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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Gewitters von einem flammend blauen Objekt erleuchtet, das nördlich der Stadt zur Erde fiel. Diejenigen, die es gesehen hatten, schworen, es wäre kein Blitz gewesen.
    Am darauffolgenden Morgen wollte Mack Brazel von der J. B. Foster Ranch, einer weitläufigen, etwa fünfundsiebzig Meilen nordöstlich von Roswell gelegenen Schaffarm, eine Herde zur nächstgelegenen Tränke treiben, als er ein großes, mit Metallteilen, Folienfetzen und Gummi übersätes Trümmerfeld entdeckte. Die Trümmer lagen stellenweise so dicht, dass die Schafe sich weigerten, die Weide zu überqueren, und außen herum getrieben werden mussten.
    Brazel, ein nüchterner Mann mit wettergegerbter Haut, sah sich kurz um und überzeugte sich davon, dass es sich bei den Folienresten nicht um die Hülle eines Wetterballons handelte, wie er sie früher schon gefunden hatte. Das hier war etwas weitaus Bedeutenderes. Bei einer weiteren Erkundung bemerkte er Fahrspuren, die kreuz und quer von dem Trümmerfeld wegführten. Jeepreifen, dachte er. Wer, zum Teufel, ist auf meinem Grund und Boden gewesen? Er sammelte ein paar Metallteile ein und trieb seine Herde zusammen. An diesem Abend rief er George Wilcox an, den Sheriff von Chavez County, und erklärte ganz sachlich: »George, du hast doch von diesem Gerede über fliegende Untertassen gehört? Tja, ich glaube, auf meinem Land ist eine zerschellt.«
    Wilcox kannte Brazel gut und wusste, dass er kein Spinner war. Wenn Mack so etwas sagte, tja, bei Gott, dann musste er es ernst nehmen. Er rief beim USAAF-Militärflugplatz Roswell an, dem Stützpunkt der 509. Bomb Group, und erreichte den Kommandeur. Colonel William Blanchard wiederum beauftragte seine beiden höchsten Nachrichtendienstoffiziere damit, am nächsten Morgen zur Ranch zu fahren. Dann schickte er eine Mitteilung an seinen Vorgesetzten bei der Eighth Air Force in Fort Worth, Brigadegeneral Roger Ramey. Der General wollte eine Großaufnahme von dem Trümmerfeld haben. Er glaubte fest an das Sprichwort, dass Scheiße immer nach oben fliegt, rief daher in Washington an und erstattete einem Mitarbeiter des Heeresministers Bericht. Anschließend wartete er auf einen Rückruf. Wenige Minuten später teilte ihm sein Adjutant mit, dass Washington am Apparat sei. »Ist Minister Patterson dran?«, fragte er.
    »Nein, Sir«, lautete die Antwort. »Es ist der Marineminister, Mr. Forrestal.«
    Die Marine? Was, zum Teufel, geht hier vor?, fragte sich Ramey, bevor er den Anruf entgegennahm.
     
    Am Sonntagmorgen, als die Sonne bereits auf den roten Lehm brannte, nahm Mack Brazel die beiden Nachrichtendienstoffiziere und einen Zug Soldaten an der Zufahrt zur Ranch in Empfang. Der Konvoi folgte dem Ford Pick-up über staubige Fahrwege zu dem mit Gestrüpp überwucherten Hügel, an dessen Hang ein Großteil der Trümmer lag. Die Soldaten bildeten einen Kordon um die Stelle und traten in der sengenden Hitze unbehaglich von einem Bein aufs andere, während Major Marcel, ein umsichtiger junger Mann, eine Pall Mall nach der anderen rauchte und in den Überresten herumwühlte. Als Brazel auf die Reifenspuren deutete und ihn fragte, ob die Army vorher schon hier gewesen sei, nahm der Major einen besonders tiefen Zug und erwiderte: »Davon weiß ich nichts, Sir.«
    Binnen weniger Stunden hatten die Soldaten die Stelle abgesucht, einen Haufen Trümmer auf ihre mit Planen bedeckten Lastwagen verladen und waren weggefahren. Brazel wartete, bis der Konvoi am Horizont verschwand, und holte dann ein Stück Metall aus seiner Hosentasche. Es war so dünn wie das Stanniolpapier in einer Zigarettenschachtel und ebenso leicht, aber irgendetwas war daran seltsam. Er war ein kräftiger Mann mit Händen wie Schraubzwingen, aber sosehr er sich auch anstrengte, er konnte das Metallstück nicht biegen.
    Im Lauf der nächsten zwei Tage sah Brazel ein ums andere Mal Leute von der Army zu der Absturzstelle und wieder weg fahren. Man befahl ihm, sich fernzuhalten. Am Dienstagmorgen war er davon überzeugt, den Stern eines Brigadegenerals gesehen zu haben, der in einem Jeep vorbeiraste. Unterdessen wusste fast die ganze Stadt, dass auf der Foster Ranch irgendetwas vor sich ging, und am Dienstagnachmittag konnte die Army die Geschichte nicht mehr geheim halten. Colonel Blanchard gab eine offizielle Pressemitteilung der USAAF heraus, in der er einräumte, dass ein einheimischer Rancher ein unidentifiziertes Flugobjekt gefunden habe. Es sei von Nachrichtendienstoffizieren des Stützpunkts

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