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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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hingaben.
    «Ich war in der letzten Woche krank», entschuldigte Mashavna ihren TV -Fehltritt, «da guckt man nun mal alles, was gerade so läuft.» Sie räumte das Geschirr von einem freigewordenen Tisch, goss sich heißes Wasser in einen Teebecher und setzte sich kurz zu uns. «Dein Arzt ist bestimmt wahnsinnig nett und verständnisvoll», versuchte sie mir Mut zu machen. «Und attraktiv. Ein echter Held.»
    Sie bekam so große Augen, dass Elisa es nicht länger mit ansehen konnte. «Schwachsinn. Ärzte sind nur im Fernsehen gutaussehend und nett. Im wahren Leben sind das emotionale Krüppel. Betrügen ihre Ehefrauen, tragen in ihrer Freizeit rosa Poloshirts und schlingen sich Kaschmirpullis um die Schultern. Außerdem gehen sie in jeder freien Minute Golf spielen, haben zwei kleine blonde Streberkinder und natürlich einen prächtigen Hund.» Sie steckte sich den Zeigefinger in den Hals. «Einen Golden Retriever.» Wie um Frauchens Behauptung zu bestätigen, öffnete Mops Melanie träge ein Auge. Sekunden später ließ sie es wieder zufallen.
    Irritiert blickte ich Elisa an. Eigentlich dachte ich ja, in der Schwangerschaft würden Weichzeichnerhormone freigesetzt, die einen alles durch die rosarote Brille sehen lassen. Offenbar war Elisa aber dagegen resistent.
    «Jetzt mach Nella doch nicht solche Angst», schimpfte Mashavna. «Hauptsache ist doch, dass der Typ ihr eine wirksame Medizin verschreibt.» Und zu mir gewandt zitierte sie den kleinen Zettel, der an ihrem Yogi-Teebeutel hing: «
Selbstvertrauen meistert alle Schwierigkeiten.
Also: Augen zu und durch.»
    Ich konnte mir nicht helfen, aber ich fand die Vorstellung, dass mir ein rosatragendes, ehebrechendes Retriever-Herrchen ein wirksames Mittel gegen Flugangst verschreiben würde, irgendwie furchteinflößend. Daran würde auch ein selbstbewusstes Auftreten nichts ändern.
    Mashavna sah mich mitfühlend an. «Du musst dir wirklich keine Sorgen machen», erklärte sie und setzte ihren Teebeutelweisheiten noch einen oben drauf: «Momentan steht Jupiter nämlich im Zeichen der Jungfrau. Das bedeutet: Dich umgibt eine unwiderstehliche Aura. Du kannst jeden haben, und keiner kann sich deinem Charme entziehen.» Sie kicherte. «An deiner Stelle würde ich geradezu darauf hoffen, dass der junge Dr. Rosen Dienst hat!»

[zur Inhaltsübersicht]
3. Paul
    Mittwoch, früher Nachmittag
    «Ich lasse mich scheiden!»
    Birte Morgenroth, eine der beiden Arzthelferinnen in der Praxis meines Vaters, ist noch nicht ganz zur Tür hereingekommen, da überfällt sie mich mit dieser Nachricht. Zum Glück ist meine Mutter bereits gegangen. Sie hat heute die Vormittagsschicht übernommen, da die andere Sprechstundenhilfe im Urlaub ist. Ich hätte nämlich nur wenig Lust, ein derart brisantes Gespräch in Gegenwart meiner Mutter zu führen.
    «Finden Sie die Entscheidung nicht ein wenig übereilt?», frage ich vorsichtig und ignoriere Birtes strengen Blick. «Ich meine, so etwas will doch in Ruhe überlegt werden. Vielleicht sollten Sie lieber noch einmal darüber schlafen.»
    Wer jetzt denkt, ich sei ein einfühlsamer Mensch, ein geduldiger Zuhörer und ein noch besserer Berater, der irrt. Allerdings ist die Frage, ob Birte Morgenroth sich scheiden lässt oder nicht, für mein Leben nicht ganz unwichtig.
    «Übereilt? Man kann wohl kaum von übereilter Trennung sprechen, wenn man seinen nur noch mäßig aufregenden Partner nach acht langweiligen Ehejahren verlassen möchte. Vor allem 

», sie macht eine Pause und malt verträumt mit dem Zeigefinger imaginäre Linien auf den Anmeldetresen, «… wenn man endlich den Richtigen gefunden hat.»
    Mir stellen sich die Nackenhaare auf. Normalerweise wäre dies jetzt ein Grund zur Freude. Für Birte und alle, die sie gern haben. Für mich ist es ein Albtraum. Und für meinen Blutdruck der Overkill.
    Mit pochendem Herzen lehne ich mich gegen die Eingangstür. Zugegeben, es war eine Schnapsidee, ausgerechnet mit der Sprechstundenhilfe meines Vaters eine Affäre einzugehen. Aber um Birte kommt man einfach nicht herum. Weder als Patient noch als Arzt in dieser Praxis. Seit zehn Jahren arbeitet sie schon für meinen Vater und ist – ihren eigenen Angaben zur Folge – so etwas wie seine gute Fee. Hätte man mich gefragt, ich hätte gesagt: Sie ist ein Drachen. Um mal in der Fabelwelt zu bleiben. Nicht nur an der Anmeldung führt Birte ein strenges Regiment, auch sonst sollte man es sich mit «Frollein» Morgenroth, wie mein Vater sie

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