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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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weiße Boeings 737, die neben einem abgelegenen Hangar standen und bis auf einen roten Längsstreifen keinerlei Kennzeichen trugen. »Welche Fluggesellschaft ist das?«, fragte er Darla.
    »Das ist der Shuttledienst zur Area 51«, erwiderte sie. »Es sind Militärmaschinen.«
    »Das soll wohl ein Witz sein.«
    Der Taxifahrer mischte sich ein. »Nein, das ist kein Witz. Es ist das schlechtestgehütete Geheimnis von Vegas. Wir haben hier Hunderte von Wissenschaftlern, die bei der Regierung angestellt sind und jeden Tag da rausfliegen. Die haben dort Raumschiffe von Außerirdischen, die sie wieder reparieren wollen, jedenfalls hab ich das gehört.«
    Will lachte auf. »Ganz egal, was sie machen, sie verschwenden bestimmt nur Steuergelder. Ob Sie’s glauben oder nicht, aber ich kenne jemanden, der dort arbeitet.«
     
    Nelson Elder legte größten Wert auf Fitness. Er absolvierte jeden Morgen ein umfangreiches Trainingsprogramm und erwartete das Gleiche von den anderen Vorstandsmitgliedern. »Niemand will einen fetten Versicherungsmann sehen«, erklärte er ihnen, und er selbst wollte das am allerwenigsten. Nelson Elder hatte ein tiefverwurzeltes Vorurteil gegen unsportliche Menschen, das fast schon an Abscheu grenzte. Möglicherweise war das eine Folge seiner Herkunft, denn er war in sehr bescheidenen Verhältnissen in einem Wohnwagenpark in Bakersfield, Kalifornien, aufgewachsen, wo Armut und Fettleibigkeit Hand in Hand gingen. Er stellte keine Dicken ein, und wenn er welche versicherte, sorgte er dafür, dass sie deftige Risikozuschläge zahlten.
    Seine bronzefarbene Haut prickelte immer noch von dem Fünfkilometerlauf und der heißen Dusche, und als er sich in seinem Eckerzimmerbüro an den Schreibtisch setzte und den herrlichen Blick auf kaffeebraune Berge und den aquamarinblauen Finger des Lake Mead genoss, fühlte er sich körperlich so wohl, wie sich ein einundsechzigjähriger Mann nur fühlen konnte. Sein maßgeschneiderter Anzug schmiegte sich an seine straffe Gestalt, und sein Sportlerherz schlug langsam. Seine Gedanken aber waren so aufgewühlt, dass ihn auch seine Tasse Kräutertee kaum beruhigte.
    Bertram Myers, der Finanzvorstand von Desert Life, stand keuchend und schwitzend wie ein Rennpferd an seiner Tür. Er war zwanzig Jahre jünger als sein Chef, hatte volle, borstige schwarze Haare, aber er war nicht so sportlich.
    »Guter Lauf?«, fragte Elder.
    »Ausgezeichnet, danke«, antwortete Myers. »Haben Sie Ihren schon hinter sich?«
    »Na klar.«
    »Wieso sind Sie denn schon so früh hier?«
    »Das verfluchte FBI. Schon vergessen?«
    »Stimmt, das hatte ich wirklich vergessen. Ich gehe kurz unter die Dusche. Wollen Sie mich bei der Besprechung dabeihaben?«
    »Nein, das schaffe ich schon«, sagte Elder.
    »Machen Sie sich Gedanken darüber? Sie wirken so …«
    »Nein, ich mache mir keine Gedanken. Es wird schon nichts Besonderes sein.«
    Myers pflichtete ihm bei. »Genau, es ist bestimmt nichts weiter.«
     
    Will nahm ein Taxi für die kurze Fahrt zur Zentrale von Desert Life in Henderson, einer Schlafstadt südlich von Las Vegas. Auf Will wirkte Elder wie ein typischer Topmanager, ein Silberfuchs, der mit seinem Reichtum und seiner Position längst ausgesorgt hatte. Der Vorstandsvorsitzende lehnte sich in seinem Chefsessel zurück und versuchte Wills Erwartungen zu dämpfen. »Wie ich schon am Telefon sagte, bin ich nicht sicher, ob ich Ihnen überhaupt helfen kann, Special Agent Piper. Möglicherweise haben Sie die lange Reise für ein ergebnisloses Gespräch unternommen.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Sir«, erwiderte Will. »Ich musste sowieso hierher.«
    »Ich habe in den Nachrichten gesehen, dass Sie in New York jemanden festgenommen haben.«
    »Zu einer laufenden Ermittlung darf ich leider keine Auskunft geben«, sagte Will. »Aber Sie können sich vermutlich denken, dass ich kaum hierhergekommen wäre, wenn ich den Fall für gelöst halten würde. Könnten Sie mir vielleicht etwas über Ihre Beziehung zu David Swisher erzählen?«
    Elder zufolge gab es da aber nicht viel zu erzählen. Kennengelernt hatten sie sich sechs Monate zuvor, als Elder wie so oft nach New York gefahren war, um sich mit Investoren zu treffen. Zu dieser Zeit war HSBC eine der zahlreichen Banken, die Desert Life als Kunden umwarben, und Swisher, einer der Manager dieser Bank, war sein Ansprechpartner. Elder war zur Zentrale von HSBC gefahren, wo Swisher die Angebotsabteilung leitete.
    Swisher hatte im Lauf

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