Die naechste Frau
anfangen?“
Jasmin verstummte augenblicklich. Alex begann:
„Ich darf Sie alle zu unserem heutigen Meeting begrüßen. Bitte unterschreiben Sie auf der Liste, die ich gleich herumgebe. Im Anhang finden Sie heute zwei Dienstanweisungen. Ich bitte Sie diese ebenfalls durchzulesen und zu unterschreiben. Falls Sie dazu noch Fragen haben, können wir das gerne sofort klären. Jasmin hat Ihnen, wie ich sehe, bereits die Liste der Tagesordnungspunkte ausgeteilt. Hat jemand unter Sonstiges noch etwas anzumerken?“
Kein Handzeichen.
„Gut, dann fangen wir an.“
Sie übergab Jasmin das Wort, die sich heute über Verbesserungsmaßnahmen in der Dokumentation äußerte. Sie hatten es vorher durchgesprochen. Jasmin hielt sich kurz und knapp und gab klare Anweisungen und Verhaltensregeln. Es gab drei Nachfragen, dann war dieser Punkt abgehakt.
Als nächstes klärten sie weitere Regelungen ab, was die Helferinnen nun eigentlich durften und was nicht. Die Mentoren, also die Anleiterinnen für die Auszubildenden, würden zukünftig auch die Helferinnen anleiten und kontrollieren und einen schriftlichen Nachweis über die Fähigkeit der korrekten Ausführung erbringen. Diesen benötigte Alex gegenüber dem MDK und der Heimaufsicht.
Medikamente durften nur von den Dreijährigen verteilt werden. Das war mittlerweile allen klar, komischerweise gab es immer wieder Verstöße gegen diese Anordnung.
„Lassen Sie sich nicht erwischen, wenn Sie als Fachkraft diese Tätigkeit an eine Helferin delegieren. Ich verspreche Ihnen, ich werde Sie dafür abmahnen.“
Es gab keine weiteren Einwände.
Sie besprachen noch das ein oder andere aktuelle Anliegen. Erfahrungsgemäß gab es immer noch etwas, das erst im Laufe des Meetings erkannt und angesprochen wurde.
Alex behielt die Uhr im Auge.
Fünf Minuten vor Ende bündelte sie alles Gesagte und kam zum Schluss, denn sie wollte das letzte Wort für sich haben.
„Ich möchte zum Schluss noch ein paar Worte über mein Privatleben verlieren“, begann Alex und ließ ihren Blick über die Anwesenden schweifen. Alle sahen sie an. Sie nahm es schmal lächelnd zur Kenntnis. Es war ganz einfach, die volle Aufmerksamkeit ihrer Mitarbeiter zu bekommen. Man musste lediglich andeuten, dass man jetzt aus dem Nähkästchen plaudern würde.
„Wie Sie alle wissen, bin ich jetzt bereits seit vier Monaten Hausleitung hier. Es gibt in letzter Zeit immer mal wieder Gerüchte, die mit meiner Partnerwahl zu tun haben. Ich möchte dazu gerne etwas klarstellen …“
Man hätte eine Stecknadel hören können, wenn eine gefallen wäre. Alex’ Mitarbeiter hingen an ihren Lippen, die männlichen komischerweise ebenso. Sollte niemand sagen, dass diese weniger neugierig wären.
„Als Erstes möchte ich dem aktuellen Gerede entgegenwirken und in aller Deutlichkeit sagen, dass ich nicht mit Frau Doktor Geiger liiert bin.“
Ein unterdrücktes Raunen ging durch den Raum. Hier und da ein leises Kichern. Irgendjemand rief:
„Sondern? Mit Herrn Fischer?“
Ein amüsiertes Auflachen ging durch den Raum.
Alex zog eine Augenbraue in die Höhe. Das war ja was ganz Neues. Wer kam denn auf so etwas?
„Davon weiß ich auch nichts.“ Sie schüttelte den Kopf. „Damit liegen Sie gleich doppelt falsch.“ Ein süffisantes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Nein“, sagte Alex mit Nachdruck, „ich bin seit geraumer Zeit mit einer Kollegin von Ihnen liiert. Ich hatte nämlich bereits am Tag meines Vorstellungsgesprächs das Glück, der Frau meines Lebens über den Weg zu laufen …“
Jetzt herrschte wirklich Totenstille. Erstaunte Gesichter starrten sie an. Manche davon tatsächlich mit offenem Mund.
„… oder besser gesagt, über den Weg zu fahren, denn ich lief nicht zu Fuß. Ich fuhr mit dem Auto, während sie mit dem Motorrad unterwegs war.“
Alle Blicke wandten sich nun zu Jackie. Erstaunlich. Es schien jeder zu wissen, dass sie die einzige Frauen liebende Kollegin mit Motorrad war. Noch weitere Ausführungen waren also nicht mehr nötig.
Alex warf Jackie einen Blick zu, dieser Frau, die sie jetzt ungläubig anstarrte. Sie würde ihren Gesichtsausdruck nicht vergessen, schwor sie sich. Alex sah darin, dass sie völlig richtig lag. Jackie sah sehr betroffen aus, aber auch verschämt. Aber nicht ärgerlich oder gar entrüstet. Diese Frau liebte sie, das stand ganz außer Frage. Alex war sich auch mit einem Mal sicher, dass Jackie nie den Mut aufgebracht hätte, ihr Verhältnis öffentlich zu machen.
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