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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Paulinus zu Josephus gesagt: »Der Junge war der siebte Sohn, daran kann es keinen Zweifel mehr geben. Er besitzt große Macht.«
    »Ist das zum Guten oder zum Schlechten?«, fragte Josephus.
    Paulinus schaute seinen Freund an und schürzte die Lippen, antwortete jedoch nicht.
    Da stürmte unvermittelt Schwester Magdalena herein.
    »Bruder Otto hat mir gesagt, dass ihr hier seid«, sagte sie schwer atmend und schlug die Tür hinter sich zu.
    Josephus und Paulinus warfen sich einen verschwörerischen Blick zu. »Das sind wir in der Tat«, sagte Josephus. »Beunruhigt dich irgendetwas?«
    »Das hier!« Sie streckte den Arm aus. In ihrer Hand lagen zwei zusammengerollte Pergamentstücke. »Eine unserer Schwestern hat das im Kinderschlafraum unter Octavus’ Strohsack gefunden. Er hat es zweifellos aus dem Skriptorium gestohlen. Könnt ihr das bestätigen?«
    Josephus rollte das erste Pergament auf und musterte es gemeinsam mit Paulinus.
     
    Kal ba Lakna 21 12 782 Natus
    Flavius de Napoli 21 12 782 Natus
    Симеон 21 12 782 Natus
    21 12 782 Mors Juan de Madrid 21 12 782 Natus
     
    Josephus blickte auf. Das Pergament war mit Octavus’ kleiner Schrift beschrieben.
    »Der hier ist hebräisch. Ich erkenne die Schriftzeichen«, flüsterte ihm Paulinus zu und deutete auf einen der Einträge. »Ich weiß nicht, aus welcher Sprache der darüber stammt.«
    »Nun?«, fragte die Schwester. »Könnt ihr bestätigen, dass der Junge gestohlen hat?«
    »Setz dich bitte, Schwester«, sagte Josephus seufzend.
    »Ich möchte mich nicht setzen, Prior, ich möchte die Wahrheit erfahren, und danach möchte ich den Jungen bestrafen.«
    »Ich bitte dich, setz dich.«
    Widerwillig setzte sie sich auf eine der Bänke.
    »Das Pergament wurde gewiss gestohlen«, begann Josephus.
    »Dieser gottlose Junge. Aber was ist das für ein Text? Diese Auflistung erscheint mir sehr merkwürdig.«
    »Sie enthält Namen«, sagte Josephus.
    »In mehr als nur einer Sprache«, fügte Paulinus hinzu.
    »Aber zu welchem Zweck, und weshalb ist Oswyn darunter?«, erkundigte sie sich argwöhnisch.
    »Oswyn?«, fragte Josephus.
    »Das zweite Pergament, das zweite Pergament!«, rief sie.
    Josephus entrollte das zweite Blatt.
     
    Oswyn von Vectis 21 12 782 Mors
     
    Alles Blut wich aus Josephus’ Gesicht. »Mein Gott!«
    Paulinus erhob sich und wandte sich ab, um seine Bestürzung zu verbergen.
    »Welcher der Brüder hat das geschrieben?«, wollte Magdalena wissen.
    »Keiner von ihnen, Schwester«, sagte Josephus.
    »Wer hat es dann geschrieben?«
    »Der Junge, Octavus.«
     
    Josephus konnte nicht mehr zählen, wie oft sich Schwester Magdalena bekreuzigte, während er und Paulinus ihr erzählten, was sie über Octavus und dessen wundersame Fähigkeit wussten. Als sie fertig waren und es nichts mehr zu sagen gab, warfen sich alle drei betroffene Blicke zu.
    »Das muss ein Werk des Teufels sein«, sagte Magdalena in die Stille hinein.
    »Es gibt noch eine andere Erklärung«, erwiderte Paulinus.
    »Und welche ist das?«, fragte sie.
    »Ein Werk des Herrn.« Paulinus wählte seine Worte sorgfältig. »Es besteht kein Zweifel daran, dass der Herr seine Wahl trifft, wann ein Kind zur Welt kommt und wann er eine Menschenseele zu sich ruft. Gott ist allwissend. Er weiß, wann sich ein einfacher Mann im Gebet an ihn wendet, und er weiß ebenso, wann ein Sperling vom Himmel fällt. Dieser Junge ist, was seine Geburt und sein Antlitz angeht, anders als alle anderen. Woher wollen wir wissen, dass er kein Werkzeug Gottes ist, der das Kommen und Gehen von Gottes Kindern aufzeichnen soll?«
    »Aber er könnte auch der siebte Sohn eines siebten Sohnes sein!«, zischte Magdalena.
    »Ja, wir wissen um den Aberglauben, der sich um ein solches Wesen rankt. Aber wer ist schon jemals solch einem Menschen begegnet? Und wer ist schon einmal jemandem begegnet, der am siebten Tag im siebten Monat des Jahres 777 geboren ist? Wir können uns nicht anmaßen zu wissen, dass seine Kräfte einem bösen Zweck dienen.«
    »Ich jedenfalls kann nicht erkennen, dass die Kräfte des Jungen üble Folgen haben könnten«, sagte Josephus hoffnungsvoll.
    Magdalena, die bislang ängstlich gewirkt hatte, wurde mit einem Mal aufgebracht. »Wenn das, was ihr sagt, stimmt, wissen wir, dass unser geliebter Abt am heutigen Tag sterben wird. Ich bete zum Herrn, dass es nicht so sein möge. Wie könnt ihr sagen, das sei nicht von Übel?« Sie erhob sich und ergriff die Pergamentblätter. »Ich werde dem Abt

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