Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben
für etwas wie Interesse halten konnte. » Bringen wir’s hinter uns « , mahnte ich.
Wir bezogen Stellung im Wohnzimmer und saßen uns in dick gepolsterten Sesseln gegenüber wie ein merkwürdiger Kriegsrat.
» Ich mache als Schlichterin mal den Anfang. Von euch erwarte ich « – und wandte mich an Wanda – » dass ihr so bald wie möglich ein Treffen mit ihrer Mutter erlaubt. «
Ich drehte mich zu Cat um. » Und ihr müsst insofern kooperieren, dass Wanda alle Proben bekommt, die sie braucht. Blut, Haar, Gewebe, stimmt das? «
» Vorläufig « , meinte Wanda und nickte.
» Und später? « , fauchte Cat. » Knochenmark? Sperma? Eizellen? Hirngewebe? « Sie ließ die Zähne aufeinanderklicken. » Ich verlange, dass die Bedingungen klar definiert werden. Hier und jetzt. «
Ich wollte nur noch weg. Wollte nicht mehr der einzige Punkt im Raum sein, den Pietrs Augen nie berührten. Aber sie hatten mich um Hilfe gebeten. Und ich wusste nur zu gut, dass manchmal am besten half, was die meisten Schmerzen verursachte.
» Wanda. Sag den Rusakovas ganz genau, was du von ihnen erwartest und was sie für ihre Einwilligung erhalten. «
Sie holte Luft.
» Und keine Drohungen. «
Sie klappte den Mund wieder zu und formulierte im Geiste neu. » Blut, Haut, Haar, Fell, Mark. Ein Milchzahn, wenn möglich. Ihr dürft eure Mutter sehen – lebendig und bei guter Gesundheit – in einer geschlossenen und gesicherten Einrichtung und unter unaufdringlicher Überwachung. Ihr werdet Zutritt zu ihrem Lebensraum erhalten … «
» Lebensraum? « Cat rümpfte die Nase. » Wie wird sie dort festgehalten? « Wanda blickte zu mir.
Ich schloss die Augen und schöpfte tief Luft. » Wir besprechen bis jetzt nur die Bedingungen, Catherine. «
» Aber das sind die Bedingungen, unter denen unsere Mutter eingesperrt ist, Jessie « , erwiderte sie. » Wenn deine Mutter noch lebte … « Ich krümmte mich innerlich zusammen. » Würdest du nicht auch über ihren Zustand Bescheid wissen wollen? «
» Wanda « , sagte ich. » Bist du für die Haftbedingungen ihrer Mutter verantwortlich? «
» Nein « , flüsterte sie und lehnte sich mit leicht geweiteten Augen vor. Sie konnte in Cats glühenden Augen die Verachtung ablesen, und mir war klar, dass sie jeden Moment nach ihrer Waffe greifen konnte.
» Catherine, dann kannst du – darfst du – Wanda für die Haftbedingungen eurer Mutter keine Vorwürfe machen. Verstehst du? « Ich schwieg für einen Augenblick und betete, dass die Botschaft ankam. » Ganz egal, in welcher Weise sie festgehalten wird … Wanda ist nicht verantwortlich. Sag mir, dass du das akzeptierst, Cat. «
» Ich akzeptiere es. « Sie rang sich jedes Wort einzeln ab. Ein erster Schritt.
» Wanda. «
» Sie befindet sich in einer sechs mal sechs Meter großen, drei Meter hohen Zelle einer gesicherten Einrichtung. Hier in der Nähe. Sie erhält alles Nötige sowie einige Annehmlichkeiten, wie sie auch hochrangigen politischen Gefangenen zugestanden werden. « Sie sah mich an.
Cat seufzte. » Kommt sie auch mal nach draußen? Kann sie den Mond und die Sterne sehen? «
» Mehr darf ich nicht sagen « , wiederholte Wanda, ebenso frustriert wie Cat.
» Kann sie freigelassen werden? « Pietr. Er stellte die entscheidende Frage.
» Mein Dienstrang erlaubt es mir zu diesem Zeitpunkt nicht, ihre Freilassung zu veranlassen. «
» Warum zum Teufel sind wir dann hier? « , fauchte Max und bleckte die Zähne. » Sie hat nichts verbrochen und einen Gerichtssaal kennt sie bestenfalls aus dem Fernsehen. Sie sollte hier sein. Bei ihrer Familie. «
» Ich wünschte, das wäre so einfach. « Wanda starrte auf ihre Hände. » Streng genommen ist eure Familie vor Jahrzehnten aus der Ud SSR desertiert. Ihr seid US -Bürger, weil ihr hier geboren seid, aber sie ist illegal hier. Wenn ich zu sehr bohre, könnte man sie ausweisen. «
» In Russland würde man sie schon erwarten « , sagte Catherine. Sie wandte den Kopf zur offenen Tür. » Da, Alexi? «
Er trat in den Raum. Das dunkle Haar war zerzaust und das Hemd schief geknöpft. Wie lange hatte er wohl schon draußen gewartet, ungebeten zwar, aber nicht ganz unbeteiligt. Unter seinen Augen hatten sich dunkle Schatten eingenistet. Das Leben als enttarnter Verräter der Familie tat ihm nicht gut. » Da. Die warten dort auf uns alle. « Er tippte auf die Zigarette und ließ Asche und Glut in die hohle Hand fallen. Dass dabei seine Haut verbrannte, schien er nicht zu bemerken. » Lieber
Weitere Kostenlose Bücher