Die naechste Frau
die Bühne gehen, sagte sie sich.
Nach zwei weiteren Wochen wurde endlich ihr Gips entfernt. Alex fieberte diesem Termin entgegen. Die Haut juckte mittlerweile so unangenehm, dass sie nicht nur genervt war, sondern beinahe unausstehlich.
Jackie fuhr sie in die Klinik, zur ambulanten Chirurgie. Sie mussten nicht lange warten und es dauerte keine drei Minuten und die Gipsschale war weg. Alex ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie sie sich mit der Haushaltsschere hätte ja auch schon früher behelfen können.
Sie betrachtete ihr Bein äußerst kritisch. Dass Muskulatur so schnell abbaute, war ihr nicht bewusst gewesen. Das verletzte Bein sah viel dünner aus als früher und eine deutliche, rote, lange Narbe verunzierte ihren Unterschenkel.
Na, ja, das wird sich wohl noch etwas abschwächen, mit der Zeit, tröstete sie sich.
Die ersten Schritte fühlten sich merkwürdig an. Das Bein war plötzlich so leicht, aber auch so schwach.
Jackie fuhr sie wieder nach Hause, musste dann aber auf Station.
Alex ging als Erstes duschen.
Als sie eine dreiviertel Stunde später aus dem Bad kam, war sie wieder normal gekleidet. Endlich passte sie wieder in alle ihre Hosen. Sie konnte keinen Jogginganzug mehr sehen.
Sie genoss es, ihre engste Jeans wieder zu tragen, hatte dazu eine Bluse mit passender Weste gewählt und ging den Flur auf und ab um sich wieder ans Gehen zu gewöhnen.
Nach zehn Minuten nahm sie auf dem Küchenstuhl Platz.
Es ging wieder, stellte sie befriedigt fest.
Dann wurde ihr klar, dass sie in drei Wochen heiraten würden. Ihr Magen meldete sich mit einem leichten Ziehen und sie gestand sich ein, dass sie jetzt schon nervös war.
Jackie schien das alles viel lockerer zu nehmen. Sie kam gut gelaunt vom Dienst und erzählte, was die Mitarbeiter als Programm so planen, wer sich alles angeboten hatte, Kuchen zu backen und Alex merkte immer mehr, wie ihr die Planung ohne sie stattfand, wie sich alles immer mehr verselbstständigte. Sie nahm sich vor, alles möglichst entspannt auf sich zukommen zu lassen.
„Hallo, mein Schatz“, hatte ihre Mutter abends am Telefon geflötet, „wie viele Kuchen soll ich denn machen, und welche? Soll ich noch etwas anderes mitbringen?“
Alex sah sich außerstande, auf diese Frage zu antworten. „Ich geb dir mal Jackie“, hatte sie gesagt und den Hörer an ihre Liebste weitergereicht. „Deine Schwiegermutter!“
Jackie hatte nur gegrinst und sich dann ausgiebig mit ihrer Mutter über den bisherigen Stand der Planungen unterhalten. Alex las solange die Zeitung.
Nach einer halben Stunde waren die beiden Frauen endlich fertig mit telefonieren und Jackie kam wieder ins Wohnzimmer. Ihr Blick streifte Alex, die Zeitung, die sie demonstrativ vor sich hielt.
„Aber du möchtest mich schon noch heiraten, oder?“, fragte sie wie beiläufig.
„Ja, möchte ich“, bekräftigte Alex, „auf einer einsamen Berghütte, oben in den Wolken.“
Jackie schmiegte sich zärtlich an sie, küsste liebevoll ihren Hals. „Du musst keine Angst haben. Du wirst sehen, es wird ein berauschendes Fest. Wenn wir vom Seniorenzentrum etwas können, dann ist es Feiern.“ Ihr strahlendes Lächeln nahm Alex alle Unsicherheit, zumindest für den Augenblick. Aber Jackies sanfte und behutsame Hände schafften es an diesem Abend noch, alle ihre Bedenken endgültig zu vertreiben und abzuschalten.
Kapitel 50
Es war soweit.
Der Tag war da.
Alle Verwandten auch. Es war ein wahnsinniges Gewimmel und Gelärme in ihrem sonst so ruhigen Haus. Alles rief durcheinander, jeder musste plötzlich noch dringend irgendwelche letzten Vorbereitungen treffen. Kater Moritz war vor so viel Aktionismus geflüchtet. Alex konnte ihn nirgendwo finden. Es war nicht zum Aushalten mit dieser Familie.
Jackie aber sah umwerfend aus.
Nach eingehender Diskussion, was sie am besten tragen sollten, und nachdem Alex sich entschieden geweigert hatte, ein Kleid anzuziehen, entschlossen sie sich beide für einen eleganten Damenanzug, dem Jackie durch die Weise, wie sie ihn trug und wie sie ihn kombinierte, eine besonders saloppe Note abrang. Alex Art war hingegen ein Tick klassischer.
Am Ende besahen sie sich im Spiegel, grinsten beide erfreut und waren äußerst zufrieden mit dem Anblick, der sich ihnen bot.
Jackie war immer noch kein bisschen nervös. Im Gegenteil. Sie betrachtete amüsierte das Treiben um sie herum. Alex konnte es nicht fassen.
Sie waren zu spät dran, als sie endlich das Haus verließen. Der
Weitere Kostenlose Bücher