Die naechste Frau
anzumachen?“
„Hab ich gar nicht“, erwiderte Jackie ungehalten, „ich hab lediglich ihre Hand berührt, das war alles.“
Jasmin sah sie irritiert an, musste jedoch feststellen, dass es ihrer Kollegin wirklich ernst war. „Du fährst so richtig auf sie ab, im Ernst?“ Diese Frage war eigentlich überflüssig. Sie konnte es ja selbst sehen, wie Jackie die ganze Sache zu schaffen machte. Und die Breitenbach war ja wirklich nicht ohne, musste Jasmin zugeben. Sie war attraktiv und verstand ihr Geschäft. Und hatte Prinzipien. In Jackies Fall war das allerdings eher von Nachteil. „Blöde Situation. Das war’s dann wohl. Nimm's nicht so schwer. Ich denke, du wirst Mittel und Wege finden dich zu trösten. Du warst noch nie ein Kind von Traurigkeit, wenn ich das mal so sagen darf.“ Damit war für Jasmin die Angelegenheit erledigt. Spätestens nächstes Wochenende würde das Thema wieder vom Tisch sein. Erfahrungsgemäß wartete da meist die nächste Frau.
„Ach, laber doch nicht“, sagte Jackie mit einer abwertenden Handbewegung.
Jasmin grinste nur. Schließlich hatte sich Jackie noch nie über einen längeren Zeitraum für ein und dieselbe Frau interessiert.
Kapitel 12
Alex hatte sich eingelebt. In ihrem Haus, wie auch bei der Arbeit.
Die Zusammenarbeit mit ihrer Stellvertretung Jasmin, die Pflegedienstleitung für den Stationären Bereich erwies sich immer mehr als eine sehr angenehme Angelegenheit. Jasmin war eine Spitzenkraft, loyal und sehr zuverlässig, dazu verfügte sie über einen ausgesprochen spritzigen, trockenen Humor. Es machte Spaß mit ihr. Sie trug die Sorge dafür, dass ihre Anweisungen umgesetzt wurden.
Die Tagespflege boomte, sie war bis auf den letzten Platz an jedem Wochentag ausgebucht. Die ambulante Pflege war mit zwei Touren am Tag ausgelastet. Alex war gerade dabei, die aufgeschriebenen Arbeitszeiten zu überprüfen.
Sie würde in nächster Zeit einmal eine unangemeldete Pflegevisite vornehmen und einen Tag mitgehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie der verantwortlichen Leitung soweit vertrauen konnte, wie sie es zum Beispiel bei Jasmin tat.
Im Großen und Ganzen fühlte sie sich sehr wohl. Sie wusste, sie hatte ein kompetentes Team in ihrem Haus und die Mitarbeiter schätzten sie. Sie bemerkte es an der zunehmenden Anzahl kleiner Aufmerksamkeiten oder netter Gesten in ihrem Alltag. Sie nahm es dankbar zur Kenntnis, wusste aber jedoch, dass sie es nicht allen recht machen konnte, und das wollte sie auch gar nicht.
Ihr Ziel war, die größtmögliche Pflegequalität in diesem Haus zu erreichen. Und da war es noch ein Stück des Weges. Ihr Vorgänger schien sein Handwerk tatsächlich nicht sonderlich verstanden zu haben. Sie war nun schon seit Wochen dabei, an den Konzepten und Standards zu feilen, die er ihr hinterlassen hatte. So konnte sie das unmöglich der Heimaufsicht oder dem Medizinischen Dienst vorlegen.
Sie hatte als Erstes einen Qualitätszirkel eingeführt und die Anzahl der Stunden für Mitarbeitermeetings erhöht. Sie erwartete das kreative Sich-Einbringen eines jeden Einzelnen. Das Wissen lieferten die Experten an der Basis nun mal genauso wie die Studierten in der Leitungsriege. Es galt nur, dieses Wissen abzuschöpfen, da war sie sich sicher. Und ihre Mitarbeiter brachten sich begeistert in diese neue Unternehmensphilosophie ein.
Nach zwei Monaten ihrer Amtszeit bemerkte sie sogar einen Rückgang der Krankheitstage.
Das war ja mal interessant.
Beruflich lief es also. Und privat?
Alex machte sich keine Gedanken darüber, dass es bisher noch keine Frau geschafft hatte, sich in ihr Leben zu verirren. Wie sollte das auch gehen – sie arbeitete im Durchschnitt neun bis zehn Stunden am Tag. Da blieb unter der Woche kaum Zeit für so etwas wie Privatleben. Sie war müde und abgeschlagen, wenn sie endlich zu Hause ankam. Die Wochenenden verbrachte sie mit Sport oder Ausflügen zu ihren früheren Freunden.
So gesehen fehlte ihr nichts.
Es fiel ihr selbst nicht weiter auf, dass sie sich in der letzten Zeit gar nicht mehr um neue Frauenbekanntschaften bemühte.
Dieses Thema kam erst wieder aufs Parkett, als Frau Doktor Geiger zur Visite auf die Wohngruppe Eins kam.
Kapitel 13
Alex hatte an der Mittagsübergabe teilgenommen, um sich einen Überblick über das laufende Geschehen zu machen. Eine Frau mit langen, dunkelblonden, Haaren hatte am Ende der Übergabe den Kopf ins Schwesternzimmer gesteckt.
„Wollte nur sagen, dass ich da bin. Ich fang mit
Weitere Kostenlose Bücher