Die naechste Frau
Nein, es war nicht wie in der Pflege, eine so schöne Frau hatte sie noch nie geduscht, noch nicht einmal, als sie noch im Krankenhaus gearbeitet hatte. Ihr entging nicht Jackies durchtrainierter, straffer Körper. Die seitlichen Bauchmuskeln traten deutlich hervor, ihr Bauch war glatt, ihre Scham rasiert, die Größe ihrer Brüste passte zu ihrer sportlichen Figur, und sie waren zudem sehr schön, mit hellen, kleinen Brustwarzen, die auf Alex wie eine Einladung wirkten. Außer ihrem Tattoo an der Schulter hatte sie noch eines am Oberarm und am Beckenkamm. Die Frau sah scharf aus, musste Alex zugeben. Sie gefiel ihr.
Aber sie hatte ihr ja schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen gefallen. Damals wusste sie noch nicht, dass es sich um eine ihrer Pflegefachkräfte handelte und hatte versucht mit ihr zu flirten. Gut, dass Jackie damals nicht darauf eingegangen war, sagte sich Alex zum wiederholten Male.
„Mach die Augen zu. Ich muss mal das Blut aus deinen Haaren spülen.“
Jackie schloss die Augen. Die Wärme tat ihr sichtlich gut. Sie ließ das warme Wasser noch eine Zeitlang auf sie herunterprasseln, dann reichte sie Jackie ein großes vorgewärmtes Badetuch vom Heizkörper und frottierte sie vorsichtig ab. Jackie Knie blutete ebenfalls, bemerkte sie. Aber eins nach dem andern.
„Kannst du einen Augenblick so sitzen, damit ich deine Platzwunde an der Stirn versorgen kann oder machen wir das besser im Liegen?“, fragte Alex, als sie den Riss an Jackies Stirn in Augenschein nahm.
„Kann ich mich wo hinlegen?“ Sie konnte offenbar nicht mehr.
„Ja, gleich.“
Jackie musste noch auf die Toilette. Alex holte in der Zeit ein warmes, längeres T-Shirt aus ihrem Schrank. Sie wartete vor der Tür, bis sie fertig war, und trat ein, als Jackie bereits wieder stand.
„Zieh das an.“
„Ist das meins?“
„Ja. Mach schon, du frierst.“
Das Schlafzimmer lag gleich gegenüber. Jackie sackte mit Alex’ Unterstützung auf die dicke weiche Matratze und wollte sich schon auf die Seite rollen, um einzuschlafen, aber Alex hielt sie davon ab.
„Bleib noch kurz auf dem Rücken liegen und lass dich ansehen.“ Sie schaltete das Deckenlicht an.
Jackie wollte nicht.
„Komm schon, stell dich nicht so an.“
Sie hielt glücklicherweise still und Alex reinigte und desinfizierte ihre Platzwunde und klebte sie mit drei Wundstrips zusammen. Die aufgeplatzte Lippe würde ohne Behandlung heilen, Alex betupfte sie nur mit einem milden Desinfektionsmittel, das nicht brannte.
Jackies Augen waren bereits geschlossen. Sie stöhnte leise auf. Alex lächelte und versorgte ihre aufgeschürften Fingerknöchel. Ihre Hände hatten wirklich etwas sehr Sympathisches an sich, dachte sie wieder. Sie entschied sich für eine Wundgaze und einen luftdurchlässigen Mullverband, den sie ihr gut fixierte, damit Jackie ihn im Schlaf nicht entfernte. Das aufgeschürfte Knie versorgte sie ebenso. Jackie ließ sich bereitwillig aufdecken und an ihrem Bein berühren, sie schien bereits in ihren Nachtschlaf zu gleiten, wehrte sich nicht mehr.
„So, fertig.“ Alex betrachtete die verpflasterte Frau. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Atmung war bereits tief und ruhig. Alex war erleichtert und mit sich zufrieden, zog ihr die Decke bis unter den Hals und löschte das Deckenlicht. Das kleine Licht auf dem Nachttisch ließ sie brennen.
Sie warf einen letzten Blick auf sie, bevor sie das Zimmer verlies. Dass Jackie tatsächlich einmal in ihrem Bett landen würde, hätte sie nicht gedacht. Sie grinste müde.
Eins wusste sie ganz sicher: So hatte Jackie sich das nicht vorgestellt.
Sie ging in die Küche und nahm eine große Flasche Wasser, strich sich ein paar Brote und setzte sich ins Wohnzimmer. Es war die richtige Entscheidung gewesen, Jackie nicht ins Krankenhaus zu bringen. Es würde genügen, wenn sie jetzt in Ruhe ihren Rausch ausschliefe.
Warum um alles in der Welt musste sich eine solche Frau dermaßen betrinken, bis sie die Kontrolle über sich verlor? Hatte der Konflikt zwischen ihnen dazu geführt, oder trank Jackie einfach grundsätzlich zu viel? Erklärte das ihr häufiges morgendliches Zu-Spät-Kommen? Hatte sie einfach ein Alkoholproblem, wo Abstürze regelmäßig vorprogrammiert waren? Alex schüttelte den Kopf, in Gedanken versunken.
Dazu war Jackie fast noch zu jung, um sich ihr Leben bereits auf diese Art zu ruinieren.
Als Alex mit Essen fertig war, räumte sie ihren Teller in die Spülmaschine und ging wieder ins Badezimmer.
Weitere Kostenlose Bücher