Die naechste Frau
sympathisch.
Auch mit der Leitung des ambulanten Pflegedienstes schien man gut auskommen zu können. Sie hatte Alex freundlich willkommen geheißen und ihr einen guten Start gewünscht. Dann kamen sie zur Abteilung der stationären Pflege. Ihre Stellvertreterin, die Frau an ihrer rechten Seite, hieß Jasmin Maier.
„Frau Maier“, sagte Herr Fischer mit ausladender Geste, „ich darf Ihnen allen Ihre neue Einrichtungsleitung vorstellen, Frau Alexandra Breitenbach.“ Jasmin Maier war wesentlich kleiner als Alex, und für diese Größe trug sie etwas zuviel an Körpergewicht mit sich herum, wie Alex feststellte. Aber sie hatte etwas ganz Liebevolles, Schalkhaftes an sich. Ihre blonden, halblangen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, und ihr Erscheinungsbild war praktisch und ungeschminkt.
Alex lächelte sie an. Es blieb nicht ohne Wirkung, Frau Maier erwiderte ihr Lächeln sofort.
„Freut mich sehr“, sagte sie, „auf gute Zusammenarbeit.“
„Dann überlasse ich Sie Frau Maier, bei Ihrem weiteren Rundgang“, sagte Herr Fischer, der wusste, dass er nun nichts mehr von Interesse zu ihrem Hausrundgang beitragen konnte. „Vielleicht können Sie mir später sagen, was Sie für einen ersten Eindruck von unserem Haus haben.“
„Ja“, nickte Alex, „mach ich gerne.“
„Bitte sagen Sie nie Frau Maier zu mir“, sagte Jasmin Maier als Erstes.
„Sondern?“
„Nur Jasmin, ich hasse diesen Allerweltsnachnamen.“
„Wie Sie möchten, Jasmin“, sagte Alex und hielt ihr die Tür auf. „Aber es darf Sie nicht stören, dass ich meinen Nachnamen ganz akzeptabel finde.“
„Ist schon okay, Frau Breitenbach!“ Jasmin lächelte amüsiert und sie starteten ihren gemeinsamen Rundgang.
Was sie sah, gefiel Alex wirklich gut. Die Atmosphäre war freundlich, die Mitarbeiter waren bemüht, alles erschien ordentlich und aufgeräumt. Jasmin legte dem Personal gegenüber einen kollegialen Tonfall an den Tag, aber Alex bemerkte doch den Respekt, den man ihr entgegen brachte. Es beeindruckte sie.
Jeder Wohnbereich hatte seine eigene verantwortliche Leitung, die in der Pflege mitarbeitete, für administrative Zwecke jedoch einige Prozente ihrer Arbeitszeit freigestellt waren.
Alex lernte nur eine der Wohnbereichsleitungen kennen, diejenige für den unteren Wohnbereich, Schwester Renate, die Vertretung von Jasmin. Die Leitung für den oberen Wohnbereich für die dementen Bewohner hatte heute Überstundenausgleich. Jasmin führte sie mit Eifer durch die Flure, zeigte ihr die Dienstzimmer, den Raum für die Medikamente, den Personalaufenthaltsraum für Fortbildungen und die Extraräume für Krankengymnastik oder interne Festivitäten. Jasmin war sichtlich stolz auf ihren Arbeitsplatz und Alex bemerkte ihren immer wiederkehrenden bewundernden Blick, der sie selbst traf. Sie schien auch stolz auf ihre neue Chefin zu sein. Alex musste sich ein Grinsen verkneifen.
Sie würde es einfach haben, mit ihr zusammenzuarbeiten. Ihrer Loyalität konnte sie jetzt schon sicher sein.
„Herzlich Dank für Ihre Zeit“, sagte Alex am Ende des Rundgangs zu ihr. „Ich nehme ein paar Ordner mit in mein Büro.“ Sie nahm sich die Unterlagen für den Medizinischen Dienst aus dem Bord und verabschiedete sich. Den Rest des Tages würde sie sich einem Überblick über die theoretische Aufstellung der Pflegequalität widmen. Die praktische Ausführung gefiel ihr jetzt schon. Es war wirklich ein gutes Heim. Alex beglückwünschte sich zum wiederholten Mal zu ihrer Entscheidung.
Kapitel 5
Jackie war an diesem Tag nicht pünktlich zum Frühdienst erschienen. Das war insofern ungewöhnlich, da es unter der Woche war und sich ihr bisheriges Zu-Spät-Kommen immer nur auf das Wochenende beschränkt hatte. Aber Jasmin beschwerte sich nicht bei ihr, war auch nicht verärgert, weil sie wieder einmal selbst die Medikamente im oberen Stock verteilen musste. Das war sie ja schon gewohnt und wahrscheinlich steckte wieder eine Frau hinter Jackies Verspätung, wie so oft in den letzten Jahren ihrer Zusammenarbeit.
Jasmin war sicher, es würde ihrer Kollegin gefallen, wenn sie erfahren würde, dass ihr neuer Chef nun auch endlich eine Frau wäre. „Die musst du sehen, Jackie! Geh nachher in ihr Büro und stell dich mal vor. Sie kennt dich ja noch nicht. Bin gespannt, wie sie dir gefällt.“
Jackie zeigte ihr nur ein müdes Lächeln.
„Du bist ein alter Miesepeter. Aber sie sieht echt gut aus, und ist völlig in Ordnung. Du wirst
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