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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Leo ausgerechnet mal bei dieser Schnecke rumfummeln wollte. Aber diesbezüglich stellen die meisten meiner Geschlechtsgenossen ja nicht so hohe Ansprüche. Warum sonst sind Frauen wie Céline Dion oder Camilla Parker Bowles verheiratet?
    Nellas Leo scheint also keine Ausnahme zu sein. Wenn ich mich recht erinnere, lag sogar ein Zimmerschlüssel neben ihm auf dem Tresen. Zufall? Oder war sein Treffen von langer Hand geplant? Egal wie – nach einer Geschäftsbeziehung sah mir das Treffen jedenfalls nicht aus, es sei denn, die Dame war eine Prostituierte.
    Zunächst lief noch alles gut. Ehepaar Schümli, die Hartmanns, Nella und ich hatten es uns gerade an einem der runden Bartische gemütlich gemacht und mit ein paar bunten Cocktails angestoßen. Alles schien in bester Ordnung, bis bei meiner Ehefrau plötzlich die Schnappatmung einsetzte. Einen Grund dafür konnte ich zwar auf Anhieb nicht erkennen, hielt es aber für das Beste, schon mal prophylaktisch eine Erklärung in die Runde zu werfen.
    «Eine allergische Reaktion», sagte ich zu niemandem Bestimmtem, woraufhin Nella einen spitzen Schrei ausstieß, der sich so gar nicht allergisch anhörte. Eher klang es, als sei sie spontan wahnsinnig geworden. Als sie gleich darauf auch noch mit zitternden Fingern in Richtung Bar zeigte und «Oh mein Gott, da ist Leo!» hervorpresste, wurde mir zumindest schon mal klar, wo das Problem lag.
    Von einer Lösung weit entfernt, ließ ich einen halbwegs glaubhaft imitierten Hustenanfall vom Stapel, damit man Nella nicht mehr so gut hören konnte. Danach fiel mir erst einmal nichts mehr ein, wodurch ich die Situation hätte retten können. Einen Moment schien es außerdem, als würde sich die Lage von selbst entspannen. Nella saß stocksteif neben mir und schwieg. Das hätte mir natürlich eine Warnung sein müssen. Denn diese Frau schweigt im Grunde genommen nie. Selbst im Schlaf redet sie. Und wenn mal für ein paar Sekunden nichts von ihr zu hören ist, dann vermutlich nur, weil sie Kraft für den nächsten Angriff sammelt. Das ist mir jetzt jedenfalls klar.
    Um nun dieses ungewöhnliche Schweigen, das beinahe noch schlimmer zu ertragen war als Nellas Japsen, zu überspielen, legten die anderen übersprungartig mit Smalltalk los. So lange, bis meine Ehefrau erneut anfing zu röcheln. Und dieses Mal deutete nichts daraufhin, dass sie sich jemals wieder beruhigen würde. Nellas Atem beschleunigte sich, ihre Augen sprühten Funken, und zwei Sekunden später fing sie an zu hyperventilieren.
    «Oh mein Gott», ächzte Frau Schümli, «können wir vielleicht helfen?» Sie war schon im Begriff aufzustehen, um Nella Luft zuzufächeln, als ich abwinkte.
    Am besten, Sie verschwinden jetzt alle
, hätte ich gern gesagt, schüttelte aber stattdessen nur stumm den Kopf. Reden war mir kaum mehr möglich, fieberhaft arbeitete ich an einer Idee, wie ich Herr der verzwickten Lage werden könnte. Nella schnaufte mittlerweile wie ein altersschwacher Trabant 601 und vollführte ähnlich zuckende Bewegungen.
    «Was macht dieser 

dieser Mistkerl da?», stotterte sie aufgebracht, «mit dieser 

mit dieser 

»
    DAS hörte sich nicht gut an. Das hörte sich vor allem nicht so an, als ob sie nach einer gesellschaftsfähigen Bezeichnung für eine Frau suchte. Vielmehr war zu befürchten, dass sie ein Wort aussprechen wollte, das in konservativen Ohren vermutlich eine Rückkopplung erzeugen würde. Blitzschnell presste ich ihr meine Hände vor den Mund.
    Sofort erstarb das Gezeter. Allerdings rollte Nella nun wie eine Erstickende mit den Augen und versuchte auf diese Art mitzuteilen, was sie von der Sache hielt. Kein schöner Anblick. Aber ich hatte keine Wahl.
    «Sie hat das manchmal», flüsterte ich den anderen zu. «Auf diese Art kündigt sich immer ein 

äh 

also, etwas 

äh 

an.»
    Mir war ehrlich gesagt selbst nicht klar, was sich durch ein derartiges Gejapse ankündigen könnte, aber der Anfang war gemacht. Am Tisch nickte man verständnisvoll. Nur die Hartmann-Kuh fragte skeptisch: «Und was soll das sein?»
    Tja, wie gesagt, das hätte ich in dem Moment auch gern gewusst. Meine Körpertemperatur schoss in die Höhe, als hätte ich eine finnische Erdsauna betreten. Aber nicht nur weil ich um eine Antwort verlegen war. Langsam wurde ich außerdem noch wütend. Das hier war eine Familienangelegenheit – warum glaubte diese arrogante Bohnenstange, sich da einmischen zu müssen? Doch wohl nur, um mich in

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