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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
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haben? Übermüdung. Die einzige Entschuldigung. Auch Josef atmete kurz tief ein.
    »Weil, als ich die Leiche am Tatort untersuchte, das Sperma schon eingetrocknet war. Und das Auffinden der Leiche erfolgte kurz nach der Ermordung. Die Vagina hätte noch feucht sein müssen.«
    »Ein Fachmann.«
    Phillip holte eine Packung Zigaretten aus der Jackentasche, nachdem er erneut einen kurzen Blick auf die Leiche geworfen hatte.
    »Also ich für meinen Teil hole mir jetzt einen Kaffee. Maria, wollen Sie auch einen?«
    Der Tagtraum! Doch – war diese Geste wirklich nett gemeint?
    »Ja, warten Sie im Büro. Ich komme gleich.«
    »Ah, verstehe, intime Plauderei. Na, Ahnung von der weiblichen Anatomie hat er ja.«
    »Roth, verschwinden Sie. Wenig Schlaf ist keine Entschuldigung. Ich bin auch müde und weiß noch, was ich rede.«
    Maria funkelte ihn an. Phillip grinste.
    »Cappuccino oder Melange?«
    »Schwarz mit viel Zucker.«
    Phillip ging und zündete sich bereits beim Hinausgehen eine Zigarette an. Es war offensichtlich: Obduktionen waren nicht seine Sache. Maria wandte sich zu Josef.
    »Wie sieht es für dich aus?«
    »Sie hatte Geschlechtsverkehr. Meiner Meinung nach rühren daher die Hautfetzen und das Sperma. Es scheint sehr leidenschaftlich gewesen zu sein. Danach dürfte sich die Ermordete einen zweiten Geschlechtsakt erhofft haben, sonst hätte sie sich nicht freiwillig fesseln lassen. Doch diesmal hatte der Partner etwas anderes vor. Ob es der gleiche war oder nicht, kann ich nicht sagen.«
    »Alkohol?«
    »Eine ganze Menge. Und Langusten in Weißweinsauce mit Weißbrot. Die müsste sie zum zweiten Zeitpunkt zu sich genommen haben.«
    »Wann hast du die Hautreste untersucht?«
    »Das dauert einen Tag.«
    »Fürchterlich. Lauter potenzielle, aber keine wirklichen Verdächtigen. Ich seh mich schon alle meine Verdächtigen kratzen, damit wir den Mörder überführen können.«
    »Viel Spaß.«
    »Josef!«
    Josef deckte die Leiche zu, blickte auf, wandte sich ab und ging zu seinem Schreibtisch. Maria spürte, dass er etwas sagen wollte. Doch sie spürte auch, dass es ihm morgen, wenn er nicht mehr übermüdet war, peinlich sein würde. Josef war eindeutig nicht er selbst.
    »Danke, du warst wie immer grandios.«
    »Ich mache meine Arbeit.«
    Josef sah sie an, und Maria wusste, dass er ihr für das eben Gesagte dankbar war. Er konnte sich wieder in seine Professorenrolle flüchten. Irgendwie tat das Maria Leid.

    Maria kam ins Büro und entspannte sich. Arbeit. Was für ein Segen, dass es so etwas gab. Sie war in ihrem Freundeskreis eine der wenigen, die niemals das Wochenende herbeisehnte und am Montag in tiefe Depressionen verfiel. Was wahrscheinlich auch an ihrem unregelmäßigen Arbeitsrhythmus lag. Dennoch: Sie genoss es, zu arbeiten. Auch wenn sie mitten in der Nacht zu einer Leiche geholt wurde. Maria setzte sich an den Schreibtisch und wählte die Nummer des Bereitschaftsdienstes, der die alte Nachbarin ins Spital gebracht hatte. Denn es lag nicht – wie ausgemacht – eine Notiz über deren Aufenthalt auf ihrem Tisch. Warteschleife. Dann Läuten und nichts. Wahrscheinlich störte sie die Kollegen beim Frühstück. Na gut, sie konnte warten. Maria zündete sich eine Zigarette an. Wie oft hatte sie schon einmal ein Fall aus einem langweiligen Abendessen befreit? Oder von einem öden Akt mit Karl?
    »Wachtposten Josefstadt. Guten Tag?«
    Maria starrte den Bildschirm des Computers an, in dem sich undeutlich ihr Gesicht spiegelte. Hatte sie gerade in Zusammenhang mit Karl an einen öden Akt gedacht?
    »Hallo? Wer ist da? Wachtposten Josefstadt. Hallo?«
    Maria unterbrach die Verbindung. Warum empfand sie die Ficks mit Karl plötzlich als langweilig? Ficks. Das Wort passte nicht. Bumsereien. Auch nicht. Geschlechtsakt – vielleicht. Pflichterfüllung. Das war es. Es war Pflichterfüllung gewesen. Die Hand noch immer auf der Gabel, überlegte Maria, wann sie das letzte Mal einen Orgasmus gehabt hatte. Ja, mit viel mechanischer Unterstützung war so etwas wie Entspannung eingetreten. Aber Orgasmus? Der Zustand, wenn der ganze Körper vibrierte? So wie es in Romanen und Filmen beschrieben wurde? Hatte sie das überhaupt schon jemals erlebt? Phillip trat die Tür auf und balancierte ein Tablett mit Kaffees und zwei Kokoskuppeln herein. Mit der anderen Hand schaltete er gerade sein Handy aus.
    »Die Alte ist bei den ›Barmherzigen Schwestern‹ und wieder so weit instand gesetzt, dass wir mit ihr reden

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