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Die Namenlose

Die Namenlose

Titel: Die Namenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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brauchen ihn nicht mehr.«
    Der Raum, in dem sie sich trockenen Fußes bewegen konnten, war eigentlich nicht viel mehr als eine zehn Schritte breite, rundum laufende Galerie, von der aus etliche Türen in andere Gebäude führten. Im Mittelpunkt lag das Wasserbecken. Ablagerungen an der Brüstung zeigten, daß der Wasserspiegel manchmal seinen Stand veränderte.
    Kalisse bemühte sich, einige der Türen zu öffnen, was ihr aber nicht gelang. Entweder waren sie von der anderen Seite her verriegelt, oder aber die Lager, auf denen die mannshohen Steinquader ruhten, waren im Lauf der Zeit unbrauchbar geworden. Es konnte durchaus möglich sein, daß niemand sich dieser Durchgänge bediente. Die Okeazar hatten sie zweifellos nicht nötig.
    »Versuchen wir es drüben«, bestimmte Gorma und deutete hinter sich. »Wenn ich mich richtig orientiert habe, würden wir hier ohnehin in die falsche Richtung laufen, weg von der Tempelkuppel.«
    Angestrengt lauschte Sosona in sich hinein, ob sie etwas wahrnahm, was auf die Nähe Zaems oder der Schwarzen Mutter schließen ließ. Aber das seltsam beklemmende Gefühl, das sie sehr oft verspürt hatte, wollte sich nicht mehr einstellen.
    Auf gewisse Weise machte die Halle, in der man sich befand, einen unfertigen Eindruck. Fresken, ähnlich denen der großen Kuppel, waren aus den Wänden herausgemeißelt worden, allerdings hatten die unbekannten Künstler nur wenige wirklich vollendet. Die meisten waren nicht viel mehr als halbfertige rauhe Erhebungen, deren Umrisse von einer dicken Staubschicht aufgezeigt wurden.
    Das Seelenschwert in der Rechten, versuchte Gorma, eine der drei in gleichen Abständen zueinander befindlichen Türen aufzustoßen. Eigentlich gab es nichts, was tatsächlich auf einen vorhanden Durchgang hingewiesen hätte. Die Amazone zog ihre Schlüsse lediglich aus der eine Fingerbreite messenden Rille, die vom Boden aufstieg, ungefähr in Augenhöhe abknickte und nach drei Ellen abermals die Richtung änderte, um wieder dem Boden zuzustreben.
    Obwohl Gorma sich mit den Schultern gegen den Stein stemmte und die ganze Kraft ihres Körpers einsetzte, bewegte er sich nicht. Nach zwei weiteren Versuchen, die ihr den Schweiß auf die Stirn trieben, gab sie auf.
    »Es hat keinen Sinn«, meinte Kalisse. »So kommen wir nicht weiter. Mag sein, daß hinter dieser Wand abermals Wasser liegt.«
    Aber Gorma schüttelte den Kopf. Mit den Fingerspitzen tastete sie die Rille ab. Etwa in halber Höhe hielt sie inne und legte die Hand auf den Stein.
    »Da ist ein Lufthauch. Das beweist, daß der Spalt durchgeht und wir uns auf der anderen Seite ungefährdet bewegen können. Zumindest was die See anbelangt«, schränkte sie rasch ein. Gleichzeitig stieß sie mit dem Schwert zu, jagte die Klinge bis zum Heft in die Lücke. Es gab keinen Widerstand.
    Gorma führte das Seelenschwert zum Boden hinab und anschließend heftig in die Höhe.
    Nichts, was ihr Einhalt geboten hätte.
    Auf der anderen Seite allerdings blieb sie unvermittelt hängen. Nur mit Mühe konnte sie die Klinge zurückziehen. Und noch während sie dies tat, drang ein lautes Knirschen aus der Wand.
    Der Felsblock bewegte sich. Jede der Kriegerinnen hielt jetzt ihre Waffen in Händen.
    Eine Elle war die Wand dick. Nachdem die Tür sich so weit nach hinten geschoben hatte, ohne daß man jedoch erkennen konnte, wie oder wodurch sie bewegt wurde, glitt sie zur Seite und gab endgültig den Durchgang frei. Der dahinterliegende Raum war kleiner und ebenfalls in ein eigenartiges Zwielicht getaucht, das von den Wänden ausstrahlte. Ein Wasserbecken wie in der Halle, die die Amazonen nun verließen, existierte dort nicht. Mit raschem Blick nahm Gorma alles auf, was es zu sehen gab. Keine Fenster; ein glatter, mosaikartiger Boden; ebenfalls unvollendete Fresken an den Wänden - Gesichter von Menschen und Tritonen in wahlloser Reihenfolge; zwei Türen ähnlich der, die sich soeben aufgetan hatte, nur mit dem Unterschied, daß sie bereits weit geöffnet waren. Dahinter schienen jeweils enge Gänge zu liegen, aber der Blick verlor sich schon nach kurzer Strecke.
    Kaum hatte Gorma den Raum betreten, als sie von zwei Tritonen angesprungen wurde, die sich hinter dem Mauerblock verborgengehalten hatten. Der Angriff erfolgte überraschend, und sie entging ihm wohl nur, weil sie beide Klingen hochriß. So prallten die Sägezahnschwerter der Tritonen wirkungslos ab.
    Gorma setzte sofort nach. Die Waffen eben noch abwehrend vor ihrem Gesicht

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