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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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sicher, dass er seine Handynummer nicht herausgegeben hatte. Dazu kam das plötzliche Interesse des FBI an ihm und seiner Firma. Alles in allem schien sich ein besorgniserregendes Wochenende anzubahnen. In kritischen Zeiten blieb er am liebsten in der Firmenzentrale, umgeben von seinen Leuten, wie ein General inmitten seiner Truppen. Er fand nichts weiter dabei, seine Führungskräfte in einer Krisensituation auch an Samstagen und Sonntagen zur Arbeit zu holen, aber mit dieser Sache musste er sich allein befassen. Selbst Bert Myers, sein Ratgeber und Vertrauter, musste außen vor bleiben, bis Elder wusste, womit er es zu tun hatte.
    Nur er selbst und Myers wussten um das Ausmaß der Schwierigkeiten von Desert Life, denn sie beide waren die einzigen Architekten eines Plans, mit dem die Firma aus der finanziellen Klemme herausgeführt werden sollte. Die treffende Bezeichnung für diesen Plan war zweifellos »illegal«, aber Elder zog es vor, ihn »aggressiv« zu nennen. Die Umsetzung des Plans befand sich erst im Anfangsstadium, und leider funktionierte er noch nicht. Genau genommen schien er sogar nach hinten loszugehen, und sie gerieten noch tiefer ins Minus. Es war ihnen nichts anderes übriggeblieben, als etwas Geld aus ihren Reserven umzulagern, um damit den Gewinn des letzten Quartals künstlich aufzufrisieren und den Aktienwert zu stützen.
    Das war ein gefährliches Terrain, ein direkter Weg zur Hölle oder zumindest ins Gefängnis.
    Darüber waren sie sich beide im Klaren, aber wer A sagt, muss auch B sagen. Und wenn Gott will, dachte Elder, würde es im nächsten Quartal eine Wende geben. Er hatte diese Firma eigenhändig aufgebaut. Sie war sein Lebenswerk und seine einzig wahre Liebe. Sie bedeutete ihm mehr als seine langweilige Frau und seine nichtsnutzigen Sprösslinge, und sie musste unter allen Umständen gerettet werden. Wenn dieser Peter Benedict also eine brauchbare Idee hatte, dann musste er sie sich anhören.
    Das Rückgrat von Desert Life bildeten die Lebensversicherungen. Die Firma war der größte Lebensversicherungsanbieter westlich des Mississippi. Elder hatte von Beginn seiner Karriere an mit Lebensversicherungen gearbeitet. Die kontinuierliche versicherungsmathematische Berechnung von Sterblichkeitsraten hatte ihn seit jeher gereizt. Wenn man versuchte, das Sterbedatum eines einzelnen Menschen vorherzusagen, und Geld darauf setzte, irrte man sich zu oft, um konstante Gewinne einzufahren. Daher verließen sich die Versicherer bei der Berechnung der individuellen Risiken auf das »Gesetz der großen Zahlen« und beschäftigten ganze Heerscharen von Mathematikern und Statistikern, die frühere Ergebnisse auswerteten, um die Zukunft voraussagen zu können. Zwar konnte niemand berechnen, welche Prämie man von einer bestimmten Person verlangen musste, um damit Geld zu machen, aber man konnte einigermaßen sicher den betriebswirtschaftlichen Nutzen voraussagen, den die Versicherung eines 35-jährigen Nichtrauchers brachte, der keine Drogen nahm und in dessen näherer Verwandtschaft niemand herzkrank war.
    Trotzdem waren die Gewinnmargen knapp. Für jeden Dollar, den Desert Life als Prämie einnahm, gingen dreißig Cent für die laufenden Ausgaben drauf, ein noch größerer Teil diente zur Deckung von Verlusten, und das bisschen, was dann noch übrig blieb, war der Gewinn. Profite machte man im Versicherungsgeschäft auf zweierlei Art: durch Profithaftung und das Einkommen aus Investitionen.
    Versicherungsgesellschaften waren Großinvestoren, die tagtäglich Milliarden von Dollar einsetzten. Die Erträge aus diesen Investitionen waren der Grundstein ihres Geschäfts. Manche Firmen hafteten sogar für einen Verlust – man nimmt einen Dollar Prämie und erwartet, mehr als einen Dollar an Verlusten und Ausgaben zu bezahlen, hofft aber, dies durch Investitionseinnahmen wieder auszugleichen. Elder verachtete diese Geschäftsstrategie, trotzdem war seine Gier nach Investitionserträgen sehr groß.
    Die Probleme von Desert Life hingen mit dem Wachstum der Firma zusammen. Elder hatte das Geschäft im Lauf der Jahre ausgeweitet und sich durch Übernahmen ein wahres Imperium geschaffen. Mittlerweile beschränkte er sich nicht mehr nur auf Lebensversicherungen. Er bot jetzt auch Kfz-und Hausrats-, Unfall-und Haftpflichtversicherungen für Privatpersonen und Unternehmen an.
    Jahrelang hatten die Geschäfte floriert, aber dann hatte sich der Wind gedreht.
    Hurrikane, diese gottverdammten Hurrikane, knurrte er

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