Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die naechste Frau

Die naechste Frau

Titel: Die naechste Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanne Hipp
Vom Netzwerk:
Sie steckte Jackies Wäsche in die Maschine, wischte das Erbrochene und das Blut auf. Währenddessen überschlug sie in Gedanken schon mal ihr Arbeitspensum für den kommenden Tag. Es standen keine wichtigen Termine an. So gesehen machte es nichts aus, wenn sie unausgeschlafen zum Dienst erschien.
    Ihre Unruhe führte sie wieder ins Schlafzimmer. Jackies Arm verdeckte zur Hälfte ihr Gesicht. Sie schlief fest. Es war alles okay.
    Alex setzte sich zu ihr an den Bettrand und betrachtete sie. Jackies Atem ging tief und gleichmäßig. Der Anblick beruhigte Alex, stimmte sie ganz friedlich.
    Merkwürdig.
    Es fühlte sich gut an, sie hier zu haben.
    Diese Frau hatte ihr gefallen, von Anfang an. So gesehen war sie nicht ganz unschuldig an dem, was zwischen ihnen vorgefallen war.
    Sie strich sich nachdenklich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und streichelte Moritz, der schnurrend um ihre Beine strich. Er streckte tröstend seinen Kopf in ihre Richtung und Alex kam ihm entgegen. Mensch und Tier verweilten einen kurzen Augenblick Stirn an Stirn. Er hatte recht. Jetzt war nicht die Zeit, weiter darüber nachzudenken. Es war zu spät geworden. Alex konnte nicht mehr.
    Sie erhob sich seufzend und verließ das Schlafzimmer, putzte sich die Zähne, schaute dabei ihrem eigenen müden Spiegelbild in die Augen.
    Wo sollte sie jetzt schlafen? Oben im Gästezimmer? Aber sie wollte in Hörweite sein, für den Fall der Fälle. So entschied sie sich für das Sofa im Wohnzimmer und ließ die Türe des Schlafzimmers offen stehen.
    Jackies Klamotten könnte sie auch morgen früh noch in den Trockener werfen. Sie würde sicher vor ihr wach sein.
    Alex war eingeschlafen, bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte.
     
    Sie fuhr hoch, als sie Jackies Stimme hörte.
    „Nein, nein!“
    Sie hörte Jackie im Schlafzimmer stöhnen, als müsste sie gegen etwas ankämpfen. Alex erhob sich rasch und ging zu ihr.
    „Nein, lass es!“ Jackie redete im Schlaf. Ihr Körper versteifte sich, Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet.
    Nun begannen ihre Hände gegen den unsichtbaren Feind zu kämpfen. Sie bäumte sich auf. Ihr Nein wurde lauter. Alex konnte ihre Angst spüren, ihr wurde beinahe übel davon. Sie beugte sich zu ihr hinab, achtete darauf, sie nicht zu berühren.
    „Beruhig dich, es ist alles okay. Es tut dir niemand was.“
    Jackie hatte die Augen geschlossen, aber sie reagierte aber auf Alex’ Stimme. Sie wurde ruhiger, atmete wieder tiefer.
    „Es tut dir niemand was“, wiederholte Alex bestimmt. Sie war erschüttert. Was schleppte diese Frau mit sich herum?
    Sie betrachtete Jackie noch lange. Wie würde es sich anfühlen, wenn ihre Finger dieses kurze, blonde Haar durchkämmten? Oder nur ganz sanft über die kurzen Haare ihres Nackens strichen? Plötzlich überkam sie das Verlangen, ihre Hände und Lippen über den Körper dieser schlafenden Frau wandern zu lassen.
    Erschrocken stand sie auf, rief sich zur Ordnung.
    Sie selbst hatte doch alle Annäherungsversuche abgeblockt. Und jetzt das? Wieder gingen ihr Jackies Worte durch den Kopf: Sie werden es nicht bereuen, ich versprech’s Ihnen.
    Es war nicht die Art gewesen, die Alex von Frauen gewohnt war. Vielleicht war sie einfach zu romantisch veranlagt oder gar zu altmodisch. Auf jeden Fall hatte sie ein Problem damit, wenn man sie plump anmachte.
    Aber das schien Jackies Stil zu sein.
    Aufgewühlt verließ Alex das Schlafzimmer.
    Hätte sie Jackie eine Chance gegeben, wenn sie anders vorgegangen wäre? Ob sie entgegen ihren Prinzipien mit Jackie ausgegangen wäre, wenn Jackie es versucht hätte, wenn sie doch nur einmal richtig mit ihr geredet hätte? Wollte diese Frau tatsächlich mehr von Alex als nur eine Bettgeschichte? Sie spürte, wie allein der Gedanke daran sie völlig durcheinander brachte.
    Oh Gott.
    Sie mochte diese Frau. Wesentlich mehr, als ihr bisher bewusst war.
    Dieser Gedanke beunruhigte sie dermaßen, dass sie einen plötzlichen Bewegungsdrang in sich verspürte. Sie stapfte in die Waschküche hinunter und warf Jackies Kleider in den Trockner. Schließlich musste sie morgen früh irgendetwas anziehen.
    Danach legte sie sich wieder auf ihr Sofa, warf sich die Decke über und versuchte weiter zu schlafen, was ihr nicht gelang.
     
    Alex’ Wecker summte um fünf Uhr leise vor sich hin. Sie stellte ihn ab, schob Moritz von ihren Füßen, stand auf und ging ins Bad. Jackie war für den Rest der Nacht ruhig geblieben. Alex fühlte sich aufgekratzt und irgendwie

Weitere Kostenlose Bücher