Die naechste Frau
ausrichten?“
„Kann ich machen.“
„Sie soll nach Hause gehen, es geht mir blendend. Wie spät ist es?“
„Halb zehn.“
Alex erschrak. So spät schon? Die Arme. Sie wird hoffentlich nicht die ganze Zeit hier gewartet haben. „Wie lange hat die OP gedauert?“
Schwester Renate sah auf das OP-Protokoll. „Eineinhalb Stunden. Alles Weitere wird Ihnen Frau Doktor Behrends gleich erzählen. Ich sag ihr, dass Sie jetzt wach sind.“
Alex sah sich um. Es liefen zwei Infusionen in ihren Arm. Ein Antibiotikum und eine Zuckerlösung. Ihr Bein lag erhöht in einer Schaumstoffschiene und war eingegipst. Ihre Zehen waren orange verfärbt. Mehr konnte sie nicht sehen.
Jackie war unverletzt geblieben? Sie lächelte erleichtert. Jackie hatte einfach die bessere Reaktion. Sie war schneller, sportlicher und hatte mehr Routine im Fallen. Was war überhaupt passiert?
Eine Frau trat an ihr Bett. Sie war nicht sehr groß, hatte blonde, halblange Haare und ein freundliches Lächeln. Sie strahlte etwas durch und durch Liebevolles aus. Alex war überrascht, so eine Ärztin in der Chirurgie zu finden. Frau Doktor Behrends warf einen Blick auf die Röntgenbilder, die hinter ihr hingen.
„Ah ja, der Motorradunfall“, sagte sie mit einem Lächeln. Sie reichte ihr die Hand.
„Guten Tag, Frau Breitenbach. Ich bin Frau Doktor Behrends. Wie fühlen Sie sich?“
„Danke, gut“, sagte Alex wieder.
Frau Doktor nahm die Röntgenbilder ab, hielt sie so, dass Alex sie sehen konnte. „Sie hatten eine offene Fraktur. Wie haben Ihre Tibea und Fibea reponieren müssen, aber jetzt ist alles wieder so, wie es sein sollte.“ Ihr Lächeln nahm zu, als ihr Finger auf die Bruchstelle der beiden Unterschenkelknochen wies. Alex’ Blick war ihrer Hand gefolgt. Waden- und Schienbein sahen aus, als wären sie unter den Heimwerker gekommen.
„Das war wohl eine ganz schöne Wucht, der Sie da ausgesetzt waren. Die Polizei sagte bereits etwas davon, dass dies in letzter Zeit häufiger vorkommt. Irgendjemand scheint absichtlich Öl auf die Straße zu gießen, gerade bei bekannten Motorradstrecken. Sie waren nicht die Ersten, die dadurch zu Fall gekommen sind.“ Wieder lächelte sie, als hätte sie Alex soeben den Gewinn einer Lotterie verkündet. „Ich denke, wir können Sie jetzt auf Station bringen. Haben Sie noch Fragen?“
„Wo ist meine Frau?“
Die Ärztin zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe nicht mit bekommen, dass jemand auf Sie gewartet hat. Aber ich guck mich draußen mal um. Wir legen Sie auf die 25. Sind Sie privat versichert?“
„Im Krankenhaus, ja.“
Alex hatte eine Zusatzversicherung fürs Krankenhaus abgeschlossen. Eine Unterbringung zu dritt in einem Zimmer wäre für sie unvorstellbar gewesen. Welcher Arzt sie behandelte, war ihr hingegen egal.
Frau Doktor Behrends telefonierte einen kurzen Augenblick. „Sie werden gleich abgeholt und auf meine Station gebracht. Wir sehen uns also noch“, sagte sie wieder lächelnd. Dann nickte ihr zu und ging.
Zwei Schwestern kamen und schoben sie auf Station. Sie stellten sich mit Namen vor. Alex vergaß sie im selben Augenblick wieder.
Ein blödes Gefühl, so im Bett zu liegen. Man kam sich ja schon ausgeliefert vor, dachte Alex, die ein Krankenhaus aus dieser Perspektive noch nicht erlebt hatte. Bisher war sie in ihrem ganzen Leben noch nicht operiert worden, bis auf ihre Mandeln, und damals war sie noch ein Kind gewesen.
Sie bekam ein freundliches Zimmer, in einem gelblichen Ton, nicht so steril weiß, wie man sich sonst ein Krankenzimmer vorstellte. Man brachte ihr tatsächlich noch etwas zum Abendessen. Mit so einem Service hätte sie gar nicht mehr gerechnet.
Auf dem Nachttisch standen zwei große Flaschen Mineralwasser und ein Glas.
„Möchten Sie noch einen Tee?“, fragte sie eine Schwester mit langen, braunen Haaren, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte.
„Gerne“, antwortete Alex. Dann kam Jackie ins Zimmer.
So besorgt hatte Alex sie noch nie gesehen.
Diese Frau liebt mich wirklich.
„Hey. Wie geht’ s dir?“ Jackie umarmte sie vorsichtig.
Es tat gut, sie wiederzusehen. Jackie sah mitgenommen aus, bemerkte Alex und sagte: „Du Arme, musst hier ewig warten. Du siehst fertig aus.“
Jackie antwortete nicht, ließ sich nur seufzend auf ihren Bettrand fallen und hielt ihre Hand. Ihre Stimme klang rau und bestimmt: „Ich verkauf diese Scheiß Maschine, ich versprech es dir. Wir fahren nie wieder. Ich kauf mir einen Fiat 500 und
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