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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
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gestern Abend noch bei ihr waren?«
    »Wie? Sagen Sie mir, verdammt noch einmal, wie?«
    »Warum?«
    »Verdammt, weil ich mich nicht daran erinnern kann.«
    »Hoho, der Mann kann ja auch fluchen.«
    »Herr Roth, ich weiß, dass Sie mich nicht mögen. Aber auch wenn Sie es sich noch so sehr wünschen, ich habe meine Frau nicht umgebracht.«
    »Sie waren doch noch gar nicht verheiratet. Oder wissen wir schon wieder irgendetwas nicht.«
    »Babe war für mich meine Frau vom ersten Augenblick an, von dem Moment an, in dem ich sie sah.«
    Schon wieder dieser filmreife Kitsch. Maria fühlte nicht nur Unbehagen, sondern auch Neid. Sie hatte immer die knochentrockenen, fantasielosen Männer an Land gezogen. Karl hatte ihr zum ersten Rendezvous Rosen geschenkt, danach nie wieder, keine einzige Blume – nein, stimmt nicht, einmal hatte er ihr zum Geburtstag Nelken geschenkt, ausgerechnet, denn die konnte sie nicht leiden. Aber er hatte ihr auch nie zugehört. Maria schreckte aus ihren Gedanken hoch, denn Phillip schlug mit der Faust auf das Fensterbrett. Er war sicher auch so ein Typ, der Blumen für einen sentimentalen Scheiß hielt.
    »Wir sind irrsinnig beeindruckt. Aber trotzdem waren Sie bei ihr, in der Mordnacht. Traurig, wenn Sie sich nicht mehr erinnern können.«
    »Ich sagte Ihnen doch, dass ich getrunken hatte.«
    »Versuchen Sie’s jetzt auf die ›Nicht-zurechnungsfähig‹-Masche?«
    »Nein, Herrgott, ich versuche ja, mich zu erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich bei den Nachrichten die zweite … naja eigentlich die dritte Flasche Wein aufgemacht habe. Dann habe ich wahnsinnigen Hunger bekommen, ja richtig … und dann, dann habe ich im Kühlschrank nichts gefunden … nur … mein Gott, ja richtig, eine Dose Cola-Whiskey. Ja, richtig, die habe ich dazwischen getrunken, deswegen bin ich ja erst auf die Idee gekommen, den Whiskey aufzumachen, und dann …«
    »Dann? Herr Dornhelm, was ist dann passiert?«
    »Sie haben in der Kultur einen Ausschnitt vom neuen Programm gebracht.«
    »Und?«
    »Wollten Sie nicht Kaffee? Ich mache Ihnen einen Espresso, Filter habe ich keine.«
    »Herr Dornhelm, was passierte dann?«
    »Ich war traurig.«
    »Er war traurig!«
    »Und wütend.«
    »Ja, Herr Dornhelm?«
    Dornhelm ging weiter Richtung Küche, blieb stehen, drehte sich mit gesenktem Kopf um, dann wieder zurück, und wieder retour – es sah für Maria beinahe wie der Beginn eines Tanzes aus. Dann blieb er regungslos mit abgewandtem Gesicht stehen, ein Bein vor dem anderen, in Anspannung wie ein Standbild aus dem alten Griechenland.
    »Herr Dornhelm, was geschah dann?«
    Langsam wandte er sich zu Maria um, lächelte unsicher, wachelte hilflos mit den Händen und bekam einen Anflug von Röte im Gesicht.
    »Dann … habe ich mich abreagiert …«
    »Indem Sie zu ihr gefahren sind und sie umgebracht haben.«
    »Herr Roth, genau das könnte ich nie. Ich konnte nie zuschlagen, nicht einmal jemanden anbrüllen. Schon als Kind nicht. Ich war immer eher ein Einzelgänger … und auch der, an dem die anderen immer ihre Wut ausgelebt haben, ich war sozusagen der …«
    »… Deschek …«
    »Ja, der Deschek der Klasse, wie es Herr Roth so prägnant formuliert. Naja, und so habe ich … nachdem ich vor zwei Jahren eine beginnende Gastritis hatte … einen Kurs besucht. ›Zeige deine Emotionen.‹«
    »Wunderbar. Und?«
    »Naja, dort haben wir dann so Sachen gemacht wie lachen üben, weinen üben, und eben auch Aggression zeigen. Wir haben gelernt, Menschen, auf die wir … nicht gut zu sprechen sind, unsere Aggression verbal zu vermitteln. Und wenn wir zu viel Aggression in uns haben sollten, sollten wir, wie damals bei der Übung, auf Polster einschlagen.«
    »Sie sollten was?«
    »Die Übungsannahme ist, dass der Mensch, dem wir böse sind, ein Polster ist, und auf den schlagen wir dann ein.«
    »Das gibt’s ja nicht! Und die Polster schreien dann ›Aua!‹ oder was?«
    Phillip wandte sich mit einem künstlichen Lachkrampf zum Fenster.
    »Ich weiß, dass das in Ihren Ohren lächerlich klingt. Aber es hat geholfen. Ich bin viel ausgeglichener seitdem.«
    Maria konnte sich auch kaum ein Grinsen verkneifen, zugleich klingelte aber etwas in ihr. ›Emotionen zeigen‹ war auch etwas, was sie nicht konnte. Vielleicht würde ihr so ein Kurs auch helfen und – nein, das konnte sie nicht machen. Wenn die Kollegen das spitz bekamen, war sie die Lachnummer in der ganzen Abteilung. Aber vielleicht konnte sie so einen Kurs

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