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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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?» Der Gedanke, mit Dr. Rosen senior über ein derart brisantes Thema zu sprechen, trieb mir den Angstschweiß auf die Stirn. «Der Mann ist immerhin Arzt. Was, wenn der ausflippt und mir eine Kanüle Morphium in den Bauch rammt? Kann ich ihm nicht vielleicht lieber einen Brief schreiben?»
    Elisa blitzte mich an, und mir tat ihr Freund Tom leid, der, falls er überhaupt noch lebte, sich eindeutig keinen Patzer erlauben konnte. Elisa wäre mit Sicherheit nicht zimperlich, was ihre Rache anbelangt.
    «Mann, Nella, ich dachte, du willst ein Zeichen setzen. Ein Mit-mir-kannst-du-so-einen-Scheiß-nicht-machen-Zeichen.»
    Gut, das stimmte natürlich.
    «Also musst du zu der Tussi gehen
und
zu Pauls Vater. Am besten gleich morgen. Dann setzt sich die Maschinerie in Gang, und schwuppdiwupp 

» Sie machte eine kreisende Handbewegung. « 

weiß auch dieser Schümli Bescheid. Dann kann unser feiner Paul seinen Promi-Job in der Schweiz knicken. Perfekt!»
    11  Uhr  01 . Oh Gott, ich werde aufgerufen!

[zur Inhaltsübersicht]
21. Paul
    Montagnachmittag
    Endlich, der Tag der Entscheidung!
    Keine Sekunde länger könnte ich Dr. Hartmann und seine hinterhältigen Fragen ertragen. Gestern Abend prasselte erneut ein Bombenhagel auf mich ein. Und immer wieder ging es dabei um Nella.
    Nella, Nella, Nella – mein Gott, kann diese Frau denn nicht einfach verschwinden, ohne dass sich selbst nach ihrer Abreise noch alles um sie drehen muss? Jedenfalls hätte ich sie lieber leibhaftig dabeigehabt und mir schlimmstenfalls noch mal ihre Monologe über Outfits, inkonsequentes Männerverhalten und Schuhe von Louis de Funès – oder wie der Kerl nochmal hieß – angehört, als Fragen
über
Nella zu beantworten. Dafür fehlte mir nämlich leider eine Vielzahl an Informationen. Ständig musste ich entweder lügen oder improvisieren, was beides überhaupt nicht zu meinen Stärken gehört. Ich meine, ich bin Arzt, ich wurde ausgebildet, den Menschen die Wahrheit zu sagen, so schlimm diese auch manchmal sein mag. Und selbst Patienten, die
nur
wegen ihrer Falten zu mir kommen, möchten nicht angeschwindelt werden. Die wollen hören, was möglich ist – und was es kostet.
    Aber Abende, an denen es um nichts geht, außer mit unverhohlener Neugierde im Privatleben anderer Menschen herumzustochern, die sind einfach nichts für mich. Als Mann wurde ich genetisch auch überhaupt nicht darauf programmiert, sinnlos herumzuquasseln. Was der Kollege Hartmann für einen Konstruktionsfehler hat, weiß ich nicht, aber meine Gehirnschaltkreise funktionieren definitiv anders. Und deshalb bin ich auch froh, wenn ich den Kerl jetzt endlich loswerde. Langsam fühle ich mich vollkommen ausgemergelt: der verhasste Nebenbuhler, der ganze Stress mit und um Nella und dann auch noch Birte, die es gestern noch irgendwie zu besänftigen galt. Schließlich hatte ihr Mann klare Forderungen gestellt, weswegen ich abends versucht habe, meinen telefonischen Fauxpas aus der Welt zu räumen.
    «Ja?», fauchte sie, als ich sie nach dem Abendessen anrief. «Was willst du, Paul?»
    «Ich, äh 

wollte mich bei dir entschuldigen.»
    «Wofür? Für die Prostituierte? Oder weil du einfach abgehauen bist, ohne mir die Wahrheit über deine Reisepläne zu sagen?»
    «Na ja 

äh 

beides. Wobei das mit der Prostituierten ja genau genommen 

»
    «Ach, das war wohl nicht so doll, wie?»
    «Nein. Doch. Also, ich meine, das war gar nicht 

»
    «Nicht geplant? Das macht die Sache auch nicht besser.»
    Sie wollte mich partout nicht ausreden lassen. Dabei lag mir noch so einiges auf der Seele. Ihre Anspielung auf
die Wahrheit über meine Reisepläne
ließ nämlich darauf schließen, dass sie tatsächlich irgendwie Wind von der Schümli-Sache bekommen hatte. Nur wie?
    «Wie hast du mich denn überhaupt hier in Genf aufgespürt?», fragte ich daher unverblümt. Manchmal muss ein Mann der Gefahr direkt ins Auge sehen. «Und woher kanntest du mein Hotel?»
    «Na, aus deinen E-Mails natürlich.»
    Natürlich?
Wie natürlich ist es, in den Mails seines Chefs herumzustöbern? Außerdem 

    «Aber ich habe doch ein Passwort.»
    «Ach Paul 

VIAGRA
. Das war nun wirklich nicht schwer zu erraten.»
    Mir wurde schlecht. «Das heißt – du hast meine gesamte Korrespondenz gelesen?»
    «Ganz genau.»
    «Wirklich alles?»
    «Alles.»
    Also doch: Birte kannte meinen kompletten E-Mail-Verkehr mit Schümli, wusste von meiner Bewerbung in Genf und war sich längst

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