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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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tatsächlich mein Hausarzt. Oder habe ich etwa in seinem gelegen? Was ist gestern Abend passiert? Also, ich kann mich schwach erinnern, dass wir geheiratet haben. Oder er zumindest wollte, dass ich ihn heirate. Mmh 

das würde natürlich erklären, warum wir in einem Bett schlafen.
    2  Uhr  48 . Fühle mich furchtbar. Nicht bloß wegen Kopfschmerzen und vermeintlicher Heirat. Da ist noch etwas anderes. Ich befürchte, etwas Schlimmes getan zu haben. Etwas wirklich Böses. Etwas, das ich in meinem ganzen Leben noch nicht gemacht habe.
    2  Uhr  50 . Weiß nur leider nicht mehr, was.
    2  Uhr  53 . Oh nein. Ich glaube, ich habe Leo getötet. Hilfe! Blut klebt an meinen Händen. Na ja, bildlich gesprochen. Ob ich jetzt ins Gefängnis muss?
    Und wieso kann ich mich an die Details nicht erinnern? Hm, ist bestimmt ein Trauma, genau wie nach dem Flug.
    2  Uhr  55 . Ja, bin mir sicher, Trauma zu haben. Fühle diese unendliche Leere wie beim Verlust eines geliebten Menschen. Urgs. Ob man im Gefängnis wohl
Mad Men
gucken kann?
    2  Uhr  57 . Warum musste ich Leo denn auch gleich umbringen? Bleibt nur zu hoffen, dass ich hier vor Ort verurteilt werde und nicht noch mal ins Flugzeug muss. Das wäre ja sonst doppelt blöd. Allerdings könnte es meiner Verteidigung vielleicht dienlich sein, wenn ich den Vorfall irgendwie schildern könnte. Eventuell gab es ja sogar ein Motiv, das mich beim Prozess entlastet.
    3  Uhr  00 . Tja, dort wo gestern Gehirn war, ist jetzt nur noch schwarzes Loch.
    3  Uhr  25 . Oh, jetzt fällt mir etwas ein. Irgendetwas mit Liz Taylor ist gestern gewesen. Könnte sein, dass Liz Taylor eine Affäre hat. Mit Paul. Oder mit Leo. Herrje, dieser Alkohol.
    3  Uhr  30 . Also, ich komm einfach nicht drauf. Ob ich mich wieder hinlegen und mal ganz kurz zum Aufwärmen an Paul kuscheln sollte?
    4  Uhr  49 . Oh Gott, mein Kopf. Bin wieder im Bad. Kann nicht schlafen, und die Tablette hat auch nicht gewirkt. War ja klar, in Gegenwart dieses Arztes ist jegliche Medizin wirkungslos.
    Noch immer spüre ich diesen unendlichen Kummer in mir wegen Verlust von Leo. Hoffentlich kommt die Erinnerung bald zurück.
    Oh, mein Handy blinkt!
    4  Uhr  55 . Du liebe Güte, ich habe 6 Anrufe und 3 SMS von Leo bekommen, was wohl bedeutet, dass er noch am Leben ist.
    4  Uhr  57 . Kann mich nur irgendwie nicht freuen. Außer vielleicht darüber, nun vermutlich doch nicht ins Gefängnis zu müssen.
    5  Uhr  01 . Hier seine letzte Nachricht:
Geliebte Nella, bitte verzeih mir, ich kann dir alles erklären. Wirklich! Lass uns morgen noch einmal in Ruhe über alles reden, ja? Ich liebe dich! Dein Leoliebling.
    5  Uhr  02 . UAAAAAAAH !
    5  Uhr  03 . Argh.
    5  Uhr  04 . Die Erinnerung kommt langsam, aber sie kommt. Scheiße. Dieser Mistkerl!
    5  Uhr  05 .
Dein Leoliebling?
Spinnt der jetzt total? Nach allem, was er mir angetan hat, nennt der sich Leoliebling? Ich fasse es nicht.
    5  Uhr  12 . Bin am Boden zerstört. Da reise ich für diesen Mann um den halben Erdball, und das auch noch in einem Flugzeug (!) – und was macht er? Knutscht mit einer anderen. Vor meinen Augen! Von wegen Meeting in Bern. Hätte ich mir auch gleich denken können, dass das ’ne miese Ausrede ist. Wer fährt auch schon von heute auf morgen nach Bern? Wo ist das überhaupt?
    5  Uhr  15 . Kann plötzlich sehr gut nachvollziehen, warum seine Ex ihm dieses Achtziger-Jahre-Sofa aufgeschwatzt hat. Falls ich jemals wieder mit Leo reden sollte, werde ich ihn zur Anschaffung eines Berberteppichs überreden. Oder eines Rattanregals.
    5  Uhr  18 . Muss mir erst mal von der Seele schreiben, was genau passiert ist. Nicht dass ich wieder alles vergesse. Also: Ich hatte gerade den letzten Knoten meiner Schuhe festgezurrt, da schob mich Paul aus dem Zimmer. (Kann immer noch nicht glauben, dass ich meinen Hausarzt duze. Na ja, wobei – ich schlafe ja anscheinend auch mit ihm in einem Bett. Da scheint mir duzen schon angemessen.) Vor dem Hotel wartete ein Taxi, das uns zu unserer Abendlocation fahren sollte: ins Four-Season-Hotel!
    Während der Fahrt tauschten wir die nötigsten Informationen über unser Leben aus.
    Ich erfuhr:
    Paul hasst alle Sportarten, die man mit einem Schläger spielt.
Er wohnt im vierten Stock mit Blick auf die Alster. (Hilfe!, seine Wohnung kann also nicht so weit weg sein vom
Fashion-Café
!)
Pauls Vater ist ein sturer alter Mann, der zu geizig ist, eine anständige Kaffeemaschine für die Praxis anzuschaffen.

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