Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
saß bereits an seinem Schreibtisch – cool mit den Beinen auf dem Tisch, lässig rauchend und verdammt gut und frisch aussehend. In Maria meldete sich der Neid. Anscheinend hatte ihm der Abend ganz und gar nichts ausgemacht, sie war ihm egal, die Flirterei war nur der übliche Umgang eines Machos, der mit einer Frau alleine zu Abend aß, gewesen. Maria bereute, dass sie sich so viele Gedanken gemacht hatte und – dass sie über den Durst getrunken hatte. Dieser Mann war es offensichtlich nicht wert gewesen. Phillip nickte kurz in ihre Richtung, ließ sich aber nicht von seinem Telefonat abhalten.
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich heute mit dir auf ein Bier gehe. – He, jetzt wart noch ein bissel, bevor du mit ihr redest, jetzt habts schon zwei Tage Sendepause, da ist das auch schon wurscht … Olli, jetzt reiß dich ein bissel zamm, wahrscheinlich kriegt sie überhaupt nicht mit, dass dir das so wichtig ist, und du hast ja auch gsagt, dass sie im Prinzip bereit wäre, wenn du nicht … Olli, wenn sie sich total verweigert, vielleicht … na, vielleicht braucht sie auch was, was du ihr nicht gibst … Mann, alles okay, das war ja nur so eine Idee, wir reden heute Abend drüber, ja … also dann … ja, Servas. – Hallo Mizzi, ‘tschuldigung, wollte sagen, Chef.«
»Guten Morgen. Er sollte sich einmal vorstellen, wie das wäre, wenn er so einen großen Pfropfen im Mund hätte.«
»Tun Sie es auch nicht gerne?«
»Es gehört … zum Liebesakt, und außerdem geht Sie das auch nichts an.«
»Warum haben Sie es dann angesprochen?«
»Weil es mich nervt, wenn Männer immer nur verlangen.«
»Sonst kommen sie ja zu nichts.«
»Vielleicht sollten sie es einmal mit Charme versuchen.«
»Mit Rosen vielleicht? Die nützen aber auch nicht immer.«
Maria versuchte aus seinem Blick irgendetwas herauszulesen, doch es war der Rollbalken herunter. Nein, Elsa hatte Recht, und sie hatte richtig gehandelt. Und Phillip war ja mittlerweile Gott sei Dank nicht mehr der einzige Mann, der auf sie reflektierte. Heute Abend bei Josef konnte sie sich holen, was sie brauchte.
»Sind die Testergebnisse schon da?«
»Nein, erst zu Mittag.«
»Gut, dann schauen wir uns halt einmal diesen Patrick Moser genauer an.«
»Hier: Telefonnummer, Privatadresse, Firmenadresse, E-Mail …«
»Okay, okay. Rufen wir einmal an.«
Sie nahm von Phillip den Notizzettel und wählte. Unauffällig blinzelte sie zu Phillip, der ebenso unauffällig aus dem Fenster blickte. Die Sonne fing sich in seinem Ohr, das eine wunderschöne Form hatte, so richtig zum Anknabbern, und auch der Hals – die Haut war so unerwartet glatt, und direkt beim Haaransatz hatte Phillip drei kleine Muttermale, die wie Tattoos wirkten – Oh Gott, nicht schon wieder. Maria schloss aus Konzentrationsgründen die Augen – was die Sache aber noch schlimmer machte, also nestelte sie an ihrer Zigarettenpackung und schaltete die Lautsprechertaste ein – nur nicht mit den Gedanken abschweifen.
»AD-Dessous and Underwear, guten Tag, Lotte Kainz, was kann ich für Sie tun?«
»Guten Tag, hier spricht Inspektor Maria Kouba, Kommissariat Berggasse.« – Maria wählte absichtlich die neutrale Bezeichnung für das Mordkommissariat. – »Könnten Sie mich bitte mit Ihrem Chef, Herrn Patrick Moser, verbinden?«
»Um was geht es bitte?«
»Das ist privat.«
»Tut mir Leid, Herr Moser ist nicht zu sprechen.«
»Wenn er in einer Besprechung ist, holen Sie ihn bitte heraus. Es ist dringend.«
»Tut mir Leid, Herr Moser ist auf Urlaub. Mit seiner Familie. Er kommt erst kommenden Montag wieder.«
»Haben Sie eine Nummer, unter der man ihn erreichen könnte?«
»Nein, tut mir Leid, Herr Moser wünscht, ungestört zu bleiben.«
Maria wechselte mit Phillip einen genervten Blick.
»Die Tippmaus-Schnalle hört sich wie eine gesprungene Schallplatte an.«
»Das ist nicht gut. Sagen Sie, Frau …«
»Kainz.«
»Kainz, und was ist, wenn im Betrieb etwas passiert?«
»Herr Moser meldet sich einmal am Tag. Immer um sieben Uhr morgens.«
Phillip sah auf seine Uhr und ließ ein genervtes ›Scheiße‹ vernehmen.
»Könnten Sie ihm bitte sagen, dass er uns morgen sofort anrufen soll. Es ist wirklich dringend.«
»Ich werde es ihm gerne ausrichten, Frau Kouba, doch ich denke, dass er erst wieder am Montag ein offenes Ohr für diverse Probleme haben wird.«
»Dann sagen Sie ihm das Stichwort ›Big Dream‹, wenn Sie so freundlich wären.«
»›Big Dream‹,
Weitere Kostenlose Bücher