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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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lernen, wie man einen ordentlichen Eintopf zubereitet.
    Aber für den Augenblick war er gut genug. St. John hatte Schutz vor dem Regen gefunden, der draußen herunterprasselte, sein Bauch war gefüllt und der gut ausgereifte Rotspon versetzte ihn in geradezu fröhliche Stimmung.
    Zumindest bis die Tür aufging und eine hoch gewachsene, hagere Gestalt aus dem Regen hereinkam.
    Der Mann nahm seinen breitkrempigen Hut ab, schüttelte ihn aus und sah sich mit fast weißen Augen im Saal um. Die Gäste sahen seine Körperhaltung, insbesondere seine Augen, und wandten sich ab. Einen Augenblick lang verstummte jedes Gespräch, um gleich darauf in ziemlich sinnloses Gebrabbel überzugehen.
    Martin hoffte, dass der Mann jemand anderen oder etwas anderes suchte. Aber der Neuankömmling wandte seinen Blick ihm zu, lächelte ausgesprochen freundlich und hielt dann quer durch den überfüllten Raum auf ihn zu.

    »Bruder Martin«, sagte Conner. »Was für eine angenehme Überraschung.«
    »Überraschung, dass ich nicht lache«, antwortete Martin verstimmt. »Was zum Teufel willst du, Bruder Conner?«
    Die Bruderschaft der Rose hatte bereits vor dem Zusammenbruch existiert. In jener glücklichen Zeit hatte es kaum Bedarf und auch nur wenig Anlass für Kriminalität gegeben. Sie erforderte unglaubliche Schlauheit und den tief verwurzelten Wunsch, Böses zu tun; und wenn man buchstäblich alles bekommen konnte, was man sich wünschte, nahm das Verbrechen wahrhaft bizarre Gestalt an.
    Für die Bruderschaft war es ein Spiel, eine Beschäftigung, eben etwas, womit man sich in einer mit Luxus aller Art angefüllten Welt die Zeit zwischen Geburt und Tod vertrieb. Einer Frau die Jungfernschaft zu stehlen und ihr Vertrauen zu täuschen, den einen Gegenstand zu finden, den jemand über alle Maßen liebte und ihn ihm wegzunehmen, zu töten, und das in einer Welt, wo jeder von Energiefeldern geschützt war, wo Nanniten jedes Gift besiegten und die Heilung fast ohne Zeitverzug stattfand, erforderte Schlauheit und Geschick, insbesondere da die wenigen Polizeikräfte, die dem Rat verblieben waren, Zugang zu einer Informations- und Ermittlungstechnologie hatten, die an Zauberei grenzte. Und unter den »Brüdern« konnte man es zu Ansehen bringen, wenn man solche Dinge mit Stil tat.
    Conner hatte es in der Bruderschaft zu wahrhaft erstaunlichem Ansehen gebracht.
    Seit dem Zusammenbruch hatten die Fähigkeiten, die Martin entwickelt hatte, dafür gesorgt, dass er es warm hatte, genug zu essen und sich so behaglich fühlte, wie das in dieser neuen leidgeplagten Welt überhaupt möglich war. Jetzt wurde ihm bewusst, dass all diese Dinge möglicherweise ein Ende nehmen würden. Oder auch nicht.

    »Wie ist’s dir ergangen?«, erkundigte sich Conner, nahm ihm gegenüber Platz und schlug die Beine übereinander. Er winkte dem Kellner zu, einem jungen Mann, der in Anbetracht der vielen Gäste gehetzt wirkte, und ließ dann den Blick zu Martin zurückwandern. »Wie läuft’s denn?«
    »Ach, du weißt schon«, sagte Martin und lehnte sich ebenfalls zurück. »Ich komm schon klar. Dies und jenes.«
    »Ja«, sagte Conner und lächelte. »Das kann ich mir denken. Ich bin da auf dem Weg hierher auf einen kleinen Menschenauflauf gestoßen. Anscheinend sind Vagabunden über einen hiesigen Geschäftsmann hergefallen. Eine schreckliche Sache. Paul tut alles, was in seiner Kraft steht, um in den Gebieten unter seiner Kontrolle kein Verbrechen aufkommen zu lassen. Ich bin sicher, dass man den Tunichtgut bald erwischen wird.«
    Martin gab sich alle Mühe, sich nicht zu verschlucken, als er an seinem Wein nippte, der plötzlich wie Essig schmeckte. Vor dem Zusammenbruch führte es gewöhnlich zu strenger Überwachung, wenn man erwischt wurde. In extremen Fällen, und er wusste wohl, dass das die Kategorie war, die für ihn zutraf, hätte möglicherweise sogar eine Bewusstseinslöschung angeordnet werden können, und anschließend hätte man dann dem Verbrecher eine brave, gelehrige Persönlichkeit aufgeprägt.
    Seit dem Zusammenbruch war Verbrechen im Allgemeinen eine lokale Angelegenheit. Wenn ein Dieb erwischt wurde, neigten die Bewohner der jeweiligen Gegend zu sehr direktem und endgültigem Handeln. Seil war billig, und im Übrigen konnte man es ja mehrfach benutzen.
    Als Pauls Legionen gekommen waren, hatte sich in dieser Beziehung einiges geändert. Paul hatte viel bessere Verwendung für Verbrecher, als sie in Leichen zu verwandeln. Seine Legionen waren stets

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