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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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anscheinend durchgeglüht. Mark war es nicht gewohnt, um jeden klaren Gedanken kämpfen zu müssen. Hier ging es um eine ganz logische Abfolge von Entscheidungen – jede Aktion führte zu einem möglichen Ergebnis, jedes Ergebnis zog neue Aktionen nach sich.
    War denn das wirklich so schwer? Konzentrier dich!
    Er ging eine ganze Reihe von Möglichkeiten durch – er könnte fliehen und in irgendeinem Versteck so lange wie möglich von dem restlichen Geld leben oder sofort aufgeben und sich Frazier stellen. Weder heute noch morgen war sein Todestag. Er war nämlich HDH, deshalb wusste er, dass er auf ziemlich lange Sicht nicht umgebracht werden oder durchdrehen und Selbstmord begehen würde. Aber das hieß noch lange nicht, dass Frazier seine Drohung nicht wahr machen und ihn foltern würde, und bestenfalls würde er den Rest seines Lebens in einem dunklen Loch in Einzelhaft verbringen.
    Er fing erneut an zu weinen. Weinte er um Kerry oder weil er so einen elenden Mist gebaut hatte? Warum war er nicht mit dem zufrieden gewesen, was er gehabt hatte? Er presste die Hände an seine pochenden Schläfen und schaukelte vor und zurück. So schlecht war sein Leben doch gar nicht gewesen, oder? Warum hatte er unbedingt reich und berühmt werden wollen? Und jetzt saß er hier in diesem Luxustempel der Reichen und Schönen, dem besten Bungalow des Beverly Hills Hotel, na toll – es waren auch nur zwei Zimmer mit Möbeln und teurer Ausstattung. Solches Zeug hatte er selbst. Mark Shackleton war kein schlechter Mensch. Er besaß Verstand und Urteilsvermögen. Es war dieser Peter Benedict, der Scheißkerl, dieser habgierige Streber, der ihn in diese Klemme manövriert hatte. Peter Benedict sollte bestraft werden, nicht ich, dachte Mark, der ein bisschen in Richtung Wahnsinn abdriftete.
    Aus einem unwiderstehlichen Zwang heraus schaltete er den Fernseher ein. Innerhalb von fünf Minuten kamen drei Meldungen, die mit ihm zu tun hatten.
    Ein Versicherungsmanager war auf einem Golfplatz in Las Vegas von einem Heckenschützen getötet worden.
    Will Piper, der FBI-Agent, der die Ermittlungen im Fall Doomsday geleitet hatte, entzog sich noch immer der Justiz.
    Und in den Lokalnachrichten wurde berichtet, dass ein Restaurantgast von einem unbekannten Täter mit einem Schuss durchs Fenster getötet worden war.
    Wieder schluchzte er, als er den Leichensack vor sich sah, in dem Kerrys Körper zur Gerichtsmedizin gebracht wurde.
    Er wusste, dass er Frazier nicht in die Hände fallen durfte. Schon die Vorstellung von dem erbarmungslosen Mann mit den ausdruckslosen Augen ließ ihm fast das Blut in den Adern gefrieren. Er hatte seit jeher Angst vor dem Überwachungsteam gehabt, schon bevor er wusste, dass sie kaltblütige Killer waren.
    Er kam zu dem Schluss, dass es nur einen einzigen Menschen gab, der ihm helfen konnte.
    Er brauchte ein Münztelefon.
     
    Vor dieser Aufgabe hätte er beinahe kapitulieren müssen, denn im 21. Jahrhundert gab es in Beverly Hills keine öffentlichen Telefone mehr, und noch dazu war er zu Fuß unterwegs. Im Hotel hatten sie zwar möglicherweise einen Apparat, aber er wollte schließlich keinen Hinweis auf seinen aktuellen Unterschlupf geben.
    Er lief fast eine Stunde lang und war völlig verschwitzt, als er in einem Sandwich-Laden am North Beverly Boulevard schließlich ein Münztelefon entdeckte. Es war später Vormittag, und in dem Laden war nicht viel los. Er hatte das Gefühl, als würden ihn die wenigen Gäste beobachten, aber das war wohl reine Einbildung. Er drückte sich in den düsteren Flur, der zu den Toiletten und der Hintertür führte. Im Hotel hatte er einen Zwanziger wechseln lassen, sodass er jetzt die Hosentasche voller Vierteldollarmünzen hatte, als er die erste Nummer wählte und einen Anrufbeantworter erreichte. Er legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
    Dann die zweite – wieder ein Anrufbeantworter.
    Schließlich die letzte Nummer. Er hielt den Atem an.
     
    Beim zweiten Klingeln meldete sich eine Frau. »Hallo?«
    Er zögerte, bevor er etwas sagte. »Sind Sie Laura Piper?«, fragte Mark.
    »Ja. Wer ist dran?« Ihre Besorgnis war regelrecht zu spüren.
    »Mein Name ist Mark Shackleton. Ich bin der Mann, den Ihr Vater sucht.«
    »O mein Gott, der Doomsday-Killer!«
    »Nein! Bitte, das bin ich nicht! Sie müssen ihm sagen, dass ich niemanden ermordet habe.«
     
    Nancy fuhr mit John Mueller nach Brooklyn, um einen der Bankdirektoren wegen der Überfälle zu befragen, die sich in

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