Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
wohnen eigentlich in … Linz, die Mosers einfach besuchen.«
»Und wie reden Oberösterreicher?«
»Ich denke, ein paar Verniedlichungen werden schon reichen. – Na, Apferl oder so.«
»Richtig, ein Schulfreund hat immer Jauserl gesagt.«
»Genau, und alles ein bisschen runder und breiter.«
Sie fuhren nun langsam durch eine Wohnstraße, und Maria sah schon, dass es ein günstiger Zeitpunkt war. Die unterbeschäftigten Ehefrauen kamen gerade großteils vom Shopping zurück, um die Zubereitung des Mittagsmahls zu überwachen. Sie kamen alle dermaßen gleichzeitig, dass es wie ausgemacht wirkte. Langsam fuhren sie auf die Hausnummer 9 zu. Kaum standen sie, sprang Maria aus dem Wagen, grüßte freudestrahlend die Nachbarinnen und läutete an der Tür. Phillip folgte ihr, nachdem er ordnungsgemäß eingeparkt hatte. Ganz braver Mann, schickte er den beiden Frauen ein Kopfnicken, das man schon beinahe als Diener bezeichnen konnte. Natürlich meldete sich niemand. Maria suchte die Fenster ab.
»Aber das gibt es doch nicht. Helga müsste doch da sein! Ich verstehe das nicht.«
»Vielleicht ist sie noch einkaufen. Aber ich habe dir ja gleich gesagt, dass diese Überraschungsbesuche nicht gut sind. Ich würde das auch nicht wollen.«
»Ich weiß aber, dass sich Helga freuen wird.«
Maria klingelte erneut. Phillip stieg, ganz peinlich berührter Ehemann, von einem Bein aufs andere.
»Komm, lass uns doch einfach den Patrick anrufen. Besuchen wir ihn halt zuerst in der Firma.«
»Och nein, er freut sich bestimmt, wenn er zu Mittag nach Hause kommt und wir mit Helga am Tisch sitzen. Du weißt doch, wie gern er Jauserln in Gesellschaft hat.«
Maria klingelte zum dritten Mal.
»Ich glaube, das wird nichts nützen.«
Na endlich, die Nachbarinnen hatten angebissen.
»Oh hallo! Was meinen Sie?«
»Naja, die Mosers sind auf Urlaub.«
»Och Gott, wie schade, nein, ist das ärgerlich!«
»Ich hab’s dir ja gesagt, wir hätten vorher anrufen sollen.«
»Na, dann ruf ihn doch jetzt auf dem Handy an, wird das ein Spaß, wenn sie hören, dass wir vor ihrem Haus stehen.«
»Das wird Ihnen auch nichts nützen. Der Herr Moser dreht bei solchen Urlauben immer sein Handy ab.«
»Ach wirklich?! Wie schade.«
»Ich hätte ihm doch was sagen sollen, wie ich mit ihm am Mittwoch telefoniert habe.«
Das war gut von Phillip. Aber die Frauen reagierten nicht. Maria musste noch etwas nachschieben.
»Sagen Sie, wissen Sie vielleicht, wie lange sie weg sind? Wann sind sie denn überhaupt gefahren?«
»Am Mittwoch, ganz zeitig in der Früh. Sie haben gesagt, sie sind Sonntag wieder da.«
»Sag, Schatz, hast du mit Patrick am Mittwoch nicht noch telefoniert?«
»Ich muss ihn noch vor dem Wegfahren erwischt haben, nein, stimmt nicht, es war am späten Nachmittag. Also dreht er doch sein Handy auf.«
»Na, dann probier’s doch noch einmal!«
»Nein, das brauchen Sie nicht, ich habe schon Recht. Nur der Herr Moser ist erst am Donnerstag früh nachgefahren.«
»Wirklich?! Muss ihm wieder einmal die Arbeit dazwischen gekommen sein. Der Arme.«
»Das dachte ich mir auch, weil zuerst ist er mit der Familie in der Früh weggefahren, und dann ist er doch wieder spät in der Nacht, eigentlich war es schon Morgen, wieder nach Hause gekommen. Ich habe ihn gehört, obwohl er versucht hat, leise zu sein. Er ist immer so rücksichtsvoll.«
Bingo. Maria, verwirrt ob ihrer eigenen Geschichte, wusste jetzt akkurat nicht, ob sie als Freundin Phillip anschauen durfte oder nicht. Sie tat es lieber nicht, man hätte ihren Triumph erkennen können.
»Ja, was machen wir da jetzt? Wissen Sie vielleicht, wann sie zurückkommen?«
»Am Sonntag, ich werde erzählen, dass Sie da waren.«
»Ja, das wäre … oder nein, wir sind ja bis nächste Woche da. Wir werden es dann einfach am Montag versuchen.«
»Ich weiß nicht, warum du so auf Überraschungen stehst. Das ist nicht jedermanns Sache.«
»Liebling, manchmal bist du so furchtbar korrekt. So trocken. Du wirst sehen, es wird nett.«
Maria sah, dass Phillip wie sie selbst sich kaum das Lachen verbeißen konnte. Sie spielten ihre umgekehrten Rollen ausgesprochen gut.
»Wie du meinst, Schatz. – Gnädige Frau … danke für Ihre Auskunft. Und Sie haben meine Frau gehört, wir werden am Montag dann einfach wieder auftauchen.«
»Ja, wenn Sie so nett sind und den beiden nichts sagen. Ich will sie so furchtbar gerne überraschen. Sie rechnen sicher nicht damit, dass wir wirklich einmal Zeit
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