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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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komme ich auch gleich auf den Punkt: Paul ist ein Schwein.»
    Na ja 

Klingt eventuell ein bisschen zu pauschal und auch zu bauernhofmäßig.
    Vielleicht lieber so:
    «Lieber Herr Dr. Rosen, der Anlass, der mich heute in Ihre Praxis führt, mag Ihnen zunächst etwas ungewöhnlich erscheinen 

»
    Nein, dann denkt er vielleicht, ich will ihm eine Liebeserklärung machen. Oder ich plane mein Coming-out.
    Okay, aber jetzt:
    «Herr Doktor! Sicher haben Sie es im Stillen bereits geahnt, es aber nicht wahrhaben wollen. Heute sehe ich mich gezwungen, Ihnen die grausame Wahrheit zu präsentieren – nackt und schonungslos: Paul hintergeht Sie. Aber nicht nur Sie. Auch mich, die er unter Vorspiegelung falscher Tatsachen (Ehe) ins Bett gelockt hat. Und wenn wir schon mal bei dem Thema sind: Mit seiner (also auch mit Ihrer) Arzthelferin vögelt schläft er ebenfalls.»
    Ist bislang mein Favorit, finde es aber noch einen Tick zu forsch.
    10  Uhr  31 . Mist! Viel Zeit zum Formulieren habe ich vermutlich nicht mehr. Immerhin sitze ich jetzt schon seit einer halben Stunde im Wartezimmer von Dr. Rosen senior, und es kann nicht mehr lange dauern, bis ich aufgerufen werde. Bis dahin sollten mir die passenden Worte eingefallen sein, mit denen ich dem armen Mann die Wahrheit über seinen missratenen Sprössling nahebringen kann.
    10  Uhr  36 . Was aber auch schon nicht nach Plan läuft: Heute thront am Empfang eine in die Jahre gekommene Brünette und nicht Birte Morgenroth. Einerseits ein Vorteil, da ich sonst aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bis ins Wartezimmer vorgedrungen wäre, andererseits aber echt blöd, schließlich wollte ich reinen Tisch machen und
allen alles
erzählen. Jetzt muss ich mir für die Haifischkuh einen Plan B ausdenken.
    10  Uhr  41 . Okay, um ehrlich zu sein, kann von Reinen-Tisch-machen
wollen
nicht die Rede sein. Petzen war genau genommen noch nie meine Stärke. Schon während der Schulzeit nicht. Außer mich selbst habe ich eigentlich noch niemanden verpfiffen.
    Das Ganze hier war nämlich Elisas Idee. Wäre es nach mir gegangen, würde ich jetzt entweder mausetot unter den Trümmern einer Boeing 737 liegen und gemeinsam mit meinen Problemen zu Staub zerfallen. Oder ich würde zu Hause still vor mich hin leiden, danach vier Tage Frustshopping machen und mir außer einem Berg neuer Kleider auch noch den Ratgeber «Männerlos leben leichtgemacht» zulegen. Aber da meine Freundin schwanger und somit unberechenbar ist, hat sie mir diesen Rachefeldzug eingeredet. Und gestern Abend fand ich die Idee, es Paul heimzuzahlen, in dem ich seine Affäre, seine Bewerbung und sonstige Details über ihn verkünde, auch noch wirklich gut. Allerdings dachte ich da eher an einen anonymen Brief als an eine Gegenüberstellung mit seinem Vater. So etwas liegt mir nämlich gar nicht. Puh 

ich habe jetzt schon Schweißhände.
    Ich wünschte mir, Elisa säße hier an meiner Seite und würde mir den Text soufflieren, den ich dann gleich im Sprechzimmer vortragen werde. Eventuell könnte Dr. Rosen bei der Gelegenheit auch mal ein Blutbild bei Elisa machen. Ihre Hormonkonzentration scheint mir inzwischen nämlich bedenkliche Ausmaße angenommen zu haben. Jedenfalls hatte ich gestern Abend ein paar Zweifel, was ihre Zurechnungsfähigkeit anbelangt, und deshalb bin ich mir auch nach wie vor unsicher, ob ich ihren Vorschlag wirklich umsetzen soll.
    Nachdem Elisa mich nämlich abends vom Flughafen abgeholt und ins Café verfrachtet hat, saßen wir gemeinsam mit Mashavna im zugesperrten Laden und analysierten die letzten drei Tage meines Lebens. Dabei wurde das Thema Leo erstaunlich schnell abgehakt.

    «Der Typ ist einfach nur schräg», meinte Elisa und schnaubte verächtlich, was mich angesichts ihres Leibesumfangs unweigerlich an Walross Antje aus dem NDR -Fernsehen denken ließ. «Was hat er sich nur dabei gedacht auf deine, also auf Pauls, SMS so dermaßen erfreut zu reagieren? Ich meine, der kennt dich doch, der muss doch gewusst haben, dass du viel zu verklemmt bist, um so etwas zu schreiben.»
    Mit diesen Worten schaufelte sie mir einen Berg Eiswürfel in ein Glas und übergoss es mit Martini. Sie selbst trank Tee.
    «Verklemmt? Ich?» Das war ja wohl die Höhe. «Nur weil ich beim Sex keinen Kopfstand mache und im Bett außerdem gern nur zu zweit bin, heißt das noch lange nicht, dass ich verklemmt bin!» Ich war ehrlich empört, dass meine Freundin so von mir dachte.
    «Natürlich bist du nicht

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