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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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ordentlich, keinerlei Durcheinander, aber auch keine weibliche Note. Will kannte diese Art, sich einzurichten, nur zu gut. Das Bücherregal aus glänzendem Chrom stand voller Fachliteratur über Computer und Software. Die Bücher waren nach Format geordnet, sodass die Oberkanten eine möglichst gerade Linie bildeten.
    Auf dem weißlackierten Schreibtisch, neben einem geschlossenen Laptop, lagen zwei übereinandergestapelte Manuskripte, die mit Messingklammern zusammengeheftet waren. Er warf einen Blick auf das Deckblatt des einen: ZOCKER – Ein Drehbuch von Peter Benedict, WGA #4235567. Wer ist Peter Benedict, fragte er sich, Marks Pseudonym oder jemand anders? Neben den Drehbüchern lagen zwei schwarze Stifte. Fast hätte er laut aufgelacht. Pentel ultrafein. Die Dinger waren wirklich überall. Er saß wieder auf dem Sofa, als Mark mit den Bieren zurückkehrte.
    »Hast du in Cambridge nicht erwähnt, dass du schreibst?«, fragte Will.
    »Doch.«
    »Sind diese Drehbücher von dir?«, fragte er und deutete auf den Schreibtisch.
    Mark nickte und trank einen Schluck.
    »Meine Tochter ist auch eine Art Schriftstellerin. Worüber schreibst du?«
    Mark fing zögernd an, wurde dann aber zusehends gelöster, während er über sein jüngstes Manuskript redete. Als Will sein Bier ausgetrunken hatte, wusste er alles über Casinos, Kartenzählen, Hollywood und Filmagenten. So zurückhaltend der Typ ansonsten sein mochte, über dieses Thema konnte er sich endlos auslassen. Bei seinem zweiten Bier erfuhr Will einiges über Marks Leben nach dem College und vor Las Vegas, es klang nach einem öden Dasein mit wenigen persönlichen Bekanntschaften und endloser Arbeit am Computer. Beim dritten Bier revanchierte sich Will mit Einzelheiten aus seiner Vergangenheit, erzählte von gescheiterten Ehen, geplatzten Beziehungen und anderen Katastrophen. Mark hörte fasziniert zu und erkannte erstaunt, dass das Leben dieses Glückspilzes, das er für so perfekt gehalten hatte, alles andere als beneidenswert war. Doch gleichzeitig setzten ihm Schuldgefühle zu, und er wurde wieder unruhig.
    Nachdem Will kurz pinkeln gegangen war, kehrte er ins Wohnzimmer zurück und erklärte, dass er gehen müsse. Vorher aber wollte er noch etwas loswerden. »Ich muss mich bei dir entschuldigen.«
    »Wofür?«
    »Wenn ich an das erste Studienjahr zurückdenke, wird mir immer klarer, was ich für ein Arschloch war. Ich hätte dich öfter unterstützen müssen, Alex dazu bringen, dass er dich in Ruhe lässt. Ich war ein Blödmann, und es tut mir leid.« Den Vorfall mit dem Isolierband erwähnte er nicht; das war auch nicht nötig.
    Mark stiegen unwillkürlich die Tränen in die Augen, und er wirkte beschämt. »Ich –«
    »Du musst nichts sagen. Ich will dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    Mark schniefte. »Nein, verstehst du, ich bin dir dankbar. Ich glaube, wir kennen uns gar nicht richtig.«
    »Wohl wahr.« Will steckte die Hand in die Hosentasche und tastete nach den Autoschlüsseln. »Also, danke für das Bier und die Unterhaltung. Ich muss mich beeilen.«
    Mark atmete tief durch und sagte schließlich: »Ich glaube, ich weiß, weshalb du in der Stadt bist. Ich habe dich im Fernsehen gesehen.«
    »Ja, der Doomsday-Fall. Die Verbindung nach Vegas. Klar.«
    »Ich schaue mir seit Jahren sämtliche Fernsehsendungen mit dir an. Und ich habe alle Zeitungsartikel gelesen.«
    »Hm, von dem Medienzeug hatte ich weiß Gott genug.«
    »Das muss aufregend sein.«
    »Ist es nicht, glaub mir.«
    »Wie läuft es? Mit der Ermittlung, meine ich.«
    »Die geht mir auf die Nerven, das kann ich dir sagen. Ich wollte nichts damit zu tun haben. Ich wollte bloß noch in aller Ruhe bis zur Pensionierung durchhalten.«
    »Kommt ihr nicht voran?«
    »Du bist offensichtlich jemand, der ein Geheimnis für sich behalten kann. Also sag ich dir eins: Wir haben nicht den geringsten Schimmer.«
    Mark wirkte fast gleichgültig, als er sagte: »Ich glaube nicht, dass ihr den Typen fassen werdet.«
    Will sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Wie kommst du darauf?«
    »Ich weiß auch nicht. Nach dem zu schließen, was ich gelesen habe, scheint er ziemlich schlau zu sein.«
    »Nein, nein, nein. Ich kriege ihn. Ich kriege sie immer.«

28. Juni 2009 – Las Vegas
    Der Anruf von Peter Benedict hatte Elder aufgeschreckt. Von einem Mann, dem er zufällig einmal in einem Casino begegnet war, ein Hilfsangebot für Desert Life zu erhalten war zutiefst beunruhigend. Und er war so gut wie

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