Die Namen der Toten
des nächsten Jahres per Telefon und E-Mail aggressiv nachgehakt, und seine Beharrlichkeit zahlte sich schließlich aus. Als man bei Desert Life im Jahr 2003 beschloss, ein Obligationsangebot zu platzieren, um eine Akquisition zu finanzieren, beauftragte Elder HSBC damit, den Vorsitz des Emissionskonsortiums zu übernehmen.
Will fragte, ob Swisher im Zuge dieses Geschäfts persönlich nach Las Vegas gekommen war.
Elder war sicher, dass er das nicht getan hatte. Er konnte sich genau daran erinnern, dass die Firmenbesuche von jüngeren Bankern übernommen worden waren. Von einem Abschlussdinner in New York abgesehen, hatten sich die beiden Männer nicht mehr gesehen.
»Hatten Sie im Lauf der Jahre viel Kontakt?«, fragte Will.
»Wir haben gelegentlich telefoniert.«
»Und wann zum letzten Mal?«
Elder erklärte, das müsse gut ein Jahr her sein. Seither nicht mehr. Sie standen beide im Verteiler für die Weihnachtskarten ihrer jeweiligen Firma, aber als persönliche Beziehung konnte man das kaum bezeichnen. Als er von dem Mord gelesen hatte, war Elder natürlich schockiert gewesen.
Da wurde Will von seinem Beethoven-Klingelton unterbrochen. Er entschuldigte sich und schaltete das Telefon ab, nachdem er die Anruferkennung gelesen hatte.
Warum, zum Teufel, rief Laura an?
Er nahm das Gespräch wieder auf und arbeitete eine Reihe von Anschlussfragen ab. Hatte Swisher jemals von einer Verbindung nach Las Vegas gesprochen? Über Freunde? Geschäftsbeziehungen? Hatte er jemals persönliche Schulden erwähnt, Spielschulden vielleicht? Hatte er Elder jemals etwas von seinem Privatleben erzählt? Wusste Elder, ob Swisher irgendwelche Feinde hatte?
Die Antwort auf all diese Fragen lautete nein. Elder versicherte Will, dass seine Beziehung zu Swisher nur oberflächlich war, flüchtig und rein geschäftlich. Natürlich würde er ihm gern weiterhelfen, aber das könne er schlicht und ergreifend nicht.
Will spürte, wie die Enttäuschung gallebitter in ihm emporstieg. Dieses Gespräch führte zu nichts, war nur eine weitere Sackgasse im Fall Doomsday. Trotzdem beschäftigte ihn irgendetwas an Elders Verhalten, da war eine leichte Unruhe. Klang er nicht ein bisschen angespannt, zu sehr um Ungezwungenheit bemüht? Will wusste später nicht mehr, wie er auf die nächste Frage gekommen war – vermutlich war es reine Intuition. »Sagen Sie mal, Mr. Elder, wie laufen Ihre Geschäfte denn so?«
Elder zögerte einen Moment, es war ein kurzes Innehalten, aus dem Will schloss, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. »Nun, die Geschäfte gehen sehr gut. Warum fragen Sie?«
»Reine Neugier. Eine Frage noch: Die meisten Versicherungsgesellschaften sitzen in Städten wie Hartford oder New York. Warum sind Sie in Las Vegas, in Henderson?«
»Wir haben hier unsere Wurzeln«, erklärte Elder. »Ich habe diese Firma Stück für Stück aufgebaut. Sobald ich aus dem College kam, habe ich bei einer kleinen Maklerfirma in Henderson angefangen, etwa eine Meile von diesem Büro entfernt. Wir hatten sechs Angestellte. Ich habe den Laden gekauft, als der Vorbesitzer in den Ruhestand ging, und ihn in Desert Life umbenannt. Inzwischen haben wir über 8000 Mitarbeiter im ganzen Land.«
»Das ist sehr beeindruckend. Sie können stolz auf sich sein.«
»Danke, das bin ich.«
»Und das Versicherungsgeschäft läuft gut, sagen Sie.«
Wieder ein kurzes Zögern. »Tja, jeder braucht eine Versicherung. Es gibt zwar viel Konkurrenz, und die Aufsichtsbehörden machen es uns auch nicht gerade leicht, aber wir sind gut im Geschäft.«
Während er zuhörte, bemerkte Will mit einem Mal einen ledernen Stiftehalter auf dem Schreibtisch, in dem mehrere rote und schwarze Pentel-Schreiber steckten.
Er konnte sich nicht beherrschen. »Dürfte ich mir einen von Ihren Stiften ausleihen?«, fragte er. »Einen schwarzen.«
Der Stift hatte eine ultrafeine Spitze. Sieh mal einer an.
Will griff in seine Aktenmappe und holte eine Klarsichthülle heraus, in der ein Blatt Papier steckte. Es war eine Fotokopie der Vorder-und der Rückseite von Swishers Postkarte. »Könnten Sie mal bitte einen Blick hier draufwerfen?«
Elder nahm das Blatt und setzte seine Lesebrille auf. »Schrecklich«, sagte er.
»Sehen Sie den Poststempel?«
»18. Mai.«
»Waren Sie am 18. in Las Vegas?«
Elder war durch die Frage sichtlich irritiert. »Ich habe keine Ahnung, aber ich lasse es gern von meiner Assistentin nachprüfen.«
»Sehr gut. Wie oft sind Sie in den letzten sechs
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