Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
sich, die irgendwie schön war. Maria wandte sich wieder ihren beiden Männern zu.
»Ignaz, vielleicht ist es sogar gut, dass wir uns hier getroffen haben. Sie haben ja einen gewissen Zugang zur Polizeiarbeit.«
»Ja, richtig, Sie recherchieren ja. Geht es um die Stein, oder?«
»Ja. Sie kannten sie?«
»Leider nein, war vor meiner Zeit. Aber Fredi, mein Freund, mit dem ich immer in die Clubs gehe, hatte einmal was mit ihr.«
Marias Hochgefühl war wie weggeblasen. Wenn Ignaz so locker darüber sprach, war dieser Fredi sicher nicht der Typ eines Mörders. Obwohl – manchmal kannte man seine besten Freunde nicht.
»Ja, und genau darum geht es uns. Wir suchen nach einem zierlichen, blonden Mann der … ein Hengst im Bett ist. Und man hat uns auf Fredi hingewiesen.«
»Die Beschreibung passt. Aber warum … nein, ist er leicht verdächtig?«
»Ein Mann dieser Beschreibung wurde gesehen, als er die Stein ans Bett gefesselt hat. Kurz danach war sie tot.«
»Nein, der Fredi nicht. Nein, der Typ ist er nicht. Und außerdem steht er so was von überhaupt nicht auf SM. Das würde er nicht einmal für so eine Frau wie die Bärbel machen.«
»Ignaz, bist du dir sicher, dass du deinen Freund wirklich kennst?«
Ignaz nahm einen Schluck. Er schien die Clubatmosphäre völlig vergessen zu haben. Nachdenklich sah er Phillip an.
»Natürlich kann ich das nicht hundertprozentig sagen. Ich bin nicht umsonst der Sohn meines Vaters, als dass ich nicht wüsste, dass einen Menschen immer wieder überraschen können.«
»Eben. Also wäre es denkbar, dass die beiden einander getroffen haben?«
»Wann soll es denn gewesen sein? Vielleicht hat sich das alles gleich erledigt, weil wir sind ja fast immer zusammen.«
»Mittwoch auf Donnerstag.«
Ein breites Grinsen legte sich über das Gesicht von Ignaz.
»Fall erledigt. Wir waren zusammen. Und zwar bei einem Kommers. Also gibt es auch andere Zeugen. Nicht nur mich. Fredi hat am Mittwoch seinen Schmiss bekommen.«
Maria fiel zusammen. Nicht nur, dass die nächste Spur flöten gegangen war, waren die beiden auch noch Burschenschafter. Diese Vereinigungen konnte sie ja überhaupt nicht leiden.
»Ich weiß, dass Sie jetzt enttäuscht sind. Aber Sie können gerne nachfragen. Wir waren im Roten Hof im …«
»Im achten Bezirk, ich weiß.«
Auch Phillip schien enttäuscht. Maria und er sahen einander kurz an. Und sie wussten, jetzt blieb nur noch der Freund in Amerika. Und das Abklappern aller Clubs von Wien. Also im Prinzip nichts. Eine wunderbare Aussicht.
»So, wie Sie beide dreinschauen, schaut es ziemlich schlecht aus.«
Phillip zuckte nur mit der Augenbraue.
»Ich weiß, Sie dürfen nichts sagen über den aktuellen Stand. Naja, lassen Sie nicht den Kopf hängen, der Fall ist ja erst drei Tage alt. Kein Mensch erwartet, dass das so schnell geht.«
Im Prinzip hatte Ignaz Recht. Normalerweise würde sich Maria auch keine Sorgen machen – nach drei Tagen. Nur diesmal war es etwas anderes, denn in einer ungeahnten Rasanz hatten sie schon alle Verdächtigen auf dem Brett gehabt – und wieder verloren. Jetzt konnte es nur mehr mühsam werden.
»Hi, na endlich! Alter, wo warst?«
»Hi, alles smiley. Ich hab nur gschwind die neue Fuffi, die jetzt bei uns eingezogen ist, rannehmen müssen. Na, die war heiß … ich kann dir sagen!«
Jetzt wusste Maria, warum die Stein ihrem Typ Mann untreu geworden war. Fredi war … eine Zuckerstange. Zwar klein und zierlich, aber mit definierten Muskeln, einem wirklich attraktiven Gesicht, zum Wuscheln einladenden blonden Haaren und sehr geilen Bewegungen. Ein Schnucki. Maria glaubte ihm blindlings, dass er diese neue Wohnungsgenossin befriedigen musste.
»He, aber dir war eh nicht fad. Nettes Pärchen. Wie heißt du denn, meine Schöne?«
»Äh, du, das sind Kollegen meines Vaters.«
»No problem, meine Schöne, ich hab einen Knüppel, der dir gefallen wird.«
»Sie recherchieren.«
Schlagartig änderte sich Fredis Gesichtsausdruck. Die frische Narbe des Schmisses schien noch röter zu werden.
»Verstehe. Finden Sie den Mörder von meiner Göttlichen. – Bevor ich es tue.«
Es klang sehr bedrohlich und ernst. Dieses süße Engelsgesicht würde anscheinend auch nicht vor einer Lynchjustiz zurückschrecken.
»Frau Stein scheint Ihnen sehr am Herzen zu liegen.«
»Die Göttliche liegt mir nicht nur am Herzen, sondern in meiner Seele.«
Fredi drehte sich um, zündete sich eine Zigarette an und setzte sich zu zwei Frauen,
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