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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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unermesslich großen Stadt lebte, die den Blick auf Wälder und alles Grün versperrte, die ihre Bewohner in fünfstöckige Häuser pferchte, bezweifelte er.
    Die Nacht brach schnell herein, der beinahe volle Mond beleuchtete ihren Weg mit seinem Glanz. Ohne einen Blick für diese Schönheit zu haben, zog die einäugige Wache eine Laterne unter ihrem Umhang hervor, zündete sie an, doch ihr Schein schaffte es kaum, einen Umkreis von mehr als zwei Manneslängen zu erleuchten.
    Im Dunkeln gehörte ein Mann zu seiner Familie auf den Hof oder in die Halle seines Fürsten, aber nicht auf unbekannte Wege in einer unendlichen Stadt. Aber die Straßen Roms waren ungewöhnlich belebt. Bettler machten mit schrillen Rufen auf sich aufmerksam. Menschen eilten von der Arbeit nach Hause, und mehr als einmal bemerkte Widar einen Schatten schnell um eine Hausecke verschwinden, ausgelöst durch den Anblick zweier Bewaffneter.
    Allmählich wurden die Straßen breiter, die Häuser größer und die Passanten weniger. Hinter mannshohen Mauern war maximal noch ein mit Säulen verziertes Stockwerk zu sehen. In diesem Teil Roms mussten wahrhaft reiche Leute wohnen – wahrscheinlich die, die die Römer Senatoren nannten.
    »Jetzt sind wir gleich da«, sagte die Wache mit den zwei gesunden Augen, und sie hielten wirklich kurze Zeit später vor einer unscheinbaren Tür in einer der hohen Mauern an. Auf ein Klopfzeichen hin wurde geöffnet.
    »Wir holen dich morgen früh wieder ab und mach keine Schwierigkeiten«, gab ihm der Beidäugige mit auf den Weg.
    »Versuch nichts. Wir werden dich finden, wenn du abhaust – überall im Imperium. Das soll ich dir vom prokurator sagen.« Der Einäugige schwenkte die Laterne in einem ausladenden Kreis, als wollte er damit das gesamte Römische Reich andeuten.
    Sie stießen Widar durch die Pforte.
     
    ***
     
    Mit im Schoß gefalteten Händen saß Caelia im Gartenpavillon ihrer Villa. Er war ebenso festlich und intim hergerichtet wie beim ersten Mal, aber diesmal war sie sich sicher, dass Achilleus kommen würde. Von der neunten bis zur zwölften Stunde hatte Asinoë sie frisiert, anschließend die Haut ihrer Herrin mit duftenden Ölen eingerieben, ihr Arm- und Knöchelspangen aus Gold angelegt und die kostbaren Perlenohrringe. Caelia hatte entschieden, sich im ägyptischen Stil zu kleiden. Sie trug ein bodenlanges weißes Gewand, seitlich geschlitzt bis zur Hüfte und aufwendigen Stickereien an den Säumen. Ihre Augen waren schwarz umrahmt, grüner Lidschatten bis in die Schläfen hochgezogen, und mit einem kleinen Spatel wurde noch ein weißes Muster aufgetragen.
    Die geschickten Finger ihrer Zofe hatten Caelia Kleopatra gleich in eine ägyptische Schönheit verwandelt.
    Sie hörte die Gartenpforte sich öffnen und wieder schließen, ihr Herz hämmerte gegen die Rippen, sie war aufgeregt wie eine schüchterne Jungfrau und konnte sich nicht daran erinnern, sich beim Warten auf einen Mann schon einmal so unsicher gefühlt zu haben – nicht einmal als Domitian das erste Mal zu ihr gekommen war – und damals war sie wirklich noch Jungfrau gewesen.
    Achilleus stand in der Tür des Pavillons. Er füllte sie beinahe aus, während er in das Licht der Öllampe blinzelte. Sie wollte etwas sagen, etwas das verführerisch, scherzhaft und unwiderstehlich zugleich klingen sollte, aber alle Worte waren aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Sie konnte nur dasitzen und ihn anstarren wie ein tölpelhaftes, junges Ding.
    »Da bin ich.« Achilleus sprach langsam und bedächtig. Seine dunkle Stimme klang geheimnisvoll. Er machte allerdings keine Anstalten, in den Pavillon zu kommen.
    Sie lehnte sich zurück und warf den Kopf in den Nacken. Die Ketten an ihrem Hals klirrten. Jeder andere hätte das als die Einladung verstanden, die es auch war, aber Achilleus verlagerte nur das Gewicht von einem Bein auf das andere.
    »Was willst du von mir? Du hast sogar den prokurator auf mich angesetzt.«
    Sein Akzent klang drollig. Er entlockte ihr ein Lachen.
    »Du meinst, ich habe ihn bemüht, damit du mich besuchen kommst. Du hast mich einmal versetzt – was sollte ich da machen?«
    Mit jedem Wort kehrte ihre Sicherheit ein Stück mehr zurück. Sie griff nach einer Schale mit in Weinsoße gekochten Wildschweinstücken. Das Fleisch war so zart, es zerging auf der Zunge, war beinahe so gut wie ein Kuss.
    »Mich in Ruhe lassen.« Achilleus machte zwei Schritte in den Pavillon hinein. Dicht vor ihrer cline blieb er stehen. »Ein Sklave bin

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