Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
das Mittagessen auszulassen und auf die Weise etwas Geld zu sparen. Damit würde er dann über drei Bons zusätzlich verfügen. Einen Zehntel hatte er für das Bad ausgegeben und einen weiteren Zehntel, um seine Kleider reinigen zu lassen. Einen Zehntel für das Mädchen mit der Fiedel und einen Viertel für den Geldbeutel. Eigentlich eine ganze Menge für ein kleines Stück genähtes Leder, aber andererseits hatte er den Verkäufer von einem Halben heruntergehandelt. Es war nicht gerade so, dass ihm das Geld unter den Fingern zerrann, aber er musste immerhin noch an heute Abend und an morgen denken. Und dann war da noch die nächste Woche; es gab keinerlei Garantie dafür, dass er wieder einen Bonus bekommen würde. Wenn er aus dem Lehrlingsprogramm austrat, ob er sich nun der Wachtruppe anschloss oder eine andere Einsatzmöglichkeit für seine Fertigkeiten fand, es würde jedenfalls gut sein, ein wenig Startkapital zu haben. Und deshalb beschloss er, sehr sparsam zu sein.
Während er so über seine finanzielle Lage nachdachte
und seine Augen unbewusst über die Menschenansammlung draußen wandern ließ, war die Bedienung, mit der er sich unterhalten hatte, herübergekommen und hatte sich auf der Bank ihm gegenüber niedergelassen und ihm damit sowohl die Sicht versperrt als ihn auch mit einem Ruck wieder in die Gegenwart zurückgerufen.
Sie fächerte sich theatralisch mit der Hand Luft zu, seufzte und lächelte ihn dabei an.
»Hart gearbeitet?«, fragte Herzer und kratzte die letzten Breireste in seiner Schüssel zusammen.
»Ah! Du hast das nicht miterlebt, das war das reinste Tollhaus!«, sagte sie und fächelte sich erneut Luft zu, obwohl er keinen Schweiß auf ihrem Gesicht sehen konnte.
»Aber ich habe heute Nachmittag und morgen frei, weil ich heute Vormittag gearbeitet habe. Morgen Kirby«, stellte sie sich dann vor und streckte ihm die Hand über den Tisch entgegen.
»Herzer Herrick«, erwiderte Herzer und nahm ihre Hand. Sie fühlte sich angenehm warm an.
»Herzer Herrick« , sagte sie und ließ den Namen auf ihrer Zunge rollen. »Her-zer Herrick! Das klingt entzückend männlich!«
»Also du bist die Erste, die das zu mir sagt.« Herzer lachte und schüttelte den Kopf.
»Und womit verdienst du dir deine Essensbons, Herzer Herrick?«
»Ich bin im Lehrlingsprogramm«, sagte er und führte den letzten Löffel Brei zum Mund. Der größte Teil der Menschenmenge hatte sich offenbar inzwischen getrollt, und sie saßen nahe genug am Wasser, um das Plätschern der Wellen zu hören, das die angenehm kühle Brise zu ihnen herübertrug. Herzer war sich ziemlich sicher, dass er für alle Ewigkeit hier sitzen bleiben könnte, ganz besonders wenn er keine weiteren Bäume mehr zu fällen
brauchte. Und er wollte nicht einmal daran denken , wieder an die Arbeit zurückzukehren.
»Vielleicht sollte ich auch dort hinübergehen«, erwiderte sie. »Ich habe jedenfalls nicht vor, den Rest meines Lebens in der Küche zu arbeiten. Sieh dir bloß meine Hände an«, fügte sie hinzu und hielt sie ihm hin.
Herzers erster Gedanke war, dass sie recht wohlgeformt und durchaus angenehm anzusehen waren. Aber vermutlich fand sie, dass sie gerötet und aufgesprungen waren. Also war es vermutlich keine gute Idee, einfach zu sagen: »Ich finde sie recht hübsch«.
»Ich kann mir einfach nicht vorstellen , auch nur noch eine einzige Schüssel auszuwaschen«, sagte sie und schüttelte den Kopf.
Da war etwas, etwas … , Herzer zermarterte sich einen Augenblick den Kopf. Welche Pflanze war das doch? Bast hatte bei ihrem Spaziergang etwas gesagt … sie hatte breite Blätter … und eine lila Blüte, wenn er sich richtig erinnerte.
»Ich kenne vielleicht etwas, das dir da helfen könnte«, sagte er, drehte eine ihrer Hände um und strich mit dem Finger über ihre Handfläche, was Morgen genüsslich zusammenzucken ließ.
»Wirklich«, fragte sie mit kehliger Stimme und räusperte sich dann. »Wir hatten da so ein Öl, mit dem ich mir die Hände eingerieben habe, aber das hat mir nicht sehr geholfen. «
»Also, ich glaube nicht, dass man damit irgendetwas dauerhaft heilen kann«, gab Herzer nachdenklich zu bedenken. »Aber ein wenig helfen sollte es schon. Es ist eine Pflanze … und man wird eine Weile suchen müssen, um sie zu finden …«
»Wo?«
»Draußen im Wald, an einem Bachbett, wo es dunkel
und feucht ist. Man müsste in die Hügel gehen, abseits von den gerodeten Flächen.«
»Draußen im Wald?«, fragte sie unsicher,
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