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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Hand über die rauen Griffschalen seiner Glock, die er in den Hosenbund gesteckt hatte, damit er schneller ziehen konnte.
    Der Spion wurde kurz dunkel, dann bewegte sich der Türgriff. Die Tür wurde geöffnet, und die beiden Männer sahen sich an.
    »Hallo, Will. Du hast meine Nachricht also gefunden.«
    Will erschrak, als er sah, wie ausgezehrt und alt Mark wirkte, er war kaum wiederzuerkennen. Mark trat zurück und ließ seinen Besucher ein. Die Tür schloss sich von selbst, und sie standen im Halbdunkel, weil sämtliche Jalousien heruntergelassen waren.
    »Hallo, Mark.«
    Mark sah den Griff von Wills Pistole zwischen den aufklaffenden Jackenschößen. »Du brauchst keine Waffe.«
    »Nein?«
    Mark ließ sich auf einen Lehnsessel beim Kamin sinken, als wäre er zu schwach, um stehen zu bleiben. Will ging zum Sofa. Auch er war müde.
    »Das Diner wurde überwacht.«
    Mark riss die Augen auf. »Sie sind dir doch nicht gefolgt, oder?«
    »Ich glaube, wir sind in Sicherheit. Vorerst jedenfalls.«
    »Sie müssen meinen Anruf bei deiner Tochter abgehört haben. Mir war klar, dass du deswegen sauer sein würdest, und es tut mir auch leid. Aber es war die einzige Möglichkeit.«
    »Wer sind sie?«
    »Die Leute, für die ich arbeite.«
    »Verrat mir erst mal eins: Was wäre gewesen, wenn ich deine Karte nicht bemerkt hätte?«
    Mark zuckte mit den Achseln. »In meinem Job verlässt man sich aufs Schicksal.«
    »Und was für ein Job ist das, Mark? Erzählst du mir endlich, was für einen Job du hast?«
    »Ich arbeite in einer Art Bibliothek.«
     
    Frazier war außer sich. Der Einsatz war fehlgeschlagen, und er konnte nur noch schreien wie ein Wahnsinniger. Erst als sein Hals so schmerzte, dass er kein Gebrüll mehr herausbrachte, befahl er seinen Männern, vor Ort zu bleiben und die möglicherweise aussichtslose Suche fortzusetzen, bis er sich wieder meldete. Wenn ich dort gewesen wäre, wäre das nicht passiert, dachte er wütend. Er hatte geglaubt, seine Leute wären Profis. DeCorso war ein guter Mann, aber als Teamleiter im Außeneinsatz eindeutig eine Fehlbesetzung, und wem würde man die Schuld dafür geben? Er ließ sein Headset auf, ging langsam durch die menschenleeren Korridore von Area 51 und murmelte »Ein Misserfolg kommt nicht in Frage« vor sich hin. Dann fuhr er mit dem Aufzug nach oben, damit er die heiße Sonne auf seinem Körper spüren konnte.
     
    Mark war schweigsam und mitteilsam zugleich. Er verhielt sich abwechselnd weinerlich und überheblich und reagierte gelegentlich gereizt, wenn er eine Frage für naiv oder bereits beantwortet hielt. Will wahrte einen ruhigen, professionellen Ton, auch wenn er angesichts dessen, was er von Mark zu hören bekam, manchmal fast die Beherrschung verloren hätte.
    Will hatte das Gespräch mit einer einfachen Frage in Gang gebracht: »Hast du die Doomsday-Postkarten geschickt?«
    »Ja.«
    »Aber du hast niemanden umgebracht.«
    »Ich war in diesem Zeitraum nie außerhalb von Nevada. Ich bin kein Mörder. Ich weiß, warum du glaubst, dass es einen Mörder geben muss. Ich wollte schließlich, dass du und alle anderen das denken.«
    »Warum sind diese Leute dann gestorben?«
    »Morde, Unfälle, Selbstmorde, natürlicher Tod – die gleichen Ursachen, durch die alle möglichen, x-beliebigen Menschen umkommen.«
    »Willst du damit sagen, dass es keinen Mörder gab?«
    »Genau das will ich damit sagen. Und es ist die Wahrheit.«
    »Du hast weder jemanden dafür bezahlt noch auf irgendeine andere Art dazu gebracht, diese Morde zu begehen?«
    »Nein! In manchen Fällen war es Mord, da bin ich sicher, aber im Grunde weißt du genauso gut wie ich, dass das nicht auf alle zutrifft. Stimmt doch, oder?«
    »Ein paar von ihnen hatten in der Tat Probleme«, räumte Will ein. Er dachte an Milos Covic, der aus dem Fenster gestürzt war, an Marco Napolitano, in dessen Arm eine Nadel steckte, an Clive Robertson, der vor seinen Augen umgekippt war. Will kniff die Augen zusammen. »Wenn du die Wahrheit sagst, woher, zum Teufel, hast du dann vorher gewusst, dass diese Menschen sterben?«
    Marks überlegenes Lächeln ging ihm auf die Nerven. Er hatte schon eine Menge Psychopathen vernommen, und dieses durchtriebene Grinsen stammte direkt aus dem Lehrbuch für Schizophrene. Aber Will wusste, dass Mark nicht verrückt war.
    »Area 51.«
    »Was ist damit? Wo ist der Zusammenhang?«
    »Ich arbeite dort.«
    Langsam hatte Will genug. »Okay, das ist mir mittlerweile klar. Spuck’s aus! Du hast

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