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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Angelina Jolie auch nur deshalb so viele Kinder, weil Brad Pitt es satthatte, dauernd das Haus voller Poolreiniger zu haben. Und jetzt müssen die Kids beim Suchen helfen.
    Dummerweise ist bei mir momentan weder an eine ausschwärmende Kinderschar noch an Umzug zu denken. Selbst wenn ich auf den Pool verzichte.
    11  Uhr  35 . Warum musste Leo sich auch versetzen lassen? Und dann ausgerechnet in die Schweiz. Ich meine, schlimm genug, dass es dort leckere Schokolade gibt – teuer ist es auch noch. Und weit weg. Hamburg–Genf–Hamburg, und das jedes zweite Wochenende, wer kann sich solchen Luxus schon erlauben?
    Wäre definitiv schlauer gewesen, ich hätte Leo nicht weisgemacht, mein Laden werfe ausreichend Gewinn ab und ich sei finanziell unabhängig. Denn nur weil ich mich einigermaßen ernähren und eine Zwergenbehausung zahlen kann, heißt das ja noch lange nicht, dass ich reich bin. Vielleicht sollte ich einfach mal nörgeln. Andere Frauen tun das schließlich auch. Und je mehr Geld die Leute haben, um so mehr stöhnen sie ja bekanntlich. Wahrscheinlich wirke ich in Leos Augen schon total unglaubwürdig.
    11  Uhr  38 . Orte, an denen ich die Karte schon gesucht habe:
    neben, unter und hinter dem Sofa
neben, unter und hinter dem Bett
Schmutzwäschekorb
komplette Küche, einschließlich Kühlschrank
    Orte, an denen ich Karte noch suchen könnte:
    Schuhschrank
Mülleimer
Krümelfach vom Toaster
zwischen den Seiten der InStyle. (Dummerweise gestern ins Altpapier gebracht.)
    11  Uhr  51 . Langsam wird es knapp. Bestimmt schließt die Praxis pünktlich, bei so etwas kennen Ärzte ja keine Gnade. Jedenfalls solange man nicht mit aufgeschlitzten Pulsadern gegen ihre Tür hämmert.
    12  Uhr  15 . Immer noch keine Spur von Karte. Kann nicht glauben, dass mir das passiert! Bin normalerweise weder schusselig noch unordentlich. Erst seit ich die dreißig überschritten habe, unterläuft mir ab und zu eine kleine Unaufmerksamkeit. Vermutlich verhält sich das wie mit der Altersweitsichtigkeit: ein schleichender Prozess. Irgendwann werde ich mir für alles eine Erinnerung schreiben müssen. Dann trage ich meinen Haustürschlüssel um den Hals und muss mich in regelmäßigen Abständen beim DRK melden, damit ich nicht still und einsam in meiner Wohnung vor mich hin verwese. Uhuhuuu, furchtbare Vorstellung. Bin sehr froh, für solche Sachen jetzt Leo zu haben. Leonard, genau genommen, aber das ist mir zu lang. Jedenfalls im Bett. Und wenn ich mich ärgere oder Tagebuch schreibe oder die Telefoneinheiten ticken. Leonard sage ich nur, wenn er mir nach dem Restaurantbesuch in den Mantel hilft. Eventuell würde ich es auch beim Juwelier sagen («Oh, Leonard, sieh doch nur, der Zweikaräter. Ist der nicht wunderschön?») oder – falls wir eines Tages gemeinsam reisen – am Flughafenschalter («Leonard, würdest du uns bitte zwei Sitzplätze vor den Tragflächen organisieren?»).
    Himmel, mir wird schlecht. Wenn ich nur ans Fliegen denke, wird mir schon speiübel. Wie soll ich nur den kompletten Flug überstehen, ohne geeignete Medizin?
    12  Uhr  21 . Was für eine Schnapsidee, sich für das Flugzeug zu entscheiden! Statt wie sonst gemütlich mit dem Zug zu fahren, lockte auf einmal dieser Schnäppchenpreis: Hin- und Rückflug für nur 159 €! Wie sollte man denn da widerstehen können? Die Bahnfahrt ist meist teurer. Und dauert länger. Genau genommen kam ich beim letzten Mal so spät an, dass Leo und mir nur Zeit für ein gemeinsames Abendessen am Hauptbahnhof blieb. Danach musste ich sofort zurück, um den Laden rechtzeitig öffnen zu können.
    Bin sehr froh, dass Elisa und Mashavna dieses Mal im
Second-Fashion-Café
die Stellung halten, so kann ich einen Tag länger bleiben. Freu mich total!
    Ich meine, man muss im Leben ja auch mal dankbar sein. Schließlich ist es nicht selbstverständlich, dass man seinen Lebenstraum verwirklichen und gemeinsam mit den besten Freundinnen einen Secondhandladen mit angrenzendem Café eröffnen konnte. Ich hoffe nur, dass mein vom Universum vorgesehenes Glückskontingent damit nicht aufgebraucht ist. Ein paar Wünsche hätte ich nämlich noch.
    12  Uhr  30 . Unter anderem, dass der Flug problemlos verläuft!
    12  Uhr  40 . Jippie! Karte gefunden! Sie war im Portemonnaie, was total abwegig ist, da ich nur acht Kartenfächer habe, die eigentlich für Konto- und Bonuskarten reserviert sind. Zum Arzt geht man schließlich nicht so häufig wie zu Douglas.
    12  Uhr  42 . Uah!

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