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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Leider zu spät. Schaffe es nun definitiv nicht mehr zu Dr. Rosen. Sehr ärgerlich. Brauche also neuen Termin, was ein Ding der Unmöglichkeit ist, da die Praxis enormen Zulauf hat, seit der arrogante und schnöselige Sohn vom Senior dort praktiziert. Dabei dachte ich bislang immer, der Sinn von Gemeinschaftspraxen bestünde darin, die Wartezeiten für Patienten zu verkürzen. Ob Dr. Rosen senior das auch weiß?
    12  Uhr  55 . Na ja, genau genommen kenne ich den arroganten, schnöseligen Rosen-Sohn ja gar nicht. Bin mir aber sicher, dass er arrogant und schnöselig ist. Ärztesöhne sind immer arrogant und schnöselig. Bilden sich ein, sie wären was Besseres und könnten jede Frau haben, die ihnen vor die Linse spaziert. Widerlich.
    Werde einfach am Nachmittag in die Praxis gehen und behaupten, mein Termin sei um 15 Uhr. Dann soll mir erst mal jemand nachweisen, dass das nicht stimmt.
    13  Uhr  11 . Aber was, wenn Dr. Rosen mittwochs nachmittags gar keine Sprechstunde hat? Da sind doch die meisten Praxen geschlossen, weil die Ärzte ihre Zeit mit Golfspielen und Geldzählen verbringen, oder?
    13  Uhr  15 . Blick ins Internet sagt mir: Praxis Dr. Rosen hat 5 Tage von 9 bis 13 und 15 bis 18 Uhr geöffnet. Hätte mich auch gewundert, wenn der alte Mann viel Zeit zum Geldzählen braucht. Einen besonders reichen Eindruck macht der nämlich nicht. Und ’ne Sportskanone scheint er mir auch nicht gerade zu sein. Wobei es in meinen Augen im Grunde genommen sowieso fragwürdig ist, ob man Golf wirklich als Sport bezeichnen kann. Auch wenn das immer alle behaupten. Ich meine, Schlägerschwingen mit am Boden festgeklebten Füßen – das scheint mir doch eher was für Rentner oder Übergewichtige zu sein. So betrachtet ist Golf dann doch vielleicht etwas für Dr. Rosen, leicht rundlich ist er nämlich bereits. Ansonsten sieht er aus wie eine Mischung aus Dr. Stefan Frank und dem Landarzt. Also, dem alten, nicht Wayne Carpendale.
    Oh Gott, was ist, wenn ich nachmittags mit dem Junior vorliebnehmen muss und der aussieht wie Wayne Carpendale? Dann traue ich mich vielleicht nicht, mein Anliegen vorzutragen. «Flugangst», höre ich ihn schon sagen, «das ist doch eine Mädchenkrankheit. Flugangst gibt es gar nicht wirklich.»
    Arroganter, schnöseliger Idiot!

    14  Uhr  30 . Bin vor der Nachmittagssprechstunde noch mal schnell ins Café, die Mädels zur Mittagszeit unterstützen. Seit Elisa schwanger ist, braucht sie für alles etwas länger. Sie hat jetzt auch bereits frappierende Ähnlichkeit mit ihrem Hund. Also, figürlich, meine ich. Melanie ist ein Mops, den Elisa von einem Arbeitskollegen bekommen hat, und der inzwischen so etwas wie das Maskottchen unseres Ladens ist. Meist liegt er irgendwo rum und schnarcht.
    Meine andere Freundin, Mashavna, schnarcht nicht. Und sie ist weder dick noch schwanger. Allerdings hat sie ihren Namen
channeln
lassen (hab vergessen, wie das ging). Eigentlich heißt sie nämlich Yvonne. Ihr Aufgabenbereich ist das Café – mit Mode hat sie nichts am Hut. Dafür macht sie aber tolle Grünkern-Quiches. Und Dinkel-Vollkornspaghetti mit mondbeschienener Tomatensauce.
    Hach ja, weiß gar nicht, was ich ohne die beiden machen würde.
    Das war schon ein wirklich schicksalhafter Tag, an dem wir zufällig bei der Pediküre nebeneinandersaßen. Mashavna meint, es hätte an der Planetenkonstellation gelegen, wohingegen Elisa steif und fest behauptet, ihr Fußpilz sei schuld gewesen. Sonst hätte sie für ein derartiges Luxusverhalten gar keine Zeit gehabt. Damals arbeitete sie nämlich noch als Graphikerin, und zwar mehr oder weniger Tag und Nacht. Erst seit sie schwanger ist und keine Lust mehr hat, sich von egomanischen Halbirren (Originalzitat Elisa) herumkommandieren zu lassen, ist sie zu uns gestoßen.
    «Hast du in letzter Zeit mal den Landarzt gesehen?», fragte mich Mashavna, als ich den beiden von meinen Carpendale-Befürchtungen erzählte. «Anscheinend nicht. Der ist nämlich total nett und nimmt seine Patienten immer ernst. Also, wenn dein Doktor so drauf ist, wäre er ein echter Traummann.»
    Elisa schüttelte sich. «Den findest du gut? Der ist doch schon im Film schnöselig und arrogant. Der könnte glatt ein echter Arzt sein.»
    Fühle mich angesichts dieser Prognosen noch verunsicherter als vorher. Ich konnte es außerdem kaum glauben, dass sich ausgerechnet meine beiden hochintelligenten, seifenoperresistenten Freundinnen derartigen Vorabend-Schmonzetten

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