Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
Vom Netzwerk:
in seinem Bungalow verbracht und ein Bitte-nicht-stören-Schild an die Tür gehängt. Er hatte sich gelobt, wegen Kerry Buße zu tun und zu fasten, aber nachmittags wurde ihm schwindlig, und er machte sich über das Knabberzeug und die Kekse in der Minibar her. Was ihr zugestoßen war, sagte er sich, wäre sowieso passiert, also konnte man ihm eigentlich keine Schuld geben, oder? Bei diesem Gedanken ging es ihm ein bisschen besser, und er machte ein Bier auf. Danach trank er kurz hintereinander noch zwei weitere. Dann stieg er auf Wodka um.
    Der Bungalow verfügte über einen eigenen Innenhof, der hinter lachsfarbenen, mit Zierbögen ausgestalteten Mauern verborgen war. Mark wagte sich mit der Flasche hinaus, setzte sich auf einen Liegestuhl und lehnte sich zurück. Die Luft roch nach den exotischen Düften der tropischen Gartenblumen. Er schlief ein, und als er wieder aufwachte, war es dunkel und kühl geworden. Er zitterte in der Nachtluft und fühlte sich so einsam wie noch nie.
     
    In der Mojave-Wüste herrschten am frühen Samstagmorgen 44 Grad, und Will dachte, er würde Feuer fangen, als er den Wagen am Straßenrand anhielt, um eine Pinkelpause einzulegen. Er betete, dass der alte Taurus wieder ansprang, und sein Gebet wurde erhört. Er dürfte wohl noch etwas Zeit übrig haben, wenn er in Beverly Hills ankam.
     
    In der Einsatzzentrale von Area 51 beobachtete Frazier Wills elektronisches Erkennungszeichen, das als gelber Punkt auf einer Satellitenkarte auftauchte. Sein letztes Handysignal war von einem Verizon-Sender an der Interstate 40 gekommen, fünf Meilen westlich von Needles. Frazier schränkte die unkalkulierbaren Faktoren bei einem Einsatz immer so weit wie möglich ein, um Überraschungen auszuschließen – das digitale Falkenauge wirkte auf ihn höchst beruhigend.
    Durch altbewährte Fleißarbeit waren sie auf Wills Prepaid-Handy gestoßen. Ein Team der Defense Intelligence Agency, dem Nachrichtendienst des Verteidigungsministeriums, hatte in Erfahrung gebracht, dass Lauras Apartment von einem gewissen Greg Davis gemietet wurde. Am Freitagabend war von Davis’ Handy aus ein Prepaid-Handy von T-Mobile in White Plains, New York, angerufen worden. Über dieses Prepaid-Handy wiederum waren, seit es in Betrieb war, nur Anrufe mit einer einzigen anderen Nummer gelaufen, und die passte zu einem anderen Prepaid-Handy, dessen Signal sich in der Nacht zum Samstag durch Arizona in Richtung Westen bewegte.
    Es war eine simple Schlussfolgerung, die zu Wills Partnerin beim FBI führte, Nancy Lipinski, die in White Plains wohnte. Das Team der DIA überwachte beide Prepaid-Handys, und jetzt hatte Frazier die Informationen bekommen. Wie ein Weihnachtsgeschenk verpackt, mit Band und Schleife. Seine Männer würden zu einem netten Samstagsfrühstück in Sal & Tony’s Coffee Shop fahren, und bis dahin würde Frazier Wills gelben Signalpunkt beobachten, der sich mit 80 Meilen die Stunde westwärts bewegte, und die Minuten zählen, bis dieser Mist vorbei war.
     
    Kurz vor sieben Uhr morgens kam Will in Beverly Hills an und fuhr an dem Coffee-Shop vorbei. Am North Beverly Boulevard herrschte so gut wie kein Verkehr – um diese Zeit wirkte die ganze Stadt wie ein verschlafenes Kaff. Er parkte in einer Parallelstraße, dem North Canon Drive, stellte seinen Handywecker auf halb zehn und schlief sofort ein.
     
    Als der Handywecker klingelte, hatte sich die Straße belebt, und im Auto war es unangenehm warm geworden. Zuerst musste er eine öffentliche Toilette finden und sich frischmachen. Einen Block entfernt hatte er eine Tankstelle gesehen. Er nahm seine Reisetasche, stieg aus und hörte ein Klappern – sein Prepaid-Handy war auf den Gehsteig gefallen. Er fluchte vor sich hin, hob es auf und steckte es wieder in die Hosentasche.
    Im gleichen Augenblick erlosch Wills Signalpunkt in der Einsatzzentrale von Area 51. Frazier war sofort hellwach und wütete los. Dann aber beruhigte er sich mit den Worten: »Es wird schon gutgehen. Wir haben ihn im Sack. In einer halben Stunde ist alles vorbei.«
     
    Sal & Tony’s Coffee Shop war sehr beliebt. Sowohl Einheimische als auch Touristen drängten sich an den Tischen und in den Sitznischen. Es roch nach Pfannkuchenteig, Kaffee und Bratkartoffeln, und als Will ein paar Minuten zu früh eintrat, schlug ihm lautes Stimmengewirr entgegen. Eine Frau, vermutlich die Inhaberin, begrüßte ihn mit heiserer Raucherstimme. »Guten Morgen. Suchen Sie einen Platz für eine

Weitere Kostenlose Bücher