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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Die mit Sandsäcken und Betondecken geschützte Anlage hätte sogar einem Volltreffer standgehalten. Allerdings hatte es nie einen gegeben.
    Sie saßen sich an demselben großen, viereckigen Tisch im Cabinet Room gegenüber, an den Churchill damals seine engsten Berater zitiert hatte, ganz gleich ob bei Tag oder bei Nacht. Die Luft in dem tristen, schmucklosen Raum war abgestanden. Nebenan befanden sich der Map Room, an dessen Wänden immer noch die Karten der Kriegsschauplätze hingen, und Churchills persönliches Schlafzimmer, in dem es immer noch nach Zigarren roch. Ein Stück den Flur entlang, in einer alten, umgebauten Besenkammer, war der Transatlantic Telephone Room, wo mit einem Chiffriergerät, das den Codenamen Sigsaly trug, die Gespräche zwischen Churchill und Roosevelt verschlüsselt worden waren. Soweit Bevin wusste, funktionierte das Gerät noch. Nichts hatte sich verändert, seit die War Rooms in aller Stille geschlossen worden waren – am Tag des Sieges über Japan.
    »Wollen Sie sich einmal umsehen?«, fragte Bevin. »Ich glaube, Generalmajor Stuart hat die Schlüssel.«
    »Nein.« Churchill war jetzt ungeduldig. Er fühlte sich unwohl in dem Bunker. »Warum kommen Sie nicht zur Sache? Was wollen Sie?«, sagte er knapp.
    Bevin setzte zu seiner einstudierten Einleitung an. »Es hat sich etwas gänzlich Unerwartetes ergeben, das sehr bemerkenswert und heikel ist. Die Regierung muss vorsichtig und mit viel Fingerspitzengefühl damit umgehen. Da es die Amerikaner betrifft, hat sich der Premierminister gefragt, ob Sie ausnahmsweise bereit wären, ihm bei dieser Angelegenheit persönlich beizustehen.«
    »Ich gehöre der Opposition an«, sagte Churchill eisig. »Warum sollte ich ihn in irgendeiner Weise unterstützen, die nicht darin bestünde, ihm beim Auszug aus der Downing Street zu helfen und in mein altes Büro zurückzukehren?«
    »Weil Sie der größte Patriot sind, den dieses Land jemals besaß. Und weil der Mann, der vor mir sitzt, mehr Wert auf das Wohlergehen des britischen Volkes legt als auf politische Interessen. Deswegen glaube ich, dass Sie der Regierung helfen werden.«
    Churchill wirkte amüsiert. »Worauf, zum Teufel, wollen Sie hinaus? Ein Appell an meinen Patriotismus? Schießen Sie los, erzählen Sie mir, in welchem Schlamassel Sie stecken.«
    »In dieser Akte ist alles zusammengefasst, wenn Sie sie durchlesen möchten. Haben Sie Ihre Brille dabei?«
    Churchill fummelte in der Brusttasche seines Hemdes herum. »Ich habe sie.« Er klemmte sich das dünne Drahtgestell auf den mächtigen Schädel. »Und Sie sitzen einfach da und drehen Däumchen?«
    Bevin nickte und lehnte sich auf dem schlichten Holzstuhl zurück. Er sah zu, wie Churchill schnaubend das Dossier aufschlug. Er sah, wie er den ersten Absatz las. Und er sah, wie er die Brille abnahm und sich an ihn wandte. »Soll das ein Witz sein? Erwarten Sie allen Ernstes, dass ich das glaube?«
    »Es ist kein Witz. Unglaublich ist es, ja. Aber keine Phantasterei. Wenn Sie weiterlesen, werden Sie feststellen, dass der militärische Nachrichtendienst erste Untersuchungen eingeleitet hat und den Fund bestätigt.«
    »So etwas habe ich nicht erwartet.«
    Bevor Churchill weiterlas, zündete er sich eine Zigarre an. Sein alter Aschenbecher stand noch immer bereit.
    Ab und zu murmelte er irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Einmal rief er: »Ausgerechnet die Isle of Wight!« Dann stand er auf, vertrat sich die Beine und zündete seine Zigarre wieder an. Gelegentlich runzelte er die Stirn und warf Bevin einen kurzen, fragenden Blick zu, bis er die Akte nach etwa zehn Minuten schließlich ganz durchgelesen hatte. Er nahm seine Brille ab, steckte sie wieder ein und gönnte sich einen langen Zug an seiner Havanna. »Bin ich auch drin?«
    »Zweifellos, aber ich kenne keine näheren Einzelheiten«, sagte Bevin ernst.
    »Und Sie?«, fragte Churchill.
    »Ich habe nicht nachgefragt.«
    Churchill sprühte mit einem Mal vor Kraft und Entschlossenheit, wie so oft in diesem Raum. »Das darf nicht an die Öffentlichkeit kommen! Wir wachen gerade erst aus einem großen Albtraum auf. Das wird uns nur wieder ins Chaos stürzen.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Wer weiß darüber Bescheid? Wie weit lässt sich das zurückhalten?«
    »Der Personenkreis ist klein. Neben dem Premier bin ich der einzige Minister. Außerdem wissen fünf oder sechs hohe Offiziere so viel, dass sie ihre Schlüsse ziehen können. Dann wären da natürlich noch Professor Atwood

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