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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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fixiert«, sagte sie und wühlte in einer Schublade herum, bis sie schließlich ein Blatt Papier fand. Sie verglich das Datum und zuckte die Achseln. »Vierhundertdreiundzwanzig Credits.«
    »Das reicht für Regierungsarbeit«, erwiderte Joel. »Ich brauche das Geld in einem möglichst kleinen Päckchen.«
    Die Frau zog ihre Geldschublade auf, entnahm ihr eine Hand voll Scheine, gestempelte Bronzemünzen und etwas Silber in unregelmäßigen Brocken. Sie legte das Silber auf die Waage, fügte noch ein wenig hinzu und schob das Ganze in das Regal.
    »Dreihundert Credits in bar«, sagte sie und zählte ihm die Scheine hin. »Fünf Zwanzig-Cred-Stücke und dreiundzwanzig in Silber.«
    »Die habe ich noch nie gesehen«, gab Joel zu und nahm einen der Scheine. Er war auf der einen Seite mit dem Adler der UFS, auf der anderen mit dem Bild einer ihm unbekannten Person bedruckt. Darunter stand »Fifty Credits«. Er rieb an dem Druck, aber die Farbe ging nicht ab.
    »Das ist das neue Geld, das die verteilen«, erklärte die Frau. »Man kann es überall in den UFS gegen fünfzig Bon Kredits umtauschen. Und in den noch nicht eingemeindeten Städten wirst du es bei den meisten auch los.«
    »Scheint mir ein schlechter Tausch für Geld«, meinte Joel.
    »Na ja, wenn du wieder hierher kommst, geben wir dir genau den gleichen Betrag zurück, minus zwei Prozent Wechselgebühr«, erwiderte die Frau, die sichtlich daran gewöhnt war, Neuankömmlingen die Fakten des Lebens zu erklären. »Und wenn du bei uns ein Konto hast, verzichten wir auf die Gebühr.«
    »Dann fungiert ihr also auch als Bank?«
    »Ja, wir haben eine Bundeslizenz und operieren nach der Charta von Idoma«, erklärte die Frau. »Das ist ein wenig anders als das früher war, aber eigentlich nicht sehr. Und wir
sind gegen Verlust versichert, das gibt ein gutes Gefühl. Schließlich sind seit dem Zusammenbruch einfach zu viele Geldverleiher und Geldwechsler beraubt worden. Jetzt ist es ein Bundesverbrechen, und die Inspektoren machen auf jeden Jagd, der eine Bundesbank beraubt, jagen den Täter bis ans Ende der Welt.«
    »Oder in eine von Paul Bowmans Regionen«, stellte Joel fest. »Okay, ich bin einverstanden. Kannst du mir eine Adresse empfehlen, wo ich schlafen kann? Ich reise morgen ab.«
    »Das Hotel Brixon ist ganz nett«, sagte die Frau und deutete nach draußen links. »Der Speisesaal dort ist auch ganz in Ordnung.«
    »Vielen Dank für deine Hilfe«, erwiderte Joel, nahm das Geld und schob es in seine Tasche. »Tut mir Leid, dass ich kein Konto eröffnen kann.«
    »Na ja, vielleicht ein anderes Mal, wenn du länger hier bist«, erwiderte die Frau. »Chian ist wirklich am Wachsen, fast wie eine zweite Hauptstadt. Hier gibt es immer Arbeit.«
    »Ich werde es mir überlegen«, sagte er. »Einen schönen Tag noch.«
    »Was sagtest du, dass du tust?«, erkundigte sich die Frau.
    »Kontraktarbeit«, erwiderte Joel und wandte sich dabei ab. »Ich betrachte es als eine Art Bergungstätigkeit.«
     
    Der Mann, der augenblicklich den Namen Martin St. John benutzte, nahm einen Schluck aus einem Glas überraschend guten Weins und sah sich in der überfüllten Taverne um. Aber er tat das nicht, weil er sich für die anderen Gäste interessierte. Der Brit-Händler, der das Pech gehabt hatte, dem scheinbar freundlichen jungen Mann auf der Straße von Setran zu begegnen, war von einer erfolgreichen Verkaufstour zurückgekehrt. Die Silbernuggets, jedes einzelne so groß wie eine Kirsche – die Währung, die man in Ropasien eindeutig dem inflationären Papiergeld des Neuen Aufbruchs
vorzog –, hatten für den schlechten Eintopf, den guten Wein, der sich ihm anschloss, bezahlt.
    Nur diesem Wein war es zu verdanken, dass die Gaststätte überhaupt existierte. Das Gebäude hatte buchstäblich über Jahrtausende hinweg an der Straßenkreuzung gestanden, ursprünglich als Gasthof, der bis in die Zeit des Hundertjährigen Krieges zurückreichte, dann als Privatwohnung. Der letzte Besitzer hatte in den Jahren nach dem Zusammenbruch seinen Weinkeller und das Breitschwert, das über dem offenen Kamin hing, dazu benutzt, es wieder als Gaststätte zu etablieren. Bis dann die gewandelten Legionen des Neuen Aufbruchs Gefallen daran gefunden hatten und der Besitz an die Spießgesellen des Neuen Aufbruchs übergegangen war. Unter den letzten Eigentümern hatte das Essen besser geschmeckt. Aber den Weinkeller hatten auch die neuen Besitzer behalten. Mit der Zeit würden sie vielleicht sogar

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