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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Wochen in New York gewesen?«
    Elder runzelte die Stirn und erwiderte gereizt: »Gar nicht.«
    »Aha«, sagte Will. Er deutete auf die Fotokopie. »Könnte ich die bitte wiederhaben?«
    Elder gab ihm das Blatt zurück, und Will dachte: Tja, mein Guter, jetzt habe ich wenigstens deine Fingerabdrücke.
     
    Nachdem Will gegangen war, kam Bertram Myers in Elders Büro und setzte sich auf den Stuhl, auf dem noch Wills Körperwärme zu spüren war. »Wie ist es gelaufen?«, fragte er seinen Boss.
    »Wie vorausgesehen. Ihm ging es in erster Linie um den Mord an David Swisher. Er wollte wissen, wo ich an dem Tag war, an dem die Postkarte in Las Vegas aufgegeben wurde.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein, ganz und gar nicht.«
    »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie ein Serienmörder sind, Nelson.«
    Elder lockerte seine enggebundene Hermes-Krawatte. Allmählich wurde er gelöster. »Passen Sie bloß auf, Bert, Sie könnten der Nächste sein.«
    »Und das war alles? Er hat keine einzige unangenehme Frage gestellt?«
    »Nicht eine. Ich weiß nicht, weshalb ich mir Gedanken gemacht habe.«
    »Sie haben doch gesagt, Sie machen sich keine.«
    »Da habe ich gelogen.«
     
    Will fuhr von Henderson aus nach Las Vegas zurück und verbrachte den Rest des Tages in der FBI-Außenstelle im Norden der Stadt. Später wollte er den Nachtflug nach New York nehmen. Die FBI-Leute von Las Vegas hatten sich mit der Identifizierung der Fingerabdrücke auf den Doomsday-Postkarten befasst. Durch Vergleiche mit Abdrücken, die man von Angestellten im Hauptpostamt von Las Vegas genommen hatte, hatten sie ein paar zuordnen können. Will gab ihnen Elders Abdrücke und setzte sich dann in den Konferenzraum, wo er die Zeitung las und auf die Auswertung wartete. Als sein Magen zu knurren begann, ging er den Lake Mead Boulevard entlang und hielt Ausschau nach einem Imbiss.
    Draußen herrschte sengende Hitze. Will zog sein Sakko aus und krempelte die Hemdsärmel hoch, aber das nützte nicht viel, also betrat er den erstbesten Laden, auf den er stieß. Es war eine ruhige, angenehm klimatisierte Quiznos-Filiale, deren Mitarbeiter ziemlich lustlos wirkten. Während er auf sein Jumbo-Sandwich wartete, hörte er seine Mailbox ab.
    Die letzte Nachricht brachte ihn in Rage. Er fluchte laut, was ihm einen bösen Blick des Geschäftsführers eintrug. Eine patzige Stimme teilte ihm mit, dass sein Kabelanschluss gesperrt werden würde. Er sei drei Monate im Rückstand, und wenn er nicht bis heute bezahle, könne er sich zu Hause das Testbild ansehen.
    Vergeblich versuchte er sich daran zu erinnern, wann er zum letzten Mal irgendwelche privaten Rechnungen bezahlt hatte. Er sah den großen Stapel ungeöffneter Post auf der Anrichte seiner Kochnische vor sich – das hatte ihm gerade noch gefehlt.
    Er musste Nancy anrufen; er schuldete ihr ohnehin noch ein Gespräch.
    »Grüße aus dem Sündenbabel«, sagte er.
    Sie reagierte kühl.
    »Wie läuft’s mit Camacho?«, fragte er.
    »Sein Terminkalender stimmt. Er kann keinen der anderen Morde begangen haben.«
    »Das ist keine große Überraschung, oder?«
    »Nein. Wie ist das Gespräch mit Nelson Elder gelaufen?«
    »Willst du wissen, ob er unser Mörder ist? Das bezweifle ich. Aber willst du auch wissen, ob er etwas Verdächtiges an sich hat? Ja, eindeutig.«
    »Etwas Verdächtiges?«
    »Ich habe das Gefühl, dass er irgendetwas zu verheimlichen hat.«
    »Gibt es einen handfesten Hinweis?«
    »Er hatte etliche Pentel-Stifte mit ultrafeiner Spitze auf dem Schreibtisch stehen.«
    »Besorg dir doch einen Durchsuchungsbefehl«, sagte sie trocken.
    »Tja, wir überprüfen ihn jedenfalls.« Darauf fragte er sie verlegen, ob sie ihm bei einem kleinen Problem mit seinem Kabelanschluss helfen könnte. Er hatte einen Ersatzschlüssel im Büro. Könnte sie bei seinem Apartment vorbeischauen, die überfällige Rechnung heraussuchen und ihn anrufen, damit er sie mit einer Kreditkarte bezahlen konnte?
    »Kein Problem.«
    »Danke. Und noch was.« Er kam wohl nicht um ein paar Worte herum. »Ich möchte mich für vorgestern Abend entschuldigen. Ich war ziemlich betrunken.«
    Er hörte, wie sie tief Luft holte. »Ist schon okay.«
    Er wusste, dass es nicht okay war, aber was sollte er noch sagen? Als er das Gespräch beendet hatte, warf er einen Blick auf die Uhr. Er musste vor seinem Nachtflug nach New York noch etliche Stunden totschlagen. Er war kein Spieler, daher zog es ihn nicht in die Casinos. Darla war mittlerweile längst

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