Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben
indem wir für sie eine Lösung für das Problem der verkürzten Lebensspanne finden « , erklärte sie mit einer Handbewegung.
» Nein. Warte. Ihr wollt was? «
» Wir wollen die Werwölfe kurieren, und das nicht mit einem kurzen Besuch beim Tierarzt. «
» Hm. «
» Es ist uns bewusst geworden, dass eine in größerem Maß normierte Bevölkerung dem weiteren Erfolg militärischer wie politischer Operationen förderlich sein dürfte. «
» Okay. Ich glaube dir kein Wort. «
» Das musste ich riskieren, wenn ich ehrlich mit dir sein wollte. «
» Was hättet ihr denn davon, wenn ihr für sie diese Zeitschranke aus dem Weg räumt? «
» Stell dir vor: Du bist vierzig – oder in ihrem Fall noch jünger, da sie von beiden Seiten reinrassig sind – und du brichst mitten in der Öffentlichkeit zusammen. Ein guter Samariter bringt dich ins Krankenhaus. Die Ärzte stellen fest, dass du Leber und Herz einer 90-Jährigen hast. Und manche inneren Organe sind praktisch in Auflösung begriffen. Ist es eine neuartige Krankheit? Schnell, die Seuchenschutzbehörde anrufen! Aber noch schneller kriegt man bei den Fernsehleuten von NBC und ABC jemanden an die Strippe. Und dann: Panik. Und das ist noch der Fall, bei dem nicht der Werwolf zum Ausbruch gekommen ist und die Notaufnahme in Stücke gerissen hat. Also. Wenn wir die Zeitschranke aufheben, dann ist es weniger wahrscheinlich, dass sie kuriose Aufmacher der Abendnachrichten werden. Und weniger wahrscheinlich, dass unsere eigenen Experimente während des Kalten Kriegs – und davor – untersucht werden.
» Wir auch? Unsere Wissenschaftler haben auch an solchen Sachen geforscht? «
Wanda holte Luft. » Nein. Nicht an solchen Sachen. Wir waren ja schließlich die Guten. «
Ich kniff die Augen zusammen. » Im Ernst? Wie Schwarz und Weiß? Die guten demokratischen Kräfte gegen die teuflischen roten Horden der Kommunisten? «
» Ach, schau. Wer was getan hat, spielt doch keine Rolle mehr. Tatsache ist, dass wir auch Fehler gemacht haben – ethisch fragwürdige Versuche. Aber das ist jetzt Geschichte. Wir wollen bloß vermeiden, dass das alles wieder ausgegraben wird. So. «
» So? «
» Wir wollen ihnen helfen, aber das braucht eben seine Zeit « , fuhr Wanda fort.
» Ja, und genau davon haben sie am allerwenigsten. «
» Genau. Während wir also – mithilfe der Proben, die sie dank deiner Bemühungen geben werden – in aller Eile nach einer Heilungsmöglichkeit für sie suchen, müssen wir sie besser im Blick behalten, damit sie nichts Dummes anstellen. «
» Hattest du denn mal ernsthaft mit Max zu tun? «
» Ich weiß, was du sagen willst. «
» Warum sagst du ihnen nicht einfach die Wahrheit? Und gibst ihnen etwas Hoffnung?
Ihr Blick wanderte wieder zu mir. » Mit der Wahrheit ist es nicht so einfach. Würden sie mir glauben? «
» Nein. Sie trauen dir nicht. «
Wanda nickte. » Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten. Du musst für mich eine Wanze installieren. «
» Was?! Keine Chance. Niemals. «
» Jessie. Nur so können wir wissen, ob es Schwierigkeiten gibt oder jemand verletzt wird. Und wir können jemanden hinschicken, damit es nicht hinterher in der Zeitung steht. « Sie berührte mit der freien Hand meine Schulter.
Ich schob sie weg.
» Wenn die Öffentlichkeit etwas erfährt, müssen sie fortgeschafft werden, das weißt du doch? Dann gäbe es keine … «
» Keine Familie Rusakova mehr. « Sie hatte recht. Wenn sich schon Pietr fragte, welche Art von Monster unter seiner Haut lauerte, was würden die Leute von der Regierung fordern, um es herauszufinden? «
» Was, wenn sich die Mafia wieder zeigt? Dann bräuchten sie Verstärkung. «
» Noch ein gutes Argument. » Das kannst doch auch du machen. «
» Mich lassen sie doch nicht aus den Augen, Jessie. Ich habe da keine Chance. « Sie kramte in ihrer Handtasche und zog den Abhörsender heraus.
Wirklich klein, so ein Ding.
» Sie vertrauen dir. «
» Aber nur, weil ich sie nicht verrate. «
» Genau. Das tust du auch nicht. Du schützt sie. Und wenn es Schwierigkeiten gibt, dann wissen wir Bescheid. Wir können hinfahren und helfen. « Sie bog meine Hand auf und drückte die Wanze hinein. » Hilf uns dabei, ihnen zu helfen, Jessie. «
» Und wo? «
» Im Wohnzimmer unter einem Tisch. «
» Also gut. Aber wenn sie mich erwischen, dann sind wir beide in großen Schwierigkeiten. Dann werde ich dich den Wölfen vorwerfen. Wie einen saftigen Knochen. «
» Wie nett. « Sie
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