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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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er.
    Von dort, wo Tribates stand, ertönte ein höhnisches Schnauben. Die Abneigung des ersten Gladiators gegen Widar war eher größer als kleiner geworden.
    Hastig wischte sich Widar den Sand von den Knien, ehe er vortrat. Dabei achtete er mit Blick auf die beiden Muskelberge sorgfältig darauf, die Schwertspitze auf den Boden gerichtet zu halten.
    »Ich habe mit dir zu reden. Du scheinst nicht zu wissen, was sich für einen deines Standes gehört.«
    »Dominus.« In seinem Kopf jagten sich die Gedanken, was der prokurator wohl meinte und welche Strafe er zu erwarten hatte.
    »Weitermachen!«, brüllte ein Ausbilder. Peitschen zischten durch die Luft.
    Um Widar nahmen die Gladiatoren Aufstellung. Er und Septimus Aelius wichen hastig an den Rand des Übungsplatzes zurück.
    »Wenn eine Dame der besten römischen Gesellschaft etwas von dir will, dann hast du hinzugehen und dich nicht zu verweigern.«
    Der prokurator sprach leiser, aber immer noch laut genug, dass ihn außer Widar die umstehenden Gladiatoren und Ausbilder verstehen konnten. Schlagartig erinnerte sich Widar an die Sklavin, die nach seinem ersten Kampf in der Arena den Brief gebracht hatte.
    »Ich will aber nicht«, brachte er hervor.
    »Du hast keinen Willen. Ich sage es dir noch einmal ...«
    Eine der Wachen hob die Keule, um Septimus Aelius Worte zu unterstreichen.
    »Du wirst heute Abend zu dieser Frau gehen. Sie muss einen Narren an dir gefressen haben, ist sogar bei meiner Petronia gewesen. Die hat mir gestern damit in den Ohren gelegen.«
    »Dominus, ich ...«
    »Kein Wort mehr.« Auf einmal boxte der prokurator Widar gegen den Oberarm. »Sei doch nicht dumm. Die Liebe einer einflussreichen Frau tut man nicht leichtfertig ab – und sie ist sehr einflussreich bis hin zu unserem Imperator und Gott. Nimm dir ein Beispiel an Tribates, der hat mehr als eine an der Hand. Für einen Gladiator kann das lebensnotwendig sein.«
    Der prokurator ließ einen sehr verdutzten Widar zurück, der zudem langsam neugierig wurde auf eine Frau, die vor nichts Halt machte, nur um ihn zu sehen.
    Er wollte zurück auf den Übungsplatz gehen, aber ein Aufseher winkte ihn fort. »Geh in die Bäder und lasse dich massieren.«
    Kurze Zeit später lag er im warmen Wasser, danach im Massageraum auf einem Steinblock. Er rief sich Arsas Bild vor Augen, deren Andenken er nicht beschmutzen würde mit einer reichen römischen Hure. Seinem Volk, den Göttern und Arsa schuldete er Treue!
    Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Rom verließ Widar den Ludus Magnus und ging in die Stadt. An den Tagen, als er im Colosseum aufgetreten war, hatte er nichts von der Stadt gesehen, denn es gab einen unterirdischen Gang von der Schule zur Arena.
    Heute gingen zwei Wachen rechts und links neben ihm, bewaffnet mit Schwertern und Speeren.
    Er dachte daran, einem von ihnen Schwert und Speer zu entreißen und zu fliehen. Er war überzeugt, schneller rennen zu können als die beiden. Rings herum sah er aber nur die Silhouetten von Häusern in den Abendhimmel ragen, die Stadt schien kein Ende zu nehmen, und er gab den Gedanken an eine Flucht wieder auf. Niemals würde er den Weg herausfinden.
    Seine beiden Bewacher schienen keine Sorgen wegen der Größe der Stadt zu haben. Mit traumwandlerischer Sicherheit bewegten sie sich in den engen Gassen, von denen eine wie die andere aussah. Die Straßen waren aus festgestampftem Lehm, an den Kreuzungen gab es immer zwei runde Steine mitten auf der Straße, deren Zweck er sich nicht erklären konnte. Er wollte fragen, aber seine Wächter sahen nicht so aus, als wäre ihnen an einem Gespräch mit ihm gelegen.
    »Beeile dich. Ich will nicht den ganzen Abend durch die Straßen laufen«, fuhr ihn der an seiner rechten Seite an. Er hatte nur noch ein Auge und sah aus, als würde er gleich vor Verachtung ausspucken.
    »Was hast du noch vor? Erwartet dich ein Mädchen?«, lachte der andere.
    »Würfelspiel. Drei Kameraden schulden mir eine secundam occasionem.«
    Widar beschleunigte seinen Schritt. Das Würfelspiel war unter den Wachen im Ludus Magnus eine ernste Angelegenheit. Sie verbrachten beinahe so viel Zeit damit wie mit ihrem Dienst. Wie so vieles bei den Römern war Widar auch ihre Leidenschaft für das Würfelspiel nicht verständlich. Lerne deine Feinde kennen, um so leichter lassen sie sich besiegen – hatte sein Vater stets gesagt. Er war nie besiegt worden, bis die Römer gekommen waren. Ob sich allerdings ein Volk begreifen ließ, das in einer

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