Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
der Hund sonst hinkommen könnte, wenn die Klug überfordert ist.«
»Herr …«
»Roth.«
»Herr Roth, dann wird der Hund in unsere Gemeinschaft aufgenommen, und wenn sich jemand für ihn interessiert, dann wird derjenige genauestens geprüft, und dann findet Adonis einen neuen Platz.«
»Ich würde ihn gern nehmen.«
»Wirklich?!«
»Ja, er ist ein schöner Hund.«
»Ja, wahrlich. Wir waren alle ganz begeistert. Nun – dann müssten wir Ihre Lebensumstände prüfen. Haben Sie zum Beispiel einen Garten?«
»Nein.«
»Na dann …«
»Aber die Stein hatte auch keinen.«
»Die hat den Hund auch gekauft. Wir hatten dabei nichts mitzureden. Also, ich sage Ihnen: Man müsste ohnehin jeden potenziellen Hundebesitzer überprüfen. Da gibt es manchmal Leute … und Umstände, die sind gar nicht zu beschreiben, dass sich da nicht jemand ernster damit …«
»Und bei Ihnen geht es ihnen gut?! Im Käfig.«
»Lieber Herr Roth. Wir lieben unsere Schützlinge.«
»Wie können Sie sie lieben? Sie kennen sie doch gar nicht. Wie viel Zeit bleibt Ihnen denn, sich mit ihnen zu beschäftigen? Sie können mir doch nicht erklären, dass Adonis jetzt genug Auslauf hat! Das ist doch hier nichts anderes als Massentierhaltung und …«
»Herr Roth! Sie vergreifen sich im Ton! Ohne uns würden die Tiere jämmerlich verhungern, weil verantwortungslose Menschen … was sage ich Menschen! … Monster unsere besten Freunde einfach verstoßen. Und vor allem solche Leute wie Sie. Wenn sie heiraten oder ein Kind bekommen, und es geht mit dem Tier nicht mehr, wer muss dann als Erster daran glauben?!«
»Wie können Sie glauben, Sie alter Dragoner, dass ich …«
»Dragoner! – Frau Kommissar, ich denke, Ihr Kollege sollte einmal einen Kurs besuchen, wie man mit Menschen umgeht. So eine Frechheit, Sie ungezogener Lümmel!«
Maria konnte sich kaum einen Grinser verkneifen. Eigentlich wollte sie sich den Schlagabtausch länger gönnen, aber pflichtbewusst nutzte sie die Zehntelsekunde, in der Phillip sprachlos war.
»Liebe Frau Fausthammer, belassen wir es doch dabei. Kehren wir lieber zum konkreten Fall zurück. Sie sind doch beide Tierliebhaber. Wissen Sie schon, mit welchem Mittel Adonis betäubt worden ist?«
»Mit Valium.«
»Na fein, das kann sich jeder Idiot in jeder Apotheke besorgen. Das bringt uns nicht viel.«
»Sie sind ein herzloser Mensch. Ich werde alles daransetzen, dass Sie den Hund nie bekommen.«
Phillip schwoll förmlich der Hals. Dann atmete er tief durch und ging grußlos zum Auto. Nur für Maria noch hörbar, murmelte er beim Einsteigen ›Blöde Funzn‹ und knallte die Tür zu. Maria war sich nun klar, dass sie mit ihm essen gehen musste. Sie musste einfach ein paar Dinge klarstellen.
»Liebe Frau Fausthammer, ich danke Ihnen. Wir sind sicher, dass Adonis bei Ihnen gut aufgehoben ist. Das Gericht wird entscheiden, zu wem er kommt. Vielleicht nimmt ihn ja auch Frau Steins Lebensgefährte, Herr Dornhelm, und dann wäre …«
»Dornhelm? Ja, das ist ein netter Mensch. Der hat heute schon angerufen und sich nach dem Befinden des Hundes erkundigt.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Ja, aber nicht nur er. Auch eine Frau Berger, sie hat angeblich mit Frau Stein zusammengearbeitet.«
»Sehen Sie, und wir sind jetzt da. Alles gute Menschen, obwohl wir alle keinen Garten haben.«
»Wie meinen Sie das?«
»So, wie ich es gesagt habe. Ich wünsche noch einen schönen Tag.«
Phillip saß mit gesenktem Kopf im Wagen. Wortlos startete er. Sie verließen das Gelände, und bei der nächsten Kreuzung schenkte er ihr einen warmen Blick.
»Danke.«
»Keine Ursache. Ich mag keine starrköpfigen, alten Jungfern.«
»So wie Sie eine sind!«
»Das kostet Sie eine Flasche vom besten Rotwein, den das ›Jahrhundertbeisl‹ hat.«
»Das war es mir wert. – Und außerdem … wir sind per Du.«
»Na, dann … dann können wir uns die Gemeinheiten ja nur so reinsagen.«
Maria zündete eine Zigarette an und gab sie Phillip – die erste vertraute Geste.
Die Tür öffnete sich, gerade als Maria bei Dornhelm läuten wollte. Und heraus kam Doris Hornschweig, die Nachbarin.
»Ah, die Polizei. Und haben S’ schon den Mörder?«
»Guten Tag, Frau Hornschweig. Nein, den haben wir noch nicht.«
»Hätt mich auch gwundert. Ihr braucht’s ja immer so lang. Also ich hätt den Fall sicher schon aufgeklärt.«
»Wissen Sie, das ist halt nicht wie bei einem Fernsehkrimi, wo man nach spätestens eineinhalb Stunden
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