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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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und sein Team.«
    »Das ist tatsächlich ein ganz spezielles Problem«, knurrte Churchill. »Es war ganz richtig von Ihnen, dass Sie sie abgeschirmt haben.«
    »Und schließlich noch die Amerikaner«, fuhr Bevin fort. »In Anbetracht unserer besonderen Beziehung hatten wir das Gefühl, wir müssten Präsident Truman informieren, aber man hat uns versichert, dass sie nur sehr wenige von ihren Leuten eingeweiht haben.«
    »Haben Sie sich deshalb an mich gewandt? Wegen der Amis?«
    Bevin war endlich warm genug, um den Mantel auszuziehen. »Ich will ganz offen zu Ihnen sein. Der Premierminister möchte, dass Sie mit Truman verhandeln. Ihre Beziehung ist ziemlich unterkühlt. Die Regierung möchte diese Angelegenheit an Sie delegieren. Wir möchten ab morgen nichts mehr damit zu tun haben. Die Amerikaner haben angeboten, das Material zu übernehmen, und nach einer längeren internen Debatte neigen wir dazu, sie ihnen zu überlassen. Wir wollen sie nicht. Sie haben offenbar alle möglichen Vorstellungen, aber wir wollen, ehrlich gesagt, nichts davon wissen. Der Wiederaufbau unseres Landes wird schwer genug werden, und wir dürfen uns davon nicht ablenken lassen. Außerdem wollen wir, falls es eine undichte Stelle geben sollte, weder die Verantwortung noch die Kosten übernehmen. Darüber hinaus müssen Entscheidungen in Bezug auf Atwood und die anderen getroffen werden. Wir bitten Sie, die Sache in die Hand zu nehmen, nicht als Oppositionsführer, nicht als Politiker, sondern aufgrund Ihrer persönlichen Fähigkeiten und als moralisches Leitbild.«
    Churchill hatte genickt. »Schlau. Sehr schlau. Vermutlich Ihre Idee. Ich hätte das Gleiche getan. Hören Sie, mein Freund, können Sie mir versichern, dass das künftig nicht gegen mich verwendet wird? Ich gedenke, Sie bei den nächsten Wahlen zu schlagen, und es wäre sehr schlechter Stil, wenn man mich wegen dieser Sache angreifen würde.«
    »Das kann ich Ihnen garantieren«, erwiderte Bevin. »Diese Angelegenheit geht über politische Interessen hinaus.«
    Churchill stand auf und klatschte einmal in die Hände. »Dann werde ich es tun. Ich werde Harry morgen früh anrufen, wenn Sie das arrangieren können. Danach kümmere ich mich um das Problem Atwood.«
    Bevin, der einen trockenen Hals hatte, räusperte sich. »Ich hatte gehofft, dass Sie sich umgehend mit Professor Atwood befassen. Wir haben ihn in einem Zimmer am Ende des Korridors.«
    »Er ist hier? Ich soll das jetzt sofort regeln?«, fragte Churchill erstaunt.
    Bevin nickte und stand etwas zu rasch auf, fast als wolle er die Flucht ergreifen. »Ich überlasse Ihnen die Sache und melde mich persönlich beim Premier.« Er hielt kurz inne. »Generalmajor Stuart wird Sie logistisch unterstützen. Er steht Ihnen zur Verfügung, bis die Angelegenheit geklärt ist und sämtliche Materialien britischen Boden verlassen haben. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Ja, natürlich. Ich kümmere mich um alles.«
    »Vielen Dank. Die Regierung ist Ihnen sehr dankbar.«
    »Ja, ja, alle werden dankbar sein, bis auf meine Frau, die mich umbringen wird, weil ich das Abendessen versäume«, versetzte Churchill. »Lassen Sie Atwood herbringen.«
    »Sie wollen ihn sehen? Ich halte das nicht unbedingt für notwendig.«
    »Es geht nicht darum, ob ich ihn sehen will. Ich habe das Gefühl, dass mir gar nichts anderes übrigbleibt.«
     
    Verwirrt saß Geoffrey Atwood vor dem berühmtesten Mann der Welt. Von jahrelanger Feldforschung war er fit und drahtig, aber sein Teint war fahl, und er sah krank aus. Obwohl er erst zweiundfünfzig war, wirkte er zehn Jahre älter. Churchill bemerkte, dass Atwoods Arm leicht zitterte, als er seine Tasse Tee mit Milch anhob.
    »Ich werde seit vierzehn Tagen gegen meinen Willen festgehalten«, stieß er aus. »Meine Frau weiß von nichts. Fünf meiner Kollegen wurden ebenfalls festgesetzt, darunter eine Frau. Bei allem Respekt, Herr Premierminister, aber das ist unerhört. Einer meiner Mitarbeiter, Reginald Saunders, ist gestorben. Wir sind durch diese Ereignisse traumatisiert.«
    »Ja«, pflichtete Churchill bei, der nichts dabei fand, auch nach seiner Amtszeit noch als Premierminister angesprochen zu werden. »Es ist tatsächlich unerhört. Und traumatisch. Man hat mir von Mr. Saunders berichtet. Allerdings pflichten Sie mir doch sicher bei, Professor, dass die ganze Angelegenheit höchst außergewöhnlich ist.«
    »Nun ja, aber …«
    »Welche Aufgabe hatten Sie während des Krieges?«
    »Mein sachkundiger

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