Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die naechste Frau

Die naechste Frau

Titel: Die naechste Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanne Hipp
Vom Netzwerk:
überdreht. Frisch geduscht und angezogen ging es schon wieder besser. Sie warf einen Kontrollblick ins Schlafzimmer.
    Jackie war im Schlaf auf die andere Seite des Bettes gerutscht. Alex registrierte es amüsiert. Sie schlief noch tief und fest. Es schien ihr gut zu gehen, sie sah nicht mehr so blass aus. Alex entschloss sich, Jackie ein paar Zeilen zu schreiben bevor sie das Haus verlassen würde.
     
    Jackie,
    wie viel und was Sie auch immer getrunken haben, bevor Sie sich mit Ihrem Motorrad auf den Weg machten, Sie haben es offensichtlich gut überstanden.
    Bitte bleiben Sie hier, ruhen Sie sich aus, bis Sie wieder völlig fit sind. Ich werde Jasmin Bescheid geben, dass Sie nicht zum Dienst erscheinen. Bedienen Sie sich in der Küche. Ihre Wäsche befindet sich im Trockner, in der Waschküche. Ihr Motorrad wird heute Morgen noch abgeholt und repariert (Motorrad Köster, Industriegebiet).
    Gute Besserung.
     
    Alex würde mit dem Händler der BMW-Niederlassung gleich heute früh telefonieren, nahm sie sich vor. Dann überlegte sie einen Augenblick, ob und wie sie unterschreiben sollte. Jackie gegenüber war sie Frau Breitenbach, aber das erschien ihr jetzt zu offiziell. Etwas in ihr sperrte sich aber dagegen, mit ihrem Vornamen zu unterschreiben. Sie konnte nicht einschätzen, wie Jackie darauf reagieren würde. Also unterschrieb sie gar nicht und hängte den Zettel an den Badezimmerspiegel. Jackie würde ihn dort ganz sicher finden. Ihn aufs Kopfkissen zu legen, empfand Alex als zu intim.
    Hoffentlich nahm Jackie es ihr nicht übel, dass sie es veranlassen würde, ihr Motorrad von der Werkstatt richten zu lassen. Damit hatte Alex sich ungewöhnlich weit aus dem Fenster gelehnt. Sie hoffte, Jackie damit nicht zu nahe zu treten.
    Leise verließ sie das Haus und startete so gefühlvoll wie möglich, um Jackie nicht aufzuwecken.
     
    Alex benötigte zwanzig Minuten bis zur Station, stellte ihr Auto auf ihrem Parkplatz ab und ging als erstes auf die Pflegestation, direkt ins Dienstzimmer. Es war zehn Minuten vor sechs. Die Frühschicht würde gleich starten. Nicht unbedingt die Zeit, in der Alex normalerweise ihre Tätigkeit aufnahm. Die Ausnahme wäre eine unangemeldete Pflegevisite, aber das hatte Alex heute nicht vor. Sie betrat das Schwesternzimmer.
    „Guten Morgen, Jasmin. Wer steht heute mit Ihnen auf dem Plan?“
    „Oh, guten Morgen, Frau Breitenbach.“ Jasmin erschrak über die unverhoffte Anwesenheit ihrer Chefin. Alex glaube bereits wieder eine Röte in ihrem Gesicht aufsteigen zu sehen.
    Ja, ja, das schlechte Gewissen.
    Alex zog eine Augenbraue in die Höhe. „Jetzt entspannen Sie sich mal, ich fress Sie schließlich nicht gleich.“
    Jasmin sah sie unsicher an. „Es tut mir leid wegen gestern, ich wollte …“
    „Vergessen Sie es und antworten Sie mir auf meine Frage: Mit wem arbeiten Sie heute?“
    Jasmin beugte sich sofort über den Dienstplan, froh etwas tun zu dürfen, und meinte: „Renate, Manu, Claudi und Jackie. Stimmt es, dass Sie Jackie versetzen wollen?“
    Alex hatte keine Lust, ihr zu antworten, deshalb schwieg sie nur und sah Jasmin auffordernd an.
    „Jackie konnte nichts dafür … Es ist nicht so … Es ist nur so …“
    Ja, wie denn jetzt?
    Alex unterbrach sie ungeduldig. „Jackie kommt heute nicht. Kriegen Sie das auch so hin?“
    Aber Jasmin stammelte weiter: „Jackie ist eine sehr gute Kraft, wir arbeiten gerne zusammen … Es tut mir leid … Ich hätte nie …“
    „Hören Sie, Jasmin, lassen Sie das jetzt. Die Sache ist noch nicht spruchreif, vielleicht hat es mich gestern einfach auch zu sehr angestrengt. Wir werden sehen. Würden Sie jetzt bitte auf meine Frage antworten?“
    „Dann lassen Sie Jackie hier? Bitte!“
    „Jackie kommt heute Morgen nicht. Meine Frage an Sie: Kriegen Sie das auch so hin?“, fragte Alex nochmals, Wort für Wort betonend. Sie musste sich zusammenreißen.
    Wenn Jasmin die Nachricht überrascht hatte, verbarg sie es sehr gut. Sie überschlug in Gedanken das heutige Arbeitspensum und nickte schließlich. „Ja, wir haben zwei Praktikanten in der Schicht. Geht auch so, dann teile ich wieder oben die Medikamente aus. Wann kommt sie denn?“
    Alex runzelte die Stirn. Wie oft war es eigentlich schon der Fall gewesen, dass Jackie zu spät kam? Immer, wenn sie sich eine Frau abschleppte? Alex räusperte sich. „Na ja, heute kommt sie auf jeden Fall nicht mehr.“
    Jetzt war es ihr doch recht unangenehm, dass diese Frau in ihrem Bett gelandet war.

Weitere Kostenlose Bücher