieses unerträgliche Wohltätigkeitsgesülze abgekauft hat. Zumal er ja dieses Lügenduell angezettelt hat. Tse, Männer! Die glauben einfach alles, wenn man es ihnen brüstewackelnd vorträgt.
    5  Uhr  45 . Uhuhu! Gerade fällt mir wieder Leo ein. Könnte vielleicht doch sein, dass mein vom Universum vorgesehenes Glückskontingent aufgebraucht ist!
    5  Uhr  50 . Schade. Dabei hätte ich doch so gern auch ein Kleid von Jason Wu.
    5  Uhr  55. Oh mein Gott! Jetzt ist mir noch etwas eingefallen: Paul hat mich geküsst!
    5  Uhr  58 . Na ja, könnte auch sein, dass ich
ihn
geküsst habe.
    6  Uhr  01 . Aber warum hätte ich das tun sollen?

[zur Inhaltsübersicht]
11. Paul
    Samstagvormittag
    «Nelly? Nella? Aufwachen! Du liegst auf meinem Arm!»
    Meine Ehefrau rührt sich nicht. Hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert. Sie hat aller Wahrscheinlichkeit nach noch immer 1,5 Promille und dazu bestimmt einen fetten Kater.
    Herrje, was habe ich mir da nur eingebrockt? Zum Glück bestand Professor Schümli ja nur darauf, dass ich verheiratet sein soll. Davon, dass meine Ehefrau zurechnungsfähig, alkoholresistent oder gar Pazifistin sein soll, war nie die Rede. Und dass

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