Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
natürlich, gerne. Kann ich noch etwas für Sie tun?«
»Nein, das war’s auch schon, oder nein, warten Sie. Sagen Sie, seit wann ist denn Herr Moser mit seiner Familie unterwegs?«
»Seit drei Tagen. Und sie sind irgendwo zelten, deshalb ist er so unerreichbar.«
»Seit drei Tagen?! Irrtum ausgeschlossen?«
»Herr Moser hat sich am Dienstagabend bei mir verabschiedet.«
»Ich danke Ihnen, Frau Kainz. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
»Den wünsche ich Ihnen auch, Frau Kouba. Nur eine Frage noch: Ich bin die persönliche Sekretärin von Herrn Moser, ich weiß … naja, man kann sagen, ich weiß alles von ihm. Er hat keine Geheimnisse vor mir. Deshalb gestatten Sie mir die Frage, um was es sich handelt. Ich wüsste nämlich keinen Grund, warum die Polizei Herrn Moser kontaktiert. Die Steuerprüfung haben wir erst erfolgreich hinter uns gebracht …«
»Wir sind auch nicht die Wirtschaftspolizei, sondern vom Morddezernat.«
»Oh.«
»Wir vermuten, dass Herr Moser uns als Zeuge behilflich sein könnte.«
»Und um welchen Mord handelt es sich?«
»Liebe Frau Kainz, das würden wir Herrn Moser gerne selber sagen.«
»Doch nicht um den an der Kabarettistin?«
Maria wollte die Sekretärin schon fragen, was sie über die Stein wusste, biss sich aber im letzten Moment auf die Zunge. Sie könnte Moser vorwarnen.
»Liebe Frau Kainz, dieser Mord ist einer von vielen. Details möchten wir mit Ihrem Chef besprechen, ich hoffe, Sie sind nicht böse!«
»Nein, natürlich nicht, entschuldigen Sie bitte meine Indiskretion. Und ich werde Ihren Wunsch natürlich sofort weiterleiten. Auf Wiederhören.«
In der Leitung knackte es. Phillip bedachte Maria mit einem belustigten Blick.
»Ich hoffe, Sie sind nicht böse!«
»Chefsekretärinnen sind manchmal wichtiger als Ehefrauen. Sie kann uns noch nützen.«
»Eigenartig, sie hatte es plötzlich sehr eilig, aufzulegen.«
»Sie telefoniert mit Sicherheit in diesem Augenblick mit dem lieben Herrn Moser. Wenn er noch heute zurückruft, ist er es nicht gewesen.«
»Woher wollen Sie … ich meine … du das wissen?«
Maria schenkte Phillip einen süffisanten Blick. Er konnte doch nicht überhaupt keine Ahnung von Psychologie haben.
»Nein, warte, wenn er es nicht war, ruft er gleich zurück, weil er weiß, dass wir wissen, und er nicht will, dass es herauskommt. Also kooperiert er.«
»Und wenn er es war, nutzt er den einen Tag, um sich eine Strategie zurechtzulegen.«
»Und bis dahin …«
»… fühlen wir ihm auf den Zahn.«
»Richtig. Wir werden uns einmal bei den Nachbarn umhören, ob er wirklich schon am Mittwoch mit seiner family weggefahren ist.«
»Warum fragen wir nicht in den Clubs nach, ob er dort war?«
Maria bedachte Phillip erneut mit einem süffisanten Blick. War der Herr doch nicht so ausgeschlafen, wie er tat.
»Nein, natürlich, weil ja die Stein daheim ermordet worden ist. Ich bin heute ein bissel müde.«
»So lange hat es ja gar nicht gedauert.«
»Bei uns nicht. Aber ich hab noch zufällig eine alte Freundin getroffen.«
Na bitte, das war der Beweis, dieser Mensch hatte keinen Gedanken an sie verschwendet. Er wollte sie nur – wie gut, dass sie hart geblieben war. Aus und gestorben. Phillip war auch nicht anders als Karl – außer, dass er attraktiver war. Sie durfte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken lassen. Maria packte ihre Tasche, den Notizzettel und ging Richtung Tür. Müde erhob sich auch Phillip.
»Verstehe. – Aber das ist noch lange kein Grund, Müdigkeit vorzuschützen.«
Sie kniff Phillip in den Po. Er sah sie an, als wäre sie zu einem Yeti mutiert.
»Noch nicht genug für den Japaner, aber ich habe heute Lust auf Chinesisch.«
»Langsam habe ich das Gefühl, ich bin Ihr Versuchskarnickel: Wie lange kann ich es einem Mann süßsauer geben, bevor er ausklinkt.«
»Vielleicht. Ihre coole Fassade reizt eben. Und außerdem haben Sie jetzt wieder das Du gebrochen. Das heißt, Sie zahlen den Reiswein.«
»Wenn ich dann einen Bruderschaftskuss kriege?!«
»Ich weiß nicht, ob mich das bei Ihnen reizt.«
Beschwingt öffnete Maria die Tür – und prallte gegen den Gottl.
Maria stellte fest, dass man wirklich Sterne sehen konnte, und hielt sich die Nase – vielleicht konnte sie sie so vom Abfallen abhalten.
»Liebe Frau Kollegin, es tut mir furchtbar leid, wenn Sie aber auch so stürmisch sind heute Morgen!«
»Es geht schon. Meine Nase war ohnehin zu ebenmäßig für meinen Job. Jetzt kauft
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