Die naechste Frau
höflich und gab ihrer Gastgeberin so die Möglichkeit, ausführlich über sich und den anstrengenden Beruf einer Hausärztin zu lamentieren. Als sie endete, hatte Alex ihren zweiten Espresso getrunken und ein Stück Kuchen vertilgt.
Die Geiger bemerkte es. „Wie bin ich unhöflich, ich rede und rede. Kommen Sie, ich mach mit Ihnen noch einen schnellen Rundgang durchs Haus.“
Alex fühlte sich bereits jetzt erschöpft, mehr emotional als physisch, erhob sich jedoch und folgte Frau Doktor Geiger durch den Garten, um dann durch den Hintereingang in den Wellnessbereich des Hauses zu gelangen.
Es roch nach Chlor und Saunaaufguss. Sehr angenehm. Alex spürte in sich sofort die Lust aufkeimen, ein paar Runden zu drehen, um dann gemütlich in der Holzkammer zu schwitzen.
„Sie gehen gerne in die Sauna?“, fragte die Geiger. Sie hatte ihren Blick nicht von der jüngeren Frau genommen.
„Ja“, gab Alex zu. Und bevor sie ihr die Chance bieten konnte, sie zu einem Saunaabend einzuladen, ergänzte sie rasch: „Ich hab auch eine. Eine original finnische.“
Die Geiger probierte es trotzdem. „Sie können jederzeit vorbei kommen, wenn Sie auf einen Saunabesuch hier Lust haben.“
Alex sah sie nur an. Ihr Lächeln war höflich. Es reichte aus, Frau Doktor Geiger verstand.
„Ich wollte nicht zu aufdringlich sein. Entschuldigen Sie. Es macht mich nur nervös, wenn ich eine so attraktive Frau um mich habe.“
Oh, dachte sich Alex, sind wir schon so weit? Solche Bemerkungen hätte sie eher am Ende ihres Treffens erwartet.
Aber die Geiger wurde sogar noch deutlicher: „Sie sind eine sehr gut aussehende Frau, mit einer selbstsicheren, starken Ausstrahlung.“ Ihre grauen Augen sahen Alex beinahe schon unterwürfig an.
Auf was steht diese Frau? , fragte sich Alex und konterte rasch: „Vielleicht wollten Sie diese schöne Frau nun auf Ihren Beifahrersitz bitten, für eine kleine Spritztour?“
Es war ein freundlicher Vorschlag von ihr, ihr Tonfall war warm und ihr Lächeln dazu verbindlich, auch wenn es die Augen nicht erreichte, wie ihr selbst bewusst war. Alex wurde es jetzt irgendwie zu eng. Aber sie interessierte sich für den 911er, der vor der Tür stand. Sie hatte nun mal eine Schwäche für schnelle Sportwagen.
Vielleicht konnte diese Frau ja wenigstens gut Auto fahren, hoffte sie.
„Schnall dich an“, sagte die Geiger, oder besser Sabine, Minuten später zu ihr. Sie hatte Alex gerade das du angeboten, und Alex hatte es angenommen. Es sprach sich einfacher, insbesondere auf der Gefühlsebene.
Das Auto gefiel Alex. Ein 911er Cabriolet, rot mit beigefarbenen Ledersitzen. Das Interieur war nicht serienmäßig, sie sah es auf den ersten Blick.
Sabine startete den Motor.
Alex stellte den Beifahrersitz weiter nach hinten, kippte die Lehne etwas an.
„Mach es dir bequem.“
Mach ich .
Sabine gab Gas. Für Alex war kein Unterschied zu ihrem Boxter spürbar. Sabine fuhr eine ihr bekannte Strecke Richtung Wald. Nach zehn Minuten erreichten sie ihr Lieblingsstrecke: Serpentinen für die nächsten sechs Kilometer. Alex juckte es in den Fingern.
„Möchtest du?“, fragte Sabine, die offenbar ihre Gedanken erraten hatte.
Eine überflüssige Frage.
„Gerne.“
Sabine fuhr in eine Parkbucht, stoppte und kam um den Wagen herum zur Beifahrertür. Alex rutschte auf den Fahrersitz, positionierte Sitzfläche und Lehne neu, dass sie den richtigen Abstand zu dem Sportdesignerlenkrad hatte. Es lag gut in der Hand. Ihre Herzfrequenz stieg. Sie konnte nicht dagegen tun. Es war wie eine Sucht.
Sabine schien es zu spüren. Sie lächelte sie an.
Alex startete den Motor. Ein kerniger Sound.
So, nun lass mal den Unterschied sehen.
Er war sofort spürbar.
Dieses Auto hatte wesentlich mehr Biss als ihrer. Dreihundertfünfzig PS, Sechs-Zylindermotor und einen Anzug von 4,3 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer, rief Alex die Daten aus ihrem Gehirn in Erinnerung. Damit hatte sie sogar wesentlich mehr Anzug als eine 1100er BMW.
Warum fiel ihr das gerade jetzt ein?
Sie musste sich langsam an seine Kraft herantasten, musste erst ein Gespür für diesen Motor bekommen, er ging ab wie eine Rakete.
Dieser Porsche zauberte einem ein Lächeln ins Gesicht. Er war faszinierend.
Alex jagte ihn den Berg hoch, gab Gas auf der darauffolgenden Geraden. Sabine hielt sich an der Armlehne fest. Die Schaltwege waren erfreulich kurz und ermöglichten einen raschen Gangwechsel. Den benötigte sie auch. Vor ihr tauchte ein Traktor
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